Warum richtete der Dreifachmörder seine Opfer so kaltblütig hin?
Was trieb den Rentner Gerhard B. dazu, seine Nachbarn in Langweid mit Kopfschüssen zu töten? Ist der 64-Jährige schuldfähig? Antworten soll der Prozess ab 9. April geben.
Dieses Verbrechen erschütterte im vergangenen Sommer die ganze Region: Der Rentner Gerhard B. erschoss drei Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus in Langweid (Landkreis Augsburg). Der 64-Jährige ging dabei mit äußerster Kaltblütigkeit vor. Erst tötete er ein Ehepaar im Treppenhaus mit Kopfschüssen. Dann ging er den Ermittlungen zufolge zur Wohnung unter der seinen im Erdgeschoss. Dort setzte B. seine Neun-Millimeter-Pistole genau neben dem Türspion an und feuerte durch die Tür. Die 72 Jahre alte Bewohnerin wurde in den Kopf getroffen und war sofort tot. Anschließend fuhr er noch zum Sohn der 72-Jährigen und verletzte ihn und seine Freundin mit Schüssen durch die Tür schwer. Während der Tat trug der Sportschütze B. professionelle Ohrenschützer.
Dreifachmord in Langweid: Prozess am Landgericht Augsburg startet am 9. April
Der von der Kripo ermittelte Tatablauf lässt kaum Fragen in diesem spektakulären Fall offen. Umso mehr Fragen gibt es hinsichtlich des Motivs. Wie konnte ein bis dahin unbescholtener Bürger so ausrasten, dass er auf einen derart brutalen Rachefeldzug ging? Ist Gerhard B. überhaupt schuldfähig oder beging er die Tat in einem psychischen Ausnahmezustand? Und dann steht noch die Frage im Raum, weshalb der Rentner, der offenbar schon lange nicht mehr in einem Schützenverein aktiv war, sechs Waffen inklusive Munition zu Hause haben konnte.
Antworten auf diese Fragen dürfte der Prozess gegen den mutmaßlichen Dreifachmörder von Langweid geben, der am 9. April am Landgericht Augsburg startet. Für das aufsehenerregende Strafverfahren sind laut Verteidiger Walter Rubach 15 Verhandlungstage bis zum 25. Juli angesetzt. Neben einem psychiatrischen Gutachten sind Expertisen zu den Waffen geplant.
Dem Dreifachmord vorangegangen war ein seit Jahren schwelender Streit
Über dem gesamten Prozess wird ein großes "Warum?" stehen. Klar ist bislang nur, dass der Bluttat ein jahrelang schwelender Streit zwischen Gerhard B. auf der einen und dem Ehepaar und der 72-jährigen Frau auf der anderen Seite vorangegangen war. Es gab gegenseitige Beleidigungen, Drohungen und sogar Rangeleien. Auch wechselseitige Anzeigen sind dokumentiert. Nur zwei Stunden vor der Gewalttat war die Polizei in die Langweider Schubertstraße gerufen worden. Doch was genau B. nach dieser erneuten Meinungsverschiedenheit zu dem Rachefeldzug getrieben hat, ist offen. Denn nach Informationen unserer Redaktion ging es auch kurz vor der Tat wie so oft um alltägliche Kleinigkeiten, und es blieb zunächst auch bei verbalem Streit.
Sportschütze B. hatte sechs Waffen in seiner Wohnung in Langweid
Nach der Bluttat fuhr Gerhard B. mit dem Auto davon. Die Polizei hatte ihn jedoch schnell im Visier. Auf einem Firmenparkplatz im Langweider Ortsteil Foret griffen die Fahnder zu. B. ließ sich widerstandslos festnehmen. Die Tatwaffen – eine Pistole und ein Revolver – lagen noch im Auto. In seinem Waffenschrank daheim fanden die Ermittler noch eine Sportpistole und drei Gewehre.
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