Nur für einen hatte der Weg zum Glauben keinen Umweg
Drei neue Geistliche sind im Landkreis tätig. Doch zu ihrem Dienst für Gott fühlten sich nicht alle direkt berufen. Einer war sogar Restaurantmanager bei McDonald’s.
Das Dekanat, das Bezirkskrankenhaus sowie die Klinik in der Kreisstadt bekommen heute neue Seelsorger. Kaplan Daniel Rietzler wird als Jugendseelsorger für die Dekanate Günzburg und Neu-Ulm zuständig sein, Pfarrer Adalbert Brandmair sich den Sorgen der Menschen im Bezirkskrankenhaus und der Klinik in Günzburg annehmen. Und auch in Thannhausen steht mit Stadtpfarrer Stefan Finkl ein Neuanfang vor der Türe.
Kaplan Rietzler kam schon früh als Ministrant mit dem Glauben in Berührung. Doch sein Weg zum Priester war keinesfalls vorgezeichnet. Mit etwa 15 Jahren habe er andere Dinge im Kopf gehabt, erst in der Zeit des Abiturs kam er Gott wieder näher. Auf einer Wallfahrt nach Rom bekam er das erste Mal mit, „wie jugendliche Gläubige miteinander umgehen und beten“.
Auch eine Messe im Petersdom mit dem damaligen Papst Johannes Paul II. hinterließ einen bleibenden Eindruck. Zunehmend hatte er das Gefühl, dass das eingeschlagene Sport-Studium nicht das richtige für ihn war. Deshalb brach er es ab und begann ein Theologiestudium in Augsburg. Trotzdem ist dem 36-Jährigen Sport bis heute wichtig: Im Hinblick auf die bevorstehende Tätigkeit als Jugendseelsorger möchte er eine Verbindung zwischen ihm und dem Glauben herstellen. Am 9. September soll das bereits bei einem Wander-Wochenende in Bad Hindelang umgesetzt werden. Rietzler möchte Jugendlichen helfen, den Glauben besser kennenzulernen, ihnen zeigen, dass das Leben in der Gottesbeziehung etwas Schönes ist und Impulse geben, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen.
Auch am Gymnasium in Wettenhausen wird er tätig sein
Die Arbeit an Schulen ist ihm dabei besonders wichtig: „Da kommt man mit einer ganzen Bandbreite an Jugendlichen zusammen.“ Zwei bis drei Tage die Woche wird er deshalb am St.-Thomas-Gymnasium in Wettenhausen sein. Ganz neu ist die Jugendarbeit für ihn nicht, schon in seiner vorherigen Position als Kaplan in der Pfarrei in Vöhringen kam er mit jungen Gläubigen in Berührung. Im Oktober kehrt er mit einer Gruppe Jugendlicher bei einer Wallfahrt an den Ort zurück, der ihn einst in seinem Glauben bestärkte: Es geht nach Rom.
Pfarrer Adalbert Brandmair hingegen wusste schon mit 14 Jahren genau, dass er Priester werden will, wie er sagt. Im Rahmen seines Theologiestudiums an der Universität Augsburg verbrachte er dann ein Jahr in Wien. Dort verfestigte sich sein Wunsch, „für Gott zu leben“. Später als Kaplan in Gundelfingen habe er viele Kranke besucht, dabei war er auch manchmal in Günzburg.
Zwar ist die Seelsorge in der Klinik und dem Bezirkskrankenhaus Neuland für den 51-Jährigen, aber er fühlt sich für die neue Aufgabe gut geeignet: „Ich habe den Eindruck, dass ich Kranken nahe sein kann.“ Eine besondere Erfahrung, die ihn bestärkte, war auch der Tod seines Vaters vor vier Jahren. Brandmair begleitete ihn während der Krankheit. Den Kranken und Angehörigen in Günzburg möchte er „Mut machen, ihnen nahe sein und das Lebendige im Menschen in der bedrängten Situation stärken“. Auch die Ärzte, Krankenschwestern und anderen Angestellten wird er seelsorgerisch betreuen. Auf die Zusammenarbeit im vierköpfigen Team freue er sich genauso wie auf viele neue Begegnungen, sagt er.
Er war schon Restaurantmanager bei McDonald‘s
Ein Neuanfang steht heute auch in Thannhausen an. Mit Stefan Finkl beginnt hier der neue Stadtpfarrer seinen Dienst. Der gebürtige Stadtberger war zuletzt Kaplan in Marktoberdorf im Allgäu. Am heutigen Donnerstag um 18 Uhr hält Finkl seine erste Messe in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Zum Priester geweiht wurde Finkl am 30. Juni 2013 im Augsburger Dom. Auf dem Weg zum Priestertum beschritt der 42-Jährige so manchen Umweg. Nach dem Abitur am Gymnasium St. Stephan in Augsburg im Jahr 1993 leistete er seinen Zivildienst bei den Maltesern. Anschließend studierte Finkl zwei Semester Theologie an der Universität Augsburg, begann jedoch 1997 eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Stadtsparkasse Augsburg. Nach der vierjährigen Bankausbildung machte sein Weg erneut einen Schwenk.
Weitere vier Jahre arbeitete Finkl als Restaurantmanager zweier McDonald’s Filialen in Schwabmünchen und Augsburg, ehe er seiner geistlichen Berufung wieder näher kam. Ein Jahr lebte er in einer Ordensgemeinschaft in Österreich, bevor er 2007 erneut in das Augsburger Priesterseminar eintrat und sein Studium der katholischen Theologie in Augsburg und Regensburg wieder aufnahm. „Die alles entscheidende Frage bei der Entscheidung zum Priestertum lautet: ‚Gott, wo willst Du mich haben?‘“, erklärte er in der Festschrift zu seiner Primiz. Eine Antwort auf diese Frage gebe es nicht sofort, oft sei sie eher ein länger währender Prozess. Dass er sein „altes“ Leben gegen das als Priester eingetauscht hat, habe er jedenfalls nie bereut.
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