Handball-Drittligist VfL Günzburg trennt sich von Trainer Gábor Czakó
Spartenchef Torsten Zofka erklärt, warum der VfL Günzburg seinen Trainer beurlaubt. Ein alter Bekannter soll die Handballer nun zum Klassenerhalt in der 3. Liga führen.
Die Entscheidung fiel mitten in der Nacht und nach stundenlangen vereinsinternen Beratungen: Handball-Drittligist VfL Günzburg hat seinen Trainer Gábor Czakó mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt. Für das in Sachen Klassenerhalt enorm wichtige Spiel bei der TSG Söflingen (5. Februar, Anwurf ist um 18 Uhr) und für den weiteren Verlauf der Saison 2021/22 springt dessen unmittelbarer Vorgänger Stephan Hofmeister interimsweise ein. Der könnte in dieser Rolle auch ein Fixpunkt der Handball-Zukunft im VfL werden, bestätigt Spartenchef Torsten Zofka auf Anfrage unserer Redaktion.
Torsten Zofka: "Wir stehen zu schlecht da"
Ursprünglich war mit Czakó verabredet worden, sich nach der laufenden Runde zu trennen und bis dahin gemeinsam die Mission Klassenerhalt positiv abzuschließen. Die durchwachsene Leistung und das extrem enttäuschende Ergebnis in Neuhausen haben Zofka nun zum sofortigen Handeln bewogen. „Für das Material, das wir haben, stehen wir zu schlecht da“, urteilt der Funktionär.
Als Grundsatz-Kritik an der Arbeit des Trainers, der im Sommer 2019 in Günzburg angetreten war und die Mannschaft in die Dritte Liga geführt hatte, möchte Zofka diese Worte nicht einmal ansatzweise verstanden wissen. „Er ist ein genialer Coach“, sagt er über Czakó und fügt hinzu: „Jeder Spieler bei uns bestätigt, dass ihn der Trainer in diesen drei Jahren sportlich und individuell weitergebracht hat. Wir sind unheimlich dankbar für die Zeit und er hat mit dem Aufstieg etwas geschafft, das ich nicht für möglich gehalten hätte.“
Gábor Czakó reagiert emotional
Der Geschasste wollte diese Formulierungen im ersten Moment nicht hören; Czakó reagierte äußerst emotional auf die Entscheidung.
Beim VfL Günzburg kündigen sich nun enorm spannende Tage und Wochen an. Hofmeister übernimmt den Job aufgrund seiner jahrzehntelangen tiefen Verbundenheit mit den Weinroten und seiner überaus erfolgreichen Arbeit in der Vergangenheit mit einem riesigen Vertrauensvorschuss. Für ihn ist das „keine kleine Herausforderung – aber er nimmt sie mutig an“, führt Zofka aus.
Das Bild vom letzten Strohhalm mag Zofka in diesem Zusammenhang nicht bemühen, er sagt lieber: „Wir setzen auf den Impuls einer Veränderung.“
Hofmeisters Aufgabenbeschreibung heißt schlicht und einfach Klassenerhalt. „Die Chancen sind ja intakt“, bekräftigt er zuversichtlich und betont gleichzeitig: „Ich freue mich auf die Aufgabe.“
Bleiben die Assistenten des bisherigen Chefcoachs?
Unterstützen sollen ihn dabei nach den Vorstellungen der Spartenführung die bisherigen Assistenten von Czakó, Torwarttrainer Andreas Theimer und Co-Trainer Sandro Jooß. Wobei sich Letztgenannter noch nicht abschließend geäußert hat, ob er wirklich dazu bereit ist. Immerhin hatte das Dreier-Team stets eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Augenscheinlich nahmen weder Jooß noch Theimer die Nachricht von der Beurlaubung ihres Chefs begeistert auf.
Doch Zofka weiß, was er an diesen Fachleuten hat – und das nicht erst, seit ihm der Mannschaftsrat in der aktuellen Krise deutlich mitgeteilt hat, wie wichtig vor allem Jooß als Trainer und Ansprechpartner für die Handballer ist. Entsprechend wirbt der Funktionär um dessen Zusage: „Jooß ist so wichtig und arbeitet so akribisch. Einen Co-Trainer von diesem Format findest du eigentlich nirgends.“
Was sich Torsten Zofka wünscht
Gleichzeitig präzisiert der Abteilungsleiter, dass die jetzt offenbar gefundene Lösung keinen Hinweis auf die Besetzung der Trainerstelle in der kommenden Runde darstellt. Er verhehlt freilich nicht, dass er sich eine dauerhafte Kooperation Stephan Hofmeister/Sandro Jooß wunderbar vorstellen kann: „Mein großer Wunsch wäre, dass sie zusammenarbeiten.“
Zeit bleibt nicht viel, um das Team auf das Derby in Söflingen einzustimmen. In Sachen „Wunschpartner“ für den bevorstehenden Weg durch die Abstiegsrunde haben sich die Weinroten durch ihre Niederlage in Neuhausen ja einige Optionen selbst zerstört. Nun geht es nicht mehr ums Taktieren, sondern nur noch darum, Spiele zu gewinnen, wenn man sich nicht auf Lotterien einlassen will. Was aus Sicht von Zofka heißt: „Wir müssen versuchen, Achter zu werden. Dann gehen wir mit dem Tabellenletzten in die Abstiegsrunde. Aber es wird – wieder einmal - sehr schwer.“
Die Diskussion ist geschlossen.