IG Metall: Landkreis steckt noch in der Krise
Leipheim Die Krise ist im Landkreis Günzburg noch nicht vorbei, waren sich Vertreter der Gewerkschaft IG Metall sicher. Gestern besuchte der neue Bezirksleiter Jürgen Wechsler die IG Metall in Leipheim, um sich über die aktuelle Lage der Industriebranche in der Region zu erkundigen. Die sei alles andere als rosig.
Noch immer befinden sich überdurchschnittlich viele Firmen in der Region in Kurzarbeit. Nach Angaben von Elmar Heim, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Neu-Ulm-Günzburg, greifen noch knapp ein Drittel der Betriebe auf diese Maßnahme zurück. Die Gründe sind vielfältig. Die Nutzfahrzeug-Branche habe bundesweit die Krise noch nicht überstanden - das wirkt sich auch auf den Anhängerhersteller Kögel in Burtenbach aus.
Wanzl in Leipheim ist von der Binnenkonjunktur abhängig. Die laufe, so Heim, weiterhin schlecht. "Der Aufschwung lebt vom Export, die Binnenkonjunktur dümpelt vor sich hin", fasste es Bezirksleiter Wechsler zusammen. So richtig zufrieden war die Gewerkschaft mit der Situation in der Region nicht. Dieses Jahr gebe es fast 20 Prozent weniger Ausbildungsplätze, berichtete Gewerkschaftssekretär Siegfried Bägendörfer. Eine Berufs- oder Familienplanung sei für junge Arbeiter kaum noch möglich - viele stünden nach der Ausbildung ohne Job da oder hangelten sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten. Ihn wundere es daher nicht, dass immer mehr junge Leute dem Landkreis den Rücken kehren.
Vor Kurzem wurde bekannt, dass die Firma Petra-Electric, die zum WMF-Konzern gehört, ihr Werk im Burgauer Stadtteil Unterknöringen Ende August 2011 schließen wird. Gewerkschaftssekretär Günter Frey hegte den Verdacht, dass das Unternehmen "die letzten 20 Jahre nichts mehr investiert hat". Er forderte den Konzern WMF auf, am Burgauer Standort zu investieren, dann "können auch die Arbeiter bleiben", weil sich die Produktion wieder rentiere.
Auch das Thema Tarifverträge kam beim Besuch des Bezirksleiters zur Sprache. Siegfried Bägendörfer kritisierte, dass die Tarifbindung bei den Firmen in der Region "wesentlich schlechter" sei, als beispielsweise im Nachbarlandkreis Neu-Ulm. Gerade die großen Betriebe, wie Wanzl, AL-KO und BWF, beschäftigten ihre Mitarbeiter außertariflich. "Das sagt nichts über die Bedingungen aus", betonte Wechsler. Aber: "In Zukunft werden Betriebe, die keine ordentlichen Verhältnisse haben, wie beispielsweise Tarifverträge, Probleme haben, Fachkräfte zu bekommen", ist sich der Bezirksleiter sicher.
Positiv bewerteten die Gewerkschaftler, wie sich die Region bislang in der Krise geschlagen hat. Bis auf Kögel habe es im Landkreis keine Insolvenz gegeben, außerdem sei die Zahl der Beschäftigten relativ stabil geblieben. "Ohne Kurzarbeit und andere Maßnahmen hätten wir im Landkreis 2000 Arbeitsplätze verloren", ist sich Heim sicher.
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