Seelsorger und „Menschenfischer“
Nach einem erfülltem Leben kehrte Reinhard Deininger im Alter nach Illertissen zurück. Zu seinem 80. Geburtstag geben Weggefährten Einblick in das Leben des Pfarrers
Als „Menschenfischer“, wie Freunde Pfarrer Reinhard Deininger auch nannten, war er hauptsächlich außerhalb seiner Heimatstadt Illertissen tätig. Dennoch wird er seit seiner Rückkehr geschätzt und gern gesehen: Sei es als Aushilfe in der Pfarreiengemeinschaft oder als Seelsorger im Rollstuhl. Den 80. Geburtstag feierte er an Johanni, 24. Juni, doch die Würdigung seiner Person überließ er Weggefährten. Elf haben ihm die Freude gemacht, sodass dabei eine beachtliche Sammlung entstanden ist, angefangen mit der Schulzeit in Illertissen.
Josef Dilger, früherer Rektor in Babenhausen, kennt ihn aus der gemeinsamen Kollegszeit: „Er hieß bei uns Didi. Bei Klassentreffen, die er maßgeblich mitorganisierte, trafen wir uns regelmäßig und tun es bis heute.“ Hans-Jürgen Ditges, Bankfachmann in Wiesbaden, weiß noch gut als Internatsschüler: „Die Freundschaft mit Didi verbindet mich seit 55 Jahren. Er war der einzige am Ort wohnende Mitschüler, der mich in sein Elternhaus mitnahm.“
Alfons Klotz, Pfarrer i. R. in Königsbrunn, erinnert sich: „Als Provinzler galt Reinhard Deininger in unserem Weihekurs – mehrheitlich Augsburger – als ein ,Provinzler mit Stil‘.“ Wie alle begann Deininger seine geistliche Laufbahn als Kaplan, wofür er nach Königsbrunn kam, bis er in leitende Funktionen kirchlicher Heime berufen wurde. „Dass er es dann mit 50 Jahren schaffte, wieder wie unsereins Pfarrer zu werden, begrüßten wir sehr.“
Msgr. Thomas Gerstlacher aus Gersthofen erzählt von der eigenen Zeit im Priesterseminar Georgianum in München: „Von 1969 bis 1979 war Deininger Subregens. In guter Erinnerung ist mir seine charmante, geistreiche Art geblieben.“ Oder auch Franz-Reinhard Daffner, Domkapitular i. R., Augsburg, zu dem Deininger wie mit anderen seiner Studenten Kontakt gehalten hat. Angesichts der schweren Erkrankung in den zurückliegenden Jahren verdiene Deininger hohen Respekt. „Aber durch seinen Glauben und seinen Humor fand er immer die Kraft zum Weitermachen.“
Schwester Johanna Breidenbach, Sozialpädagogin aus München, sagt über den früheren Heimleiter des Katholischen Waisenhauses und heutigen St.-Gregor-Heims Augsburg: „Dem damaligen Direktor Reinhard Deininger, der 1979 die Leitung übernommen hatte, war es zu verdanken, dass die Umstellung in ein heilpädagogisches Kinder-und Jugendheim gelungen ist.“ Pfarrgemeinderatsvorsitzende Friederike Alt von St. Mammas, Finningen/Reutti, schätzt an ihm: „Seinen freien Geist als ein vom II. Vatikanum geprägter Priester hat er sich nie nehmen lassen.“ Als zugehöriger Kirchenpfleger ergänzt Horst John: „Er war offen für Neues und verstand sich bestens mit den ihm anvertrauten Menschen.“ Willi Berchtold, Pfarrer i. R. aus Mauerstetten-Frankenried, sagt: „Deininger hatte anfangs vielleicht den Wunsch nach wissenschaftlichem Arbeiten, doch es kam anders.“ Seinen Lieblingsspruch „Halt die Ohren steif“, den er anderen gerne mitgibt, hat er wohl auch selbst verinnerlicht.
Die evangelische Dekanin Gabriele Burmann würdigt, dass Deininger in St. Albert, Offenhausen, zum evangelischen Kollegen Tobias Praetorius „ein ausgesprochen brüderliches Verhältnis pflegte“. Hoch rechnet sie ihm an, dass er dem evangelischen Kindergarten während seines Umbaus selbstverständlich ein Jahr Obdach gab im katholischen Gemeindehaus: „Mein Mann Ernst und ich freuen uns, unseren Freund zu treffen und mit ihm über Gott und die Welt zu diskutieren.“
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