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Kirchhaslach/Babenhausen
25.12.2023

Per Mausklick in die Welt: Wie ein gelähmter Mann sein Schicksal meistert

Bernhard Göttinger mit seinem speziellen Computer samt Brille und Blasrohr in seinem Zimmer im Seniorenwohnheim Babenhausen.
Foto: Sabrina Karrer

Bernhard Göttinger hat seit einem Unfall keine Kontrolle mehr über Beine und Arme. Den Alltag gestaltet der Kirchhaslacher nun in bemerkenswerter Weise. Auch dank Laptop, Brille und Blasrohr.

Hongkong, Santiago de Chile, Buenos Aires: Bernhard Göttinger hat eine Weltreise geplant. In einer digitalen Tabelle hat er die Kürzel der Flughäfen aufgelistet. Daneben die Start- und Landezeiten, die Flugzeugmodelle, deren Geschwindigkeit und die Breitengrade, die zu überwinden sind. Die Reise, die er so akribisch ausgetüftelt hat, wird Bernhard Göttinger allerdings nie antreten. Er ist vom Hals abwärts gelähmt, seit er vor acht Jahren mit seinem Auto gegen einen Baum geschleudert ist. Die Reisen – die unternimmt er nur noch in seinem Kopf. Mit Laptop, Brille und Blasrohr holt er sich ein bisschen weite Welt ins Zimmer.

Rund vier Stunden am Tag verbringt Bernhard Göttinger, 84, am PC. Dann steht vor seinem Rollstuhl ein Gestell mit einem großen und einem kleinen Bildschirm. Auf der Nase sitzt eine Brille, die an ein Headset erinnert. An dem einen Brillenbügel ist ein Sensor befestigt, der die Kopfbewegungen erfasst. Der Mauszeiger lässt sich auf diese Weise über die Bildschirme schieben. Am anderen Brillenbügel hängt ein Plastikröhrchen, in das Göttinger pustet. So klickt er den Mauszeiger via Funk. Eine Technik, über die man nur staunen kann. Für Bernhard Göttinger gehört sie zum Alltag.

Ein schwerer Unfall veränderte das Leben des Kirchhaslachers

Der kleine Bildschirm ersetzt die Tastatur. Die Buchstaben klickt Göttinger einzeln an. Pusten, Kopf bewegen, pusten, Kopf bewegen, H – A – L – L – O. Das erfordert Ausdauer. "Wenn er zwei Stunden für eine E-Mail braucht oder Rechtschreibfehler drin sind, dann ist das eben so", sagt sein Bruder Georg Göttinger, 71, der Adressat vieler dieser besonderen Nachrichten ist. Dass die beiden Brüder einmal derartig miteinander kommunizieren werden, hätten sie nicht für möglich gehalten. Nicht vor dem schweren Unfall, der Bernhard Göttingers Leben radikal veränderte. 

Es war der 2. Oktober 2015. Der Gebrauchtwagen, den er noch nicht allzu lange besessen hatte, hatte in den Tagen davor Mucken gemacht. Die Servolenkung funktionierte nicht richtig. Deswegen hatte Bernhard Göttinger für Donnerstag einen Termin in der Werkstatt vereinbart. Er verschob ihn letztlich auf Montag, weil seine Frau das Auto am Donnerstag brauchte, um zu ihrer Chemotherapie zu fahren. Am Freitag dann – der Unfall. "Hätte ich nur ..." – dieser Satz kann einen zum Verzweifeln bringen, gibt man ihm zu viel Raum in den Gedanken. 

So sah das Auto von Bernhard Göttinger nach dem schweren Unfall zwischen Kirchhaslach und Babenhausen aus.
Foto: Georg Göttinger

Es geschah in einer leichten Rechtskurve, auf dem Heimweg von Babenhausen nach Kirchhaslach. Die Servolenkung setzte aus, Bernhard Göttinger musste das Lenkrad kräftiger reißen. Das Auto kam von der Straße ab, überschlug sich, schmetterte gegen einen Baum. Der Mann am Steuer wurde schwer verletzt. Der Notarzt am Unfallort befürchtete, dass er die Nacht nicht überleben wird.

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Tat Bernhard Göttinger aber. Fünfeinhalb Stunden dauerte die OP, es folgten drei Wochen künstliches Koma und ein monatelanger Klinikaufenthalt in Ulm. Es stellte sich heraus, dass er querschnittsgelähmt ist. Er hat die Kontrolle über seine Arme und Beine verloren. 

Bernhard Göttinger aus Kirchhaslach hat ein Faible für Flugzeuge und Züge

Statt nun mit dem Schicksal zu hadern, macht Bernhard Göttinger das Beste daraus. "Er trägt es erstaunlich gelassen", findet Georg Göttinger und berührt den Arm des Bruders. Ob jemand kalte oder warme Hände habe, das könne er nämlich immer noch spüren. "Die Nerven sind beschädigt, aber nicht tot."

Ein Foto vom zerstörten Auto kann Bernhard Göttinger auf die Schnelle nicht auf seinem PC finden. Stattdessen öffnet er mit einem Klick – Pusten! – die Seite eines Fluganbieters. Flugzeuge seien immer sein Ding gewesen. Er sei schon nach Israel, Marokko, Thailand, Hongkong und in die USA gereist, erzählt er. "Der erste Flug ging nach Ägypten." 1976 war das, als Skirennläuferin Rosi Mittermaier zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck gewann. Das weiß er so genau, weil während des Flugs ein Rennen stattfand: "Bei der Landung war die erste Frage: Wie war die Rosi?" Auch Georg Göttinger hat seinen ersten Flug dem älteren Bruder zu verdanken. Der hatte damals die Idee zu einem ungewöhnlichen Tagesausflug: "Komm, wir fahren mit dem Zug nach Frankfurt, fliegen nach Stuttgart und fahren mit dem Zug wieder heim." Gesagt, getan.

Bernhard Göttinger.
Foto: Sabrina Karrer

Erlebt hat der Kirchhaslacher viel. Man muss sich allein in seinem Zimmer im Babenhauser Seniorenwohnheim Sankt Andreas umsehen, wo er nach dem Unfall einen Pflegeplatz bekam. Die Wände erzählen Geschichten. Da sind bunte Handabdrücke der Enkel, gerahmte Fotos, die ihn im Rollstuhl und umringt von der Familie zeigen. Eine Aquarellzeichnung des Elternhauses in Kirchhaslach. Ein Meisterbrief im Zimmererhandwerk. "In Kirchhaslach gibt es nicht viele Häuser, an denen er zu seiner Zeit nicht mitgearbeitet hat", meint sein Bruder. Nicht nur auf diese Weise hinterlässt Bernhard Göttinger Spuren im Dorf. Auch in 24 Jahren Gemeinderat, im Schützenverein, im Gartenbauverein, bei den Oldtimerfreunden.

Familienausflug zum Allgäu Airport

Als Fachmann für Züge und Flugzeuge war er schon in jungen Jahren bekannt. Als es noch kein Internet gab, seien Menschen zu ihm gekommen, weil er ein Buch mit den Bahnverbindungen besaß. Heute hat sich die Recherche zwar verändert, "aber wenn ich etwas wissen will, dann beauftrage ich ihn", sagt sein Bruder und lächelt. Im Netz findet der Senior nicht nur schnell heraus, wann Züge abfahren und ankommen, auch andere Dinge. "Für eine Pflegerin hat er mal geschaut, was man gegen Schnecken im Garten tun kann." Außerdem bleibt er durch die Zeitungslektüre auf dem Laufenden, natürlich digital.

Auch wenn aus Buenos Aires nichts mehr wird: Kleine Reisen machen seine Angehörigen ihm weiterhin möglich. Georg Göttinger leitete bis zum Frühjahr einen Elektrobetrieb. Der Kombi wurde zum Glücksfall. Den Rollstuhl auf der Ladefläche festgezurrt, unternimmt die Familie Ausflüge. Zum Beispiel – wie kann es anders sein – zu einem umgebauten Bahnhof in der Region. Oder zum Allgäu Airport. Durch den Zaun hat Bernhard Göttinger beobachtet, wie die Flugzeuge abheben und in den Wolken verschwinden. Hinaus, in die weite Welt.

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