Schmutzige Intrige gegen Seehofer
Das blanke Entsetzen stand vielen CSU-Abgeordneten in Wildbad Kreuth ins Gesicht geschrieben. Seit Wochen schon leidet die Partei an den Folgen der Bespitzelungsaffäre um die Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli. Jetzt schürt eine Indiskretion über das Privatleben von Horst Seehofer das gegenseitige Misstrauen:Leser-Votum: Lieber Beckstein als StoiberFraktion erhöht Druck auf StoiberForum: Diskutieren Sie die CSU-Krise!Stoiber-Ticker: Die News im Minuten-Takt Die Kronprinzen-Rolle - eine satirische BetrachtungBildergalerie: Der NeujahrsempfangBildergalerie: Die Rebellin aus FürthChronologie der KriseKommentar: Schlammschlacht
Das blanke Entsetzen stand vielen CSU-Abgeordneten in Wildbad Kreuth ins Gesicht geschrieben. Seit Wochen schon leidet die Partei an den Folgen der Bespitzelungsaffäre um die Fürther CSU-Landrätin Gabriele Pauli. Jetzt schürt eine neue Indiskretion über das Privatleben eines führenden CSU-Politikers das gegenseitige Misstrauen in der Partei.
Die Bild-Zeitung veröffentlichte ein Gerücht, das in eingeweihten Kreisen in Berlin angeblich schon länger bekannt war und mindestens seit Montag vergangener Woche auch in München gestreut wird: Bundeslandwirtschaftsminister und CSU-Parteivize Horst Seehofer (verheiratet, drei Kinder) soll schon seit Jahren eine heimliche Freundin haben. Laut Bild-Zeitung soll die Bundestagsmitarbeiterin sogar ein Kind von Seehofer erwarten. Sie sei im vierten Monat schwanger. Die Bild-Zeitung beruft sich auf "zuverlässige Quellen".
Bayerische Zeitungen griffen das Thema heute auf. Die Münchner "Abendzeitung" titelte "Sex-Intrige gegen Seehofer" und schrieb von "Mafia-Methoden in der CSU-Affäre". Die Überschrift in der Münchner "tz" lautete: "Schmuddel-Attacke gegen Horst Seehofer". Der "Münchner Merkur" schrieb: "Es wird schmutzig".
Die "Augsburger Allgemeine" veröffentlichte zu dem Thema einen
Die Mitglieder der CSU-Landtagsfraktion sind empört über die möglicherweise gezielte Indiskretion gegen einen potenziellen Stoiber-Nachfolger als Parteichef. "Das ist ja wohl das Letzte", sagte die Erlanger Abgeordnete Christa Matschl. Die stellvertretende Parteivorsitzende und Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm sagte: "Zu diesen Dingen äußere ich mich nicht. Das ist unterste Schublade."
Der Abgeordnete Martin Sailer aus Neusäß (Kreis Augsburg) nannte die Sache "nicht erfreulich". CSU-Generalsekretär Markus Söder betonte: "Privat ist privat. Der Stil, dass dauernd mit Gerüchten und Unterstellungen gearbeitet wird, ist unerträglich." Und der Aschaffenburger Abgeordnete Henning Kaul sagte zu der Attacke auf Seehofer: "Das ist verrückt. Es sind viele hässliche Menschen unterwegs in diesen Tagen."
Ruhe und Geschlossenheit sind dahin. Bei der CSU herrscht der Verdacht. "Wir kennen diese Handschrift", sagte einer aus der Führungsriege und erinnert an die Bespitzelung der Fürther Landrätin. Auch die sieht die Berichterstattung über Seehofer als Teil einer politischen Kampagne. "Eine solche Schlagzeile ist das, was man wohl auch in meinem Fall gern gehabt hätte", sagte Pauli. "Es ist der erneute Versuch, einen Politiker durch angebliche Privatgeschichten politisch zu diskreditieren." Sie hoffe, dass die Öffentlichkeit erkenne, "dass hier schmutzige Wäsche gewaschen wird, um jemandem bewusst zu schaden."
Erinnert fühlen sich die CSUler auch an noch frühere Machtkämpfe mit unsauberen Methoden. Die Opfer hießen Theo Waigel und Barbara Stamm. Die Staatskanzlei aber weist empört alle Verdächtigungen zurück. "Das ist eine Frechheit", sagte ein Sprecher. Aber auch die CSU-Landesgruppe in Berlin dementierte energisch. Und für die CSU in Bayern erklärte Landtagspräsident Alois Glück: "Ich habe keinen Anlass, das irgendwie mit der Partei in Verbindung zu bringen."
Die Diskussion ist geschlossen.