Fantastisch, plastisch und auch drastisch
Mundartautoren lesen bei Thurn
Mindelheim Wenn drei Lehrer „aus der Schule plaudern“, jeder in seiner ganz eigenen Art und Sichtweise, da bleibt kein Auge trocken. Die Mundartlesung „Nachlese“ von Manfred Kraus aus Apfeltrach, Erich Rueß aus Grafertshofen und Uli Niedermair aus Krumbach bei Bücher Thurn in Mindelheim, ist ein voller Erfolg.
Die zahlreichen Gäste kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Sie spenden immer wieder herzlichen, spontanen Applaus. Schließlich ist es der urwüchsige und ausdrucksstarke schwäbische Dialekt, die Sprache, in der manches so richtig treffend ausgedrückt werden kann, der hier begeistert.
Das zeigt auch der „Holzheimer Dreigesang“ mit Tenor Heiner Braun, dem Bariton und Flötisten Norbert Riggenmann und seinem Bruder Hans, der Bass und Gitarre spielt. Die meisten der äußerst humorvollen Lieder hat Hans Riggenmann selbst getextet und komponiert. Sie sagen: „Schwäbisch ist eine fantastische, plastische, aber auch eine sehr drastische Sprache.“ Erich Rueß drückt es in seinem Vierzeiler, dem Entschuldigungsgedicht „Salzig, sauer, siaß ond bitter“ so aus: „Jeder Mensch, der ka entdecka: Mit dr Zong, dau ka ma schmecka! Heb - mir fällt drzua no ei: Mit scharfer Zong kasch g’schmacklos sei!“
Doch das sind die drei Autoren keineswegs. Sie zeigen mit viel Humor die großen und kleinen Schwächen der Menschen auf. Manfred Kraus erzählt von einem kleinen Kinderschuh, der so einsam dort am Boden liegt und er wünscht sich, dass morgen ein passender Fuß darin stecken möge. Er erzählt aber auch vom „Altweibersommer“ und geht dabei der Sonne entgegen. Er spricht vom „Zwetschgenblau“ und vom „Seidenhimmel“.
Uli Niedermair bezeichnet sich als Exot. Schließlich spricht er Hochdeutsch, nicht Dialekt, dieser Sympathisant vom TSV 1860. Dass er dabei den passenden Schal umlegt, ist schon selbstverständlich. Er ist es, der aus seinem „Klassentagebuch“ so einige „Knallbonbons“ loslässt wie zum Beispiel: Der Schutzpatron der Autofahrer ist der Airbag. Und er spricht die großen Veränderungen in der Schule an und meint, es sollten Grenzen gesetzt werden ohne zu verletzen.
Diese drei Lehrer sprechen von Pausenhofgesprächen und den besonderen Turnstunden. Da heißt es schon mal: „Du Aff, du Ochs, du bleda Sau, Esel, Schauf hearsch manchmaul au. Zom Heula, doch wia oft au grensch, wia artareich isch d’ Gattong ‚Mensch’.“ (sid)
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