
Spur nach Brandanschlag führt in die Rocker-Szene


Nach dem mysteriösen Brandanschlag in Bad Wörishofen (Unterallgäu) führt eine Spur ins Rocker-Millieu. Die Staatsanwaltschaft will nun auch die Brandopfer verhaften lassen.
Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich bei dem verhafteten Verdächtigen um ein Mitglied der „Black Jackets“, einer rockerähnlichen Gruppierung. Das Polizeipräsidium Schwaben/Südwest bestätigte das am Dienstag.
Polizisten nahmen den 38-Jährigen im Kreis Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen fest. Ihm wird schwere Brandstiftung vorgeworfen. Der Mann soll bald ins Allgäu überstellt werden. Auch bei den beiden Brandopfern, die immer noch im künstlichen Koma liegen, könnte es sich um „Black Jackets“ handeln. Es bestehe „ebenfalls der dringende Verdacht, dass sie dieser Gruppierung zuzurechnen sind“, sagte Polizeisprecher Christian Owsinski.
Zwei Verletzte an Tankstelle abgelegt
Ein Unbekannter hatte die beiden schwer verletzten Männer in der Nacht nach dem Champions-League-Finale am Autohof Türkheim an der A 96 zurückgelassen. Einen Mitarbeiter dort hatte er noch gebeten, den Rettungsdienst zu verständigen. In derselben Nacht wurde bekannt, dass eine Verpuffung einer Heilerpraxis im benachbarten Bad Wörishofen verwüstet hat. Der Schaden wird auf 200 000 Euro geschätzt. Die Polizei geht davon aus, dass die verletzten Männer am Tatort waren.
Auch sie will die Staatsanwaltschaft nun verhaften lassen, wie das Polizeipräsidium Schwaben/Südwest heute mitteilte. Die 22 und 36 Jahre alten Männer aus Bochum und dem Kreis Recklinghausen liegen seit dem 26. Mai mit schweren Brandverletzungen in Spezialkliniken und konnten bislang nicht vernommen werden. Es bestehe "ebenfalls der dringende Verdacht", dass sie der Rocker ähnlichen Gruppierung der Black Jackets zuzurechnen sind, sagte Polizeisprecher Christian Owsinski. "Von Beginn an bestand der Verdacht, dass ein Zusammenhang zu den Verletzten bestehen könnte."
Polizei spricht von einer multikriminellen Organisation
Verbindungen der Black Jackets ins Unterallgäu sind Owsinski nicht bekannt. Die international auftretende Gang besäße eine „gewisse Relevanz“ im Bodenseeraum und sei im Bereich Ulm stark vertreten. Dort rechnet die Polizei der Organisationen etwa 100 Personen zu. In Augsburg geht die Polizei von etwa 20 Mitgliedern der Black Jackets aus.
Die Gruppierung entstand 1985 in Heidenheim an der Brenz (Baden-Württemberg). Nach Darstellung der Polizei orientiert sich ihre Führungsstruktur an jener der bekannten Motorradclubs. Allerdings stehe bei den Black Jackets das Motorradfahren an sich nicht im Mittelpunkt, sagt Owsinski.
Viele Ermittler sprechen deshalb eher von Streetgang als von Rockerclub. Owsinksi sagt, die Black Jackets gelten als „multikriminell“. Mitglieder seien in Rotlicht-Geschäfte oder Körperverletzungen verstrickt. Im März dieses Jahres verhaftete die Polizei zwei Mitglieder der Black Jackets bei einem Einsatz in Ulm. Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen im Rotlichtmilieu und in der Türsteherszene. Ein Sonderkommando stellte dabei in einem Bordell ein regelrechtes Waffenarsenal sicher.
Frühere Drohungen werden noch einmal überprüft
Die Inhaberin der Heilerpraxis selbst hat keine Erklärung für die Tat. Die Familie ist verzweifelt und steht vor den Scherben ihrer beruflichen Existenz. Gegenüber unserer Redaktion berichtete sie von einer Morddrohung, die sie vor zweieinhalb Jahren erhalten habe. Diese Hinweise seien „ebenfalls Bestandteil der polizeilichen Ermittlungen“, sagt Owsinski. „Eine schriftliche Bedrohung aus dem Jahr 2011 ist bekannt.“ Der Vorfall sei damals von Polizei und Staatsanwaltschaft in Nordrhein-Westfalen bearbeitet worden und werde nun erneut überprüft. Unabhängig davon ermittle die Polizei weiterhin in alle Richtungen, sagt Owsinski. Insbesondere gehe es um die Frage nach dem Motiv für die Tat.
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