Premiere verloren, Herzen gewonnen
Nach acht Jahren bestreitet der ESV Türkheim wieder ein Heimspiel im Seniorenbereich – und das gleich gegen den Rivalen aus Bad Wörishofen.
Am Ende stand ein 0:4 auf der Anzeigetafel im Türkheimer Eisstadion. Doch viel wichtiger war die Tatsache, dass überhaupt etwas auf der Anzeigetafel aufleuchten konnte. Denn das erste Heimspiel der Saison gegen die 1b-Mannschaft des EV Bad Wörishofen war gleichzeitig das erste Heimspiel seit über acht Jahren für die Seniorenmannschaft des ESV Türkheim.
Jenem ESV Türkheim, der vor rund drei Jahren finanziell kurz vor dem Aus stand. Dass es nun wieder einen Seniorenspielbetrieb gibt, liegt zum einen an der neuen Struktur des Vereins, zum anderen an dem schier unerschöpflichen Reservoir an Nachwuchsspielern. „Die Zeit war reif für den Seniorenspielbetrieb“, sagt ESVT-Vorsitzende Brigitte Graef-Schregle. „Wir hatten sechs Spieler, die aus dem Juniorenbereich herausgekommen sind und uns sonst abhanden gekommen wären.“ Und doch brauchte es mehr, als nur eine Handvoll engagierter und motivierter Nachwuchsspieler, um wieder eine erste Mannschaft aufstellen zu können.
Nach ihrer Wahl im Juli 2011 hatte Graef-Schregle und ihr Vorstandsteam den Verein in einigen Punkten runderneuert: Es wurde eine möglichst optimale Belegung der Eiszeiten ausgetüftelt, die Kälteanlage saniert, per statistischer Erhebungen die Energieeffizienz verbessert und nicht zuletzt mehr Service angeboten. Für die älteren Nachwuchsspieler richtete der Verein einen eigenen Kraftraum ein. „Wir machen viel für die Jugend, das ist die Zukunft des Vereins“, sagt Graef-Schregle.
Und die dankt es dem Verein. Nicht nur die sechs Juniorenspieler, sogar einige der jüngeren Jugendspieler drängen in die erste Mannschaft. Sehr zur Freude des Trainers, Manfred Adler. Der mittlerweile 56-Jährige hatte früher bei seinem Heimatverein ESV Buchloe gespielt, übernahm dann 1997 nach dem Ende seiner aktiven Karriere den ESV Buchloe als Trainer für ein Jahr, ehe er zehn Jahre lang in Landsberg als Nachwuchstrainer arbeitete. Das komme ihm nun zugute, sagt er. Schließlich arbeite er in Türkheim mit vielen jungen Spielern zusammen, die „ich noch biegen kann“. Eigentlich wollte er nach seiner Landsberger Zeit nicht mehr als Trainer arbeiten. Als dann aber die Anfrage aus Türkheim kam, sagte er spontan zu: „Wir wollen hier etwas aufbauen.“
Seine beiden Söhne, Christopher und Oliver, hat er gleich mitgebracht. Sohn Oliver ist Kapitän der Mannschaft – und weiß um die Wichtigkeit des ersten Heimspiels: „Wenn nach acht Jahren wieder gespielt wird, ist das schon etwas Besonderes. Allerdings sollte die sportliche Leistung im Vordergrund stehen.“ Marco Wein, der Älteste im Team, Juniorenspieler Christian Schneider und Jugendspieler Tobias Bottner sehen dem Spiel ebenfalls freudig entgegen. „Es ist das erste Heimspiel – und dann auch noch das Derby“, sagt Bottner, ehe er ein letztes Mal vor dem Spiel in die Kabine geht. „Die Jungs wollen sich natürlich heute vor ihren Freunden und Eltern präsentieren. Das Wichtigste ist, dass sie im Spiel einen kühlen Kopf behalten“, sagt Trainer Adler und geht hinterher.
So ganz ausblenden können die Türkheimer und Wörishofer den Derbycharakter jedoch nicht. Die über 200 Zuschauer, die sich die Heimspielpremiere im Freiluftstadion bei kühlen Temperaturen nicht entgehen lassen wollen, sehen ein hektisches Spiel mit zahlreichen Strafzeiten und weit weniger Toren. Nach dem ersten Drittel steht es noch 0:0. Dieter Hegen, Ex-Nationalspieler und aktueller Trainer des ESV Kaufbeuren, sah „ein gutes Bezirksligaspiel, in dem der EV Bad Wörishofen die etwas besseren Chancen hatte“. Hegen war gekommen, um seinem früheren Mitspieler und heutigen EVW-Trainer Martin Hamann bei der Arbeit zuzusehen. „Vielleicht lerne ich ja noch was“, sagte er schmunzelnd.
Mitte des zweiten Drittels geht der EV Bad Wörishofen 1b durch Daniel Ledermann in Führung. Kurz darauf hat Türkheims Goalie Tobias Nuffer seinen großen Auftritt, als er einen Penalty hält. Doch kurz vor Drittelende erzielt Wörishofens Ledermann das 2:0. Im Schlussabschnitt erhöht er auf 3:0. Den Schlusspunkt markiert Armin Brunner.
Am Ende bestätigt sich das, was Trainer Manfred Adler vor der Partie gesagt hatte: „Im Moment sind wir noch nicht wettkampffähig, sondern erst spielfähig. In zwei, drei Jahren können wir mithalten.“
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