
Wie eine Ex-Nationalspielerin mit dem frühen Karriere-Ende umgeht

Plus Sarah Romert war Fußball-Nationalspielerin und wurde mit dem FC Bayern Deutsche Meisterin. Verletzungsbedingt musste sie ihre Karriere früh beenden. Doch dem Fußball bleibt sie erhalten.
Sie hat schwere Zeiten hinter sich. Doch heute sagt Sarah Romert: „Ich bin sehr glücklich, verdient und verdient.“ Die Rechte Fußball-Nationalspielerin, die in der Frauen-Bundesliga für den FC Bayern München auflief, ist seit Kurzem festesteellte Verbandstrainerin beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV).
Die gebürtige Memmingerin, deren Karriere beim FC Viktoria Buxheim begann, wurde vor wenigen Wochen 26 Jahre alt. Das ist ein Alter, in dem Leistungssportler normalerweise ihren Leistungszenit erreichen. Doch Sarah Romert, die nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) 24 Länderspiele für verschiedene Nachwuchs-Nationalmannschaften absolviert hat, musste bereits im Jahr 2017 nach mehreren schweren Verletzungen ihre aktive Karriere beenden. „Es kommt alles so, wie es kommen soll“, sagt Sarah Romert gelassen.
Beim BFV war sie die jüngste Verbandstrainerin
Als sie offiziell ihre neue Stelle beim BFV antrat, war sie die bis dato jüngste Verbandstrainerin. Und zurzeit ist sie auch die Einzige. Eine zweite Stelle soll nach der Corona-Pandemie besetzt werden. Zu Romerts Aufgaben gehört unter anderem, an der Sportschule in Oberhaching die talentiertesten Nachwuchsspieler aus dem Freistaat zu trainieren. Ihre neue Aufgabe macht ihr riesigen Spaß. Sie sagt dankbar: „Ich weiß das sehr zu schätzen, wie sich das alles für mich entwickelt hat und wo ich heute stehe.“ Sarah Romert trat die Nachfolge von Sabine Loderer an, die zur Saison 2020/2021 ins Trainerteam des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewechselt ist.
Die neue Verbandstrainerin, die auch beim FC Memmingen gespielt hat, kann neben ihren Länderspielen auch 54 Einsätze in der Frauen-Bundesliga beziehungsweise im DFB-Pokal der Frauen vorweisen. Die Erfahrungen, die sie dabei gemacht hat, will sie jetzt an den Nachwuchs weitergeben. Unmittelbar nach ihrem Karriereende stieg sie vor drei Jahren beim BFV in die Talentförderung ein.
Erfahrung sammelte sie in Ingolstadt
Zusätzlich coachte sie das U16-Team des FC Ingolstadt. „Das hat sehr viel Spaß gemacht“, blickt Romert zurück, „da waren alle Spieler top-motiviert, denn alle wollten nach oben.“ Für die junge Trainerin, die in München lebt, war die Zeit am Nachwuchs-Leistungszentrum (NLZ) in Ingolstadt eine „super Erfahrung“, wie sie sagt. Doch irgendwann merkte sie, dass der Aufwand – das ständige Pendeln zwischen München und Ingolstadt – für sie zu groß wurde.
Da es ihr aber nach wie vor große Freude bereitet, auch in einem Verein in der Nachwuchsarbeit tätig zu sein, hat sie einfach einen Gang runtergeschaltet und trainiert jetzt die U17 des SV Heimstetten, die in der Bezirksoberliga spielt. In den vergangenen Jahren war es für Sarah Romert ganz normaler Arbeitsalltag, täglich sechs, sieben Stunden auf dem Platz zu stehen, früh morgens das Haus zu verlassen und spät abends nach Hause zurückzukehren. Genau das fehlt ihr derzeit.
An normales Arbeiten ist nicht zu denken
Denn selbstverständlich schränkt das Coronavirus auch Sarah Romert stark ein: „Auch für mich gibt es momentan natürlich kein normales Arbeiten.“ Die Sportschule Oberhaching war schon während des ersten Lockdowns von Mitte März bis Ende Juli geschlossen, nun ruht dort schon wieder der Betrieb. Für Sarah Romert heißt das: In der Praxis läuft gar nichts, in der Theorie vieles online. Nicht nur in der Trainer-Ausbildung, sondern auch bei der Talentförderung. „Wir haben da ein cooles Portal“, sagt die junge Verbandstrainerin, die jetzt viel Zeit an ihrem Computer und mit dem Telefon verbringt, obwohl sie viel lieber mit ihren Nachwuchsspielern auf dem Fußballplatz stehen würde. „Denn das ist eine tolle Aufgabe.“
Wenn sie Mädchen trainiert, dann sieht Sarah Romert immer auch sich selber in ihren Anfangszeiten. „Aber ich glaube, dass ich auch die pubertierenden Jungs gut im Griff habe, denn ich habe viel Verständnis für sie“, sagt die ehemalige Nachwuchsnationalspielerin, die zwar in puncto Verletzungen einiges durchgemacht, aber auch Tolles erlebt hat, zum Beispiel die Teilnahme an der U17-Weltmeisterschaft in Trinidad und Tobago (Karibik).
Romert trauert ihrer Karriere nicht nach
Doch Sarah Romert ist keine, die vergangenen Zeiten nachtrauert. Sie richtet ihren Blick nach vorne, in die Zukunft, die immer mehr Frauen beste Perspektiven im Fußball bietet. Genannt seien an dieser Stelle nur Beispiele wie die französische Schiedsrichterin Stéphanie Frappart, die im Dezember als erste Frau ein Spiel der Champions League der Männer geleitet hat. Oder auch Inka Grings und Imke Wübbenhorst, die mit dem SV Straelen und den Sportfreunden Lotte Männer-Mannschaften in der Regionalliga trainiert haben.
„Ich bin mir sicher, dass sich dieser Trend fortsetzen wird“, sagt Sarah Romert selbstbewusst. Ganz wichtig ist dabei, dass viele Männer endlich bereit sind, über ihren Chauvi-Schatten zu springen und kompetente Frauen auch im Fußball zu akzeptieren. Verbandstrainerin Romert, die die Trainer-A-Lizenz vorweisen kann, hat in der Praxis jedenfalls schon beste Erfahrungen gemacht: „Wenn die Männer merken, dass wir fachlich ’was draufhaben, offen sind und uns auch durchsetzen können, dann werden wir von ihnen auch total akzeptiert.“
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