Alle setzen auf die Kraft der Sonne
Auch im Kreis Neu-Ulm schreitet die Energiewende voran. Eine Bestandsaufnahme
Landkreis Auf dem Weg zur Energiewende – weg von fossilen Brennstoffen und Atomkraft hin zu regenerativen Energien – gibt es noch viele Hürden zu überwinden. Der Ausbau der Netze und die Suche nach Speichermöglichkeiten sind nur zwei davon. Dennoch macht sich an der Basis seit Langem ein Umdenken bemerkbar: Immer mehr Kommunen – auch im Landkreis Neu-Ulm – setzen bei der Stromgewinnung auf die Sonne.
Neu-Ulm: Die Stadt gründete 2008 eine „Solar GmbH“, die seitdem Solaranlagen errichtet und betreibt. Die Fotovoltaikmodule auf den Dächern der Grundschule Pfuhl, des Offenhausener Hallenbads und des Baubetriebshofs erbringen eine Leistung von 244 Kilowattpeak und liefern rund 242000 Kilowattstunden Energie im Jahr. Eine weitere Anlage mit einer Leistung von 119 Kilowattpeak soll am Jahresende auf dem Dach der Hauptfeuerwache in Betrieb gehen. Als zusätzliche mögliche Standorte kommen das Rathaus, die Weststadtschule, das Edwin-Scharff-Haus, die Feuerwehrgerätehäuser in Burlafingen und Pfuhl, die Grundschule in Offenhausen, die Vereinshalle in Holzschwang, das Jugendhaus im Vorfeld, die Gemeinschaftshalle in Reutti, die Karl-Salzmann-Schule und die Dreifachturnhalle im Offenhauser Gries infrage – mit einer geschätzten Leistung von rund 780 Kilowattpeak. Der aus den Anlagen erwirtschaftete Überschuss soll mittelfristig der „Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz“ zugutekommen.
Nersingen: Die Gemeinde Nersingen hat inzwischen sämtliche Dächer geeigneter gemeindeeigener Immobilien mit Solaranlagen bestücken lassen. Hierzu zählen die Schule in Straß, die Grundschule in Nersingen, das Rathaus, der Kindergarten in Leibi und die Kläranlage, die es zusammen auf eine Leistung von rund 136 Kilowatt bringen. Die Gemeinde stellt allerdings nur die Dächer zur Verfügung – Eigentümer der Anlagen sind Bürgergesellschaften, die zum Großteil aus Nersingern bestehen. Sie streichen den Gewinn ein, die Gemeinde bekommt eine Art Pacht. Zählt man die Solaranlagen auf privaten Dächern mit, kommt Nersingen sogar auf eine Leistung von 4200 Kilowatt. Damit könnten zwischen 1000 und 1150 Haushalte versorgt werden.
Weißenhorn: Die Stadt hat zahlreiche Dächer an private Investoren vermietet, sagt Roland Guther, der Leiter des Bauhofes. Etwa an der Grundschule Süd, der Hauptschule und am Kindergarten Bubenhausen. Eine Anlage im städtischen Besitz gibt es aber nicht. Das soll sich demnächst aber ändern: In der Fuggerstadt sammelt man derzeit Ideen, wo ein eigenes Solarkraftwerk errichtet werden könne. Dies teilte Bürgermeister Dr. Wolfgang Fendt kürzlich im Stadtrat mit. Dem Vernehmen nach sollen Bürger dann Anteile kaufen können. Geeignete Plätze gibt es laut Guther unter anderem auf dem Dach des derzeitigen Rathauses. Auch auf der geplanten Mehrzweckhalle bei der Realschule könnte eine Fotovoltaikanlage montiert werden. Die neue Halle soll im Sommer 2013 stehen.
Pfaffenhofen: Der Markt betreibt zwar keine eigene Solaranlage – hat einer Gruppe von Bürgern im Jahr 2011 aber das Dach der Hermann-Köhl-Schule überlassen: Für einen symbolischen Mietpreis von einem Euro, sagt Georg Neuner, der Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe und Initiator des sogenannten „Bürgerkraftwerkes“. Insgesamt sind 23 Personen an der Fotovoltaik-Anlage beteiligt, sie leistet 29 Kilowatt. Die Bürger haben die Kraftwerk-Anlage über Darlehen finanziert. Die Kredite werden demnächst fällig, sagt Neuner: „Aber in ein paar Jahren wirft die Anlage dann Gewinn ab.“
Holzheim: Die Gemeinde betreibt seit 2008 auf dem Dach von Kindergarten und Grundschule eine eigene Solaranlage. Sie leistet laut Hersteller 22,4 Kilowatt. Insgesamt sind 132 Module verbaut, erläutert Erich Spann, der Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Pfaffenhofen. Der Strom fließt ins Netz der Lechwerke. Doch einen Gewinn wirft das Kraftwerk derzeit noch nicht ab, sagt Spann: „Zuerst müssen die Anschaffungskosten von rund 90000Euro beglichen werden.“ Was danach erwirtschaftet wird, bleibe in der Gemeindekasse. Wie hoch die Einnahmen sein werden, konnte Spann nicht sagen.
Roggenburg: Hier gibt es keine Solaranlage in öffentlichem Besitz. Kämmerer Gerhard Usenbenz erläutert: „Die Gemeinde besitzt so gut wie keine eigenen Gebäude. Wir haben uns meist eingemietet.“ Lediglich Feuerwehrgebäude und Leichenhäuser seien im kommunalen Besitz. Es sei derzeit nicht geplant, eine Anlage zu bauen, so Usenbenz.
Senden: Die Leistung der städtischen Anlage auf dem Bürgerhaus beträgt 330 Kilowatt, auf privaten Dächern werden 2440 Kilowatt gewonnen. Künftig soll auch die Engelhart-Grundschule mit einer Solaranlage bestückt werden. Den Löwenanteil an der regenerativen Stromerzeugung bringt in Senden allerdings das Holzgaskraftwerk der SWU (4900 Kilowatt). „In Senden wird mehr Strom auf Ökobasis erzeugt als verbraucht“, sagt Bürgermeister Kurt Baiker. Einer produzierten Menge von 52800 Megawattstunden pro Jahr steht ein jährlicher Strombedarf von rund 35000 Megawattstunden gegenüber.
Elchingen: In Elchingen gibt es bisher nur Fotovoltaikmodule auf dem Dach der Grundschule in Thalfingen. Dabei handelt es sich um eine Bürgersolaranlage. In der Diskussion ist nun, im Rahmen der Renovierung der Unterelchinger Hauptschule auch auf deren Dach eine Anlage zu installieren. Ob es wieder eine Bürgeranlage werden soll oder ob die Gemeinde sie selbst betreibt, ist noch unklar. Zudem muss auch noch untersucht werden, ob die Fläche überhaupt geeignet ist.
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