Wieder mehr Fälle von Hasenpest - Gefahr auch für den Menschen
In Bayern wurden mehrere Fälle der Hasenpest gemeldet. Sie ist auch auf den Menschen übertragbar. Ein Experte gibt Tipps, wie sich Menschen vor der Krankheit schützen können.
Sie sitzen regungslos am Wegesrand und trotzdem pumpen ihre kleinen Lungen wie nach einem langen Spurt. Dabei starren die Augen der Tiere ins Leere: Wie gelähmt wirken die Hasen, bei denen die Krankheit Tularämie ausgebrochen ist. Sie ist umgangssprachlich als „Hasenpest“ bekannt, wird von einem Bakterium ausgelöst und kann auch den Menschen befallen. Zuletzt sind in Bayern mehrere Fälle bei Tieren festgestellt worden, einer davon auf Günzburger Flur. Auch wenn es im Landkreis Neu-Ulm bisher noch keinen bestätigten Fall gibt, die Jäger sind alarmiert: „Das macht uns hellhörig“, sagt Christian Liebsch, der Vorsitzende der Kreisgruppe Neu-Ulm im bayerischen Jagdverband. Panik sei zwar nicht angebracht. Jedoch rät der erfahrene Waidmann zu einigen Vorsichtsmaßnahmen, die Spaziergänger im Wald in diesen Tagen beherzigen sollten.
Der Krankheitserreger der Hasenpest ist hochansteckend
Nummer eins: Finger weg von toten Hasen oder Kaninchen. Denn die Krankheitserreger gelten als hoch ansteckend – sie können beim direkten Kontakt mit infizierten Tieren in die Blutbahn eines Menschen gelangen, etwa über kleine Risse in der Haut. Als besonders gefährdet gelten Jäger und Metzger, die geschossene Wildtiere aufbrechen, sagt Liebsch. Aber auch Tierärzte. Wer im Forst unterwegs ist und einen apathisch wirkenden oder toten Hasen findet, sollte sich von dem Tier fernhalten und den Jagdpächter verständigen. Zweitens sollten Hunde an die Leinen genommen werden. „Man weiß ja nicht, was das Tier aufnimmt, wenn es im Unterholz stöbert“, sagt Liebsch.
Auch Nagetiere wie Ratten, Eichhörnchen oder Wühlmäuse können an der Hasenpest erkranken. Zudem übertragen Zecken, Flöhe und Mücken die Bakterien. Die Erreger könnten aber auch eingeatmet werden, etwa aus belastetem Heu oder Silofutter. Der Verzehr des Fleischs kranker Tiere stellt für den Menschen ein Risiko dar. Liebsch rät dazu, das Wildbret von Hasen stets richtig zu erhitzen. „Wenn es gut durchgegart ist, dürfte das der Erreger nicht überleben.“
Grippeartige Symptome könnten auf die Hasenpest hinweisen
Nachdem in den vergangenen Jahren nur wenige Fälle bekannt geworden seien, gehe die Hasenpest nun wieder um, sagt Liebsch. Unter den Jägern in der Region sei das durchaus ein Thema. Die Mitglieder der Kreisgruppe wurden über eine Rundmail informiert. Auch im Vereinsheft gab es einen Beitrag zur Tularämie, „um die Kenntnisse aufzufrischen“, sagt Liebsch. Von Zeit zu Zeit breche die Krankheit aus. Das könne den Tierbestand mitunter „ganz schön dezimieren“, so Liebsch. Die Welle ebbe dann wieder ab, sobald es zu keinen neuen Infektionen mehr kommt.
Die sogenannte Hasenpest kann für Menschen gefährlich werden: Etwa drei bis zehn Tage nach der Ansteckung sind grippeartige Symptome zu beobachten – Fieber, Schüttelfrost und geschwollene Lymphknoten. „Man fühlt sich matt“, weiß Liebsch. An der Stelle, wo das Bakterium in den Körper gelangte, bildet sich eine geschwürartige Entzündung.
Tularämie-Infektion: Immer mehr Menschen stecken sich an
Es werden immer wieder Infektionen festgesellt. Im Jahr 2005 steckten sich bei Darmstadt neun Jäger bei einer Treibjagd an. Sie waren mit dem Ausnehmen der erlegten Tiere beschäftigt. Von einem tragischen Fall kann Liebsch berichten: Vor einigen Jahren sei ein Waldarbeiter in Bayern an der Krankheit gestorben. Der Mann habe sich wohl beim Zubereiten oder Verspeisen von Wildhasenfleisch infiziert, die Tularämie sei aber nicht also solche erkannt worden. Ansonsten hätte sie mit Antibiotika behandelt werden können.
Im Jahr 2013 wurden in Deutschland laut einer Statistik des Robert-Koch-Instituts für Infektionskrankheiten gerade einmal 20 Ansteckungen von Menschen registriert. Die Tularämie ist meldepflichtig. Wenn ein Waidmann ein totes Tier findet, kann er es nach Rücksprache mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim ins Labor schicken. Bei einem positiven Befund wird das zuständige Veterinäramt verständigt. Das Landratsamt Neu-Ulm hat bisher noch keine Nachricht erhalten. „Wir wüssten davon“, sagt ein Sprecher.
Seit dem Fall in Günzburg habe man nichts mehr gehört, sagt Liebsch. Aus seiner Sicht ein gutes Zeichen. „Aber wir bekommen ja auch nicht alles mit, was im Wald passiert.“
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