Warum ein neues Stadion für die Spatzen aktuell kein Thema mehr ist
Ulms Fußballer sind auf dem Sprung in die 3. Liga. Heimat wird wohl noch länger das Donaustadion bleiben – weil sich der Verein zunächst in allen Bereichen stabilisieren will.
3000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren es im letzten Heimspiel des Jahres 2022 gegen Eintracht Trier. Trotz Eiseskälte und Schneefalls. Ein paar Wochen vorher waren im Regionalliga-Spitzenspiel gegen den TSV Steinbach Haiger sogar knapp 4700 Fans ins Donaustadion gekommen. Das Interesse am SSV Ulm 1846 Fußball ist in dieser Saison kontinuierlich größer geworden.
27.530 Besucherinnen und Besucher waren es in den bislang zehn Heimspielen, in der Zuschauer-Tabelle liegen die Spatzen damit auf Rang zwei hinter Offenbach. Zu den Hessen ist aber noch reichlich Luft, denn die haben zu Hause im Schnitt 5999 Fans. SSV-Geschäftsführer Markus Thiele sieht genauso noch Potenzial in Ulm und Umgebung wie Trainer Thomas Wörle. Der sagt: „Natürlich würden wir uns freuen, wenn es noch mehr Fans wären. Aber ich bin froh über die, die da sind. Wir brauchen diese Stimmung, die Atmosphäre, das Antreiben. Das spürt man. Das trägt uns.“
Der Verein will in erster Linie Werbung in eigener Sache machen
Thiele sieht den Verein auch in diesem Bereich auf einem guten Weg. Es geht momentan noch darum, Werbung in eigener Sache zu machen. Darum, das Vertrauen der Bevölkerung, der Partner und Sponsoren zurückzugewinnen. Auch mit diversen Aktionen wie Freitickets für Vereine oder Familientagen. „So etwas haben wir natürlich auch in der Rückrunde wieder geplant“, sagt Thiele.
Neues Stadion, mehr Komfort, mehr Zuschauer?
Es gibt genügend Beispiele im Sport, da hatten letztlich auch neue Stadien eine gewisse Sogwirkung erzeugt. Ganz aktuell etwa beim SC Freiburg. Thiele sagt in Bezug auf die Ulmer Pläne und Visionen aber klipp und klar: „Ein neues Stadion ist aktuell gar kein Thema für uns.“ Es geht dem SSV Ulm 1846 Fußball momentan vorrangig darum, sich in allen Bereichen zu stabilisieren. Nachhaltige Entwicklung nennt der Geschäftsführer das. „Diese Stadionpläne jetzt umzusetzen, wäre eindeutig zu früh. Wir wollen den Verein erst einmal in Ruhe weiterentwickeln, um dann eines Tages mit einem guten Gefühl an diese Aufgabe herangehen zu können“, meint er.
Selbst bei einem möglichen Aufstieg in die 3. Liga, also in den Wirkungsbereich des Deutschen Fußballbunds (DFB), werde in Ulm niemand in Hektik verfallen. Eine Genehmigung für das Donaustadion als Spielstätte würden die Spatzen zwar nicht ohne Auflagen bekommen, man stehe, sagt Thiele, aber schon „in gutem Austausch mit dem DFB“. Die Anforderungen an die Drittliga-Stadien werden speziell in der Infrastruktur höher. Es bräuchte ein besser Beschallung für größere Zuschauermengen, ein besseres Flutlicht für Liveübertragungen des Fernsehens – und eine Rasenheizung. „Die müssten wir aber nicht von heute auf morgen vorweisen“, erklärt Thiele. Mit einer Ausnahmegenehmigung könnte das Donaustadion also noch länger Heimat der Spatzen bleiben.
Duschen und Umkleiden unter der Haupttribüne werden saniert
Gespräche mit der Stadt über Um- und Ausbau der in die Jahre gekommenen Sportstätte laufen bereits. „Da möchte ich der Stadt Ulm an dieser Stelle auch einmal ein Kompliment für die Zusammenarbeit machen. Es wird ja nicht nur Fußball gespielt in diesem Stadion“, sagt Thiele. Vor Kurzem wurde beispielsweise im Gemeinderat einstimmig die Sanierung der Umkleiden und Duschen im Gebäude unter der Haupttribüne beschlossen. 1952 wurde der Funktionstrakt für Fußballer, Leichtathleten und den Schulsport errichtet. Seitdem gab es keinerlei Sanierungs-, sondern lediglich kleinere Instandhaltungsmaßnahmen. Seitens der Stadt heißt es: „Der Zustand der technischen Anlagen ist sehr schlecht und entspricht in keinster Weise dem aktuellen Stand.“ Im Frühjahr 2023 soll es losgehen mit den umfangreichen Arbeiten, deren Kosten momentan mit knapp 535.000 Euro beziffert werden.
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