Einwände zum Paketzentrum bescheren Weichering Mammutsitzung
In einer stundenlangen Sitzung widmet sich der Weicheringer Gemeinderat den eingegangenen Stellungnahmen zum geplanten Paketzentrum. Die Unzufriedenheit ist spürbar.
"Lassen Sie mich noch ein Glas Wasser bestellen, dann kann ich weitersprechen", sagte Stadtplaner Volker Schindler am Donnerstagabend in Weichering. Im Gasthof Vogelsang tagte der Gemeinderat – und er sowie sein Kollege, Landschaftsarchitekt Alois Rieder, mussten reden, sehr viel reden. Mehr als drei Stunden verlasen die beiden die Abwägungen der eingegangenen Stellungnahmen von Fachstellen und Bürgern zum geplanten Paketzentrum. Es war eine mehr als trockene Veranstaltung, die immer wieder für Kopfschütteln und Raunen, sowohl bei den Gegnern des Projekts, als auch bei den zahlreich erschienenen Zuhörern sorgte.
In der letzten Sitzung vor der Sommerpause Ende Juli präsentierte Landschaftsarchitekt Alois Rieder, der das Paketzentrum im Auftrag der Deutschen Post plant, dem Weicheringer Gemeinderat einen ersten Einblick in die Unterlagen zum aktuellsten Stand der Bauleitplanung. Dann bekam jeder und jede einen dicken Stapel an Unterlagen mit Zahlen, Daten und Informationen dazu in die Hand, über das er und sie nun während der Sommerpause brüten und schließlich entscheiden sollte, ob das Verfahren auf dieser Grundlage so weitergeführt werden kann. Am Donnerstagabend wurden nun alle eingegangenen Stellungnahmen, genauer gesagt deren Abwägung, durchexerziert.
Mehr als zwei Dutzend Behörden und Fachstellen haben sich zu dem Vorhaben geäußert. Ferner gibt es 14 Einwendungen von Privatpersonen, wobei darunter auch eine Sammel-Stellungnahme mehrerer Bürger ist. Die privaten Einsprüche und Anmerkungen kommen ausschließlich von Bewohnern in nächster Nähe zum geplanten Paketzentrum, also aus Maxweiler, aus der Weingasse, dem Biberweg und dem westlichen Ortsrand von Weichering. "Ich lese jetzt allerdings nicht 200 Seiten vor", sagte Rieder. Das würde den Rahmen sprengen, zudem seien viele Stellungnahmen wortgleich.
Einwände zum Paketzentrum bescheren Weichering Mammutsitzung
Eine potenzielle Diskussion zu einzelnen Punkten erstickte Bürgermeister Thomas Mack bereits zu Beginn im Keim. Als es um CO₂-begrenzende Maßnahmen sowie Aufforstung ging, meldete sich Gemeinderat Hans-Jürgen Steinherr zu Wort, legte erneut seine Argumente dar. "Die Debatte brauchen wir heute nicht führen, das hatten wir jetzt schon mehrfach, sonst sitzen wir um 3 Uhr noch hier", so der Rathauschef. Er wisse um die Position der Gegner, zu denen im Gremium neben Steinherr auch Stefan Appel zählen. "Ich habe erwartet, dass ihr es kritisch seht, das weiß auch jeder, aber ich bitte darum, dass wir zur Abstimmung kommen."
Vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, über Bund Naturschutz, Regierung von Oberbayern, verschiedene Fachstellen des Landratsamts, bis hin zu staatlichem Bauamt, Wasserwirtschaftsamt und der Stadt Neuburg: Eine von insgesamt 27 Abwägungen der Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange, wurden präsentiert. Insgesamt 26 Mal wurden die Beschlüsse mit den Gegenstimmen von Stefan Appel und Hans-Jürgen Steinherr abgesegnet. Nur beim letzten Punkt, als es um die Begrünung der Winkelstützmauer und die Entwässerungsplanung ging, gab es die geschlossene Mehrheit.
Unter den Zuhörern war immer wieder ein Raunen zu hören, als die einzelnen Abwägungen zu den Einwendungen der Bürger verlesen wurden. Die Stellungnahmen bezogen sich vor allem auf den Verkehr sowie die Lärmbelastung. "Da steht doch immer das Gleiche" sowie "Absatz kopiert und eingesetzt" war zu hören. Gemeint waren Formulierungen, wie "Die Hinweise werden zur Kenntnis genommen" oder "Eine Änderung der Planunterlagen ist nicht erforderlich". In einer Stellungnahme wurde bemerkt, dass die Verkehrsverteilung nach West und Ost unterschiedlich kommuniziert wurde, und die Frage gestellt, was denn nun richtig sei. Als Abwägung waren die genannten Formulierungen zu lesen. Ebenso beim Einwand, dass die gleichmäßige Verteilung der Windrichtungen unzulässig sei, da der Westwind vorherrschend sei und die Lärmschutzmaßnahmen zu verbessern seien. "Unglaublich, was ist denn das für eine Antwort?", schimpfte ein Zuhörer leise.
Über 30 Stellungnahmen zum Paketzentrum in Weichering gingen ein
Der Anregung einer Privatperson, ein neues Verkehrsgutachten durch einen unabhängigen Gutachter zu erstellen, eines zur Feinstaubbelastung, sowie eine erneute schalltechnische Untersuchung, sei man hingegen nachgekommen. Auch dem Einwand, dass ein Gutachten zur Lichtverschmutzung fehle, sei man nachgekommen. So wurde ein Außenbeleuchtungskonzept durch ein Fachbüro erarbeitet. Auch auf den Insektenschutz werde geachtet, indem die Lichtpunkthöhe auf neun Meter zurückgenommen wird. Die Anregung, eine regenerative Energiegewinnung in Form von PV-Anlagen auf der gesamten Dachfläche zu etablieren, habe man in den Plänen entsprechend aufgenommen. Eine Fassadenbegrünung sei aufgrund der Vielzahl der Tore allerdings nicht möglich.
Alle Abwägungen der Stellungnahmen privater Natur wurden mit den jeweiligen Gegenstimmen von Steinherr und Appel abgesegnet. Steinherr, der auch Sprecher der Bürgerinitiative gegen das geplante Paketzentrum ist, ist alles andere als zufrieden – auch wenn er gewusst habe, wie der Abend ablaufen würde, wie er gegenüber unserer Redaktion sagte. "Es war zu erwarten, wir wussten ja, wie das Verfahren abläuft." Steinherr und die weiteren Gegner des geplanten Projekts werden den Abend noch einmal in gemeinsamer Runde besprechen. "Eine Reaktion von uns wird folgen."
Die Gemeinde Weichering wird die Unterlagen in den kommenden Tagen sowohl auf deren Internetseite veröffentlichen, als auch im Rathaus auslegen.
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