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Wahlkampf
30.06.2021

Grüner Stahl und haarige Bienen: Unterwegs mit Umweltministerin Svenja Schulze

Svenja Schulze SPD, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit hält eine Mini-Bramme, einen kleinen Block aus gegossenem Stahl, im Rahmen Ihrer Sommerreise bei einem Besuch im Thyssenkrupp-Werk in den Händen.
Foto: Marcel Kusch, dpa

Bundesumweltministerin Svenja Schulze soll mit Klimaschutz für die SPD punkten, ohne dabei die Stammwähler zu verschrecken. Keine ganz leichte Aufgabe. Ein Ortstermin.

Das gigantische Stahlwerk von Thyssenkrupp im Duisburger Norden kennen Fernsehkrimifans noch als Kulisse der Tatort-Folgen um den ruppigen Ruhrpott-Kommissar Horst Schimanski. Schon als die Reihe vor 40 Jahren auf Sendung ging, wirkte die Anlage wie ein Monument der untergehenden Schwerindustrie. Dampfende Hochöfen, rostige Rohre, hohe Schornsteine, riesige Hallen aus Backstein und Blech, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Sinnbild für die Malocher-Stadt Duisburg, für den ganzen Ruhrpott. Dreckig und rau, aber hart arbeitend und ehrlich.

Kommt Schimanski gleich um die Ecke?

Noch heute leuchtet aus offenen Gebäuden glühender Rohstahl, scheinbar hat sich nicht viel verändert. Es wirkt, als könnte „Schimmi“ gleich in seinem alten Citroen um die Ecke biegen. Doch an diesem heißen Junitag geht es nicht um die Vergangenheit, sondern um die Zukunft des zehn Quadratkilometer großen Werks. Und die Hauptrolle spielt nicht der bullige Götz George, sondern Svenja Schulze, die kaum 1,60 Meter große Bundesumweltministerin. „Mehr als 200 Jahre lang brauchte die Industrie Kohle, um Stahl zu produzieren. Künftig gelingt das mit Wasserstoff aus Wind- und Sonnenstrom“, verspricht die SPD-Politikerin. Die Bundesregierung, so kündigt sie an, werde das unterstützen. Für den klimaneutralen Umbau der Stahlindustrie stehe ein Fördertopf mit zwei Milliarden Euro bereit. Thyssenkrupp könne sich jetzt für einen Teil dieser Mittel bewerben, ein erster Prüfungsschritt sei bereits positiv abgeschlossen worden.

Schauspieler Götz George in seiner Paraderolle als Schimanski am Rande der Dreharbeiten zur Folge "Rattennest" in Köln.
Foto: Horst Ossinger, dpa

Noch ist die Stahlindustrie einer der größten Verursacher von klimaschädlichem Kohlendioxid, in Deutschland ist sie allein für rund 30 Prozent der Emissionen der gesamten Industrie verantwortlich. Ein großer Teil des Ausstoßes kommt dabei aus dem Duisburger Werk, dem größten Stahlstandort Europas. Das soll sich ändern, sagt Svenja Schulze, denn gerade in der Stahlindustrie lasse sich eben auch besonders viel für den Klimaschutz tun. Fünf Millionen Tonnen Kohle werden jährlich allein in Duisburg verfeuert, um aus Eisenerz Stahl zu gewinnen, wozu Temperaturen von mehr als 1500 Grad Celsius nötig sind. Künftig solle das mit Wasserstoff geschehen, der Stahl damit „grün“ werden. Schulze verspricht: „Wir wollen nur die Kohle ersetzen, nicht die Stahlwerke“. Die Botschaft wenige Wochen vor der Bundestagswahl ist klar: Der Klimaschutz kann gelingen, aber er soll keine Arbeitsplätze kosten. Für die SPD ist das der entscheidende Punkt, der gerade den Wählern in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, Ängste nehmen und für Abgrenzung von den Grünen sorgen soll.

Früher war alles schwarz vom Ruß

Die Ängste sitzen tief an Rhein und Ruhr. „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden“, hatte SPD-Ikone Willy Brandt 1961 versprochen, als er als Kanzlerkandidat gegen Konrad Adenauer von der CDU antrat. Damals galt das als völlig utopisch, Ruß und Kohlenstaub färbten weiße Laken auf der Wäscheleine binnen Stunden schwarz. Doch tatsächlich sorgten im Laufe der kommenden Jahrzehnte Luftfilter und Kläranlagen für Besserung. Bei Thyssenkrupp sind sie heute stolz darauf, dass das Wasser, das sie in den Rhein zurückleiten, sauberer ist als bei seiner Entnahme. Die Luft aus den Schloten ist zudem fast völlig von Staub und Schadstoffen befreit.

Noch mitten im Kohle-Zeitalter: Qualm aus dem Thyssenkrupp-Stahlwerk bei Duisburg.
Foto: Marcel Kusch, dpa

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Schwerindustrie einen bitteren Niedergang erlebte und die Steinkohleförderung schließlich ganz eingestellt wurde. Auch bei Thyssenkrupp stammt das schwarze Gold, das am werkseigenen Rheinhafen angeliefert wird, heute aus Übersee. 2018 war mit der Schließung der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop die Ära des Steinkohlebergbaus zu Ende gegangen. Der Wandel hat in der industriellen Herzkammer Deutschlands tiefe Spuren hinterlassen. Zehntausende Kumpel und Malocher verloren ihre Arbeit und die SPD in der Folge viele Stammwähler. Ganze Städte verarmten und erholten sich nie wieder. Das soll nicht mehr passieren.

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Der klimaneutrale Umbau der Industrie soll keine Jobs kosten, im Gegenteil, er soll sie sichern, zukunftsfest machen. Das jedenfalls ist das Mantra, das Svenja Schulze verbreiten möchte. Ihr Ministerium gilt traditionell als eine Art Mauerblümchen unter den Ressorts, das sich nach traditionellem Verständnis auch bei der SPD gern öffentlichkeitswirksam um Bienen, Blumen und Bäume kümmern darf, den Interessen von Industrie und Landwirtschaft aber nicht zu sehr in die Quere kommen soll. Schulze, die überzeugte Vegetarierin aus dem Münsterland, sprengt dieses Rollenkorsett. Mit dem Klimaschutzgesetz, das jüngst den Bundestag passierte, setzte die 52-Jährige gegen viele Widerstände ein neues Instrumentarium durch, das den anderen Ministerien verbindliche Ziele setzt, wie viel CO2 sie bis wann einsparen müssen. Dass durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Klimaziele noch einmal deutlich verschärft wurden, hat auch mit dem Einsatz junger Klimaaktivisten zu tun. Doch letztlich ist es Schulze damit gelungen, doch noch das Gesetz umzusetzen, das sie von Anfang an wollte, das aber zunächst am Widerstand der Union scheiterte.

Beim Bau von Stromleitungen von vor allem im Norden produziertem Windstrom in den Süden gibt es Verzögerungen. Damit wird es auch schwer, grünen Wasserstoff in Deutschland herzustellen.
Foto: Jens Büttner, dpa

Normalerweise ist es der Wirtschaftsminister, der mit den milliardenschweren Förderschecks kommt und von den mächtigen Bossen umschwärmt wird. Doch im Stahlwerk in Duisburg steht nicht Peter Altmaier von der CDU, sondern Schulze, und lässt sich von Thyssenkrupp-Chef Bernhard Osburg erklären, wie Stahl künftig in einem neuen Verfahren, der Direktreduktion, mit Wasserstoff erzeugt werden soll. Ab 2025 sollen die vier Hochöfen schrittweise umgerüstet werden. Für den Klimaschutz bringe das dann soviel, wie wenn 20 Millionen Autos oder sechs Millionen Haushalte kein Kohlendioxid mehr ausstoßen würden, sagt der Vorstandssprecher. Noch gibt es offene Fragen. Etwa die, wo all der Wasserstoff herkommen soll. Denn klimafreundlich ist er nur, wenn er mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird. Doch dazu fehlt es noch an ausreichend Wind- und Solaranlagen. In einer Übergangsphase soll in Duisburg Erdgas eingesetzt werden. „Selbst damit wird im Vergleich zur Kohle die Hälfte des Kohlendioxids eingespart“, sagt Osburg.

Jeder verbraucht 420 Kilo Stahl

Doch zur milliardenteuren Transformation sehen weder er noch Schulze Alternativen. Stahl ist noch immer das Rückgrat des Industriestandortes Deutschland, rechnerisch braucht jeder Bundesbürger 420 Kilogramm pro Jahr, verbaut in Autos oder Kühlschränken, verarbeitet zu Getränkedosen oder Baustahl. 1,8 Milliarden Tonnen Stahl werden weltweit jährlich produziert, Deutschland dürfe dieses Feld nicht anderen überlassen, so der Tenor. Ein Auto werde zwar rund 300 Euro teurer, wenn grüner Stahl verwendet werde. Diee Bereitschaft, für den Klimaschutz auch mehr auszugeben, wachse aber bei vielen Weiterverarbeitern und Verbrauchen, glaubt man im Stahlwerk.

Die SPD wolle beides, Klimaschutz und Arbeitsplätze, sagt Schulze mit Blick auf die 27000 Mitarbeiter allein bei Thyssenkrupp. Bei Umfragewerten um die 16 Prozent können sich die Genossen aber nicht länger auf das schrumpfende Heer der traditionellen Sympathisanten aus der Industrie verlassen.

Svenja Schulze SPD, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit spricht im Rahmen Ihrer Sommerreise bei einem Besuch auf einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Foto: Marcel Kusch, dpa

Auf ihrer Wahlkampftour durch Nordrhein-Westfalen, wo sie von 2010 bis 2017 Forschungsministerin war, besucht sie auch das Forschungszentrum für „Supercomputing“ in Jülich. Riesige Großrechner verarbeiten in Sekundenbruchteilen kaum vorstellbare Datenmengen. Hier wird etwa an Methoden geforscht, das Weltklima besser zu überwachen. Doch die modernen Rechenzentren verbrauchen selbst gigantische Mengen an Strom, der künftig ebenfalls vollständig aus erneuerbaren Quellen kommen soll, wie Schulze betont.

Für Zukunftstechnologien will die SPD stehen, dabei aber ihren sozialen „Markenkern“ nicht aus dem Blick verlieren. Im Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt im Kölner Problemstadtteil Chorweiler überreicht die Umweltministerin einen Förderscheck für die Umrüstung der Fahrzeugflotte des mobilen Pflegedienstes auf Elektroautos. Klimaschutz betrifft künftig alle Bereiche der Gesellschaft, darauf weist Svenja Schulze immer wieder hin auf ihrer Tour.

Schulze will Ministerin bleiben

Dass sie jetzt, wo sie aus dem Schatten vermeintlich bedeutenderer Ministerien getreten ist, gern in ihrem Amt bleiben würde, ist ein offenes Geheimnis. Doch eine Fortsetzung ist nur möglich, wenn die SPD bei der Bundestagswahl im September deutlich besser abschneidet, als es die Umfragen derzeit prophezeien. So wird sich Svenja Schulze in den kommenden Wochen mächtig ins Zeug legen, durchs Land reisen und die Botschaft unters Volk bringen, dass Deutschland beim Klimaschutz vorangehen und trotzdem Industrieland bleiben kann.

Um Blumen und Bienen geht es bei Schulze aber auch. Auf einem idyllischen Biobauernhof am Rande von Aachen, der Heimat von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU), identifiziert sie mit einer neu entwickelten Handy-App eine haarige Wildbiene. Wie viel Honig die SPD wirklich aus dem Klima- und Umweltschutz saugen kann, wird sich im September zeigen.

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