Mitfahrbänke auch im Stadtgebiet?
Wie das Angebot funktioniert und was es bringt. Nächsten Dienstag sind die Bänke Thema im Werkausschuss
Wer sich kein Auto leisten kann, für den wird jede größere Strecke zur logistischen Herausforderung. Mit sogenannten Mitfahrbänken wollen Kommunen dagegen steuern: Über die Bänke sollen sich mehr Menschen für eine Fahrt verabreden. Auch in Königsbrunn wird jetzt über das Angebot diskutiert werden.
Die Einwohner können sich auf die Mitfahrbank setzen und darauf warten, von einem Autofahrer mitgenommen zu werden. Über den Sitzen hängen Schilder, die anzeigen, wo es hingehen soll. Der Vorteil: Die Mobilität von Menschen ohne Auto – zum Beispiel Jugendliche oder Senioren – wird verbessert. Im Landkreis Augsburg wurde jüngst eine Mitfahrbank in Dinkelscherben zum Thema gemacht. Im Visier haben die Initiatoren die Strecke von Dinkelscherben über Oberschöneberg nach Breitenbronn, da von dort aus (B 300) Anschluss an den Nahverkehr der Buslinie Augsburg-Krumbach besteht. Aufgestellt werden könnte sie an einer belebten Straße an einer zentralen und gut sichtbaren Stelle. Auch bestehende Bushaltestellen könnten genutzt werden. Denkbar sei außerdem eine App, bei der man sich registrieren und online nachsehen kann, wer gerade unterwegs ist und wohin man mitgenommen werden könnte. Im Landkreis Tuttlingen wurde so eine App für Smartphones bereits entwickelt, mit der die Standorte der „Mitfahrbänkle“ in der Region abgerufen werden können. In Sielenbach im Landkreis Aichach-Friedberg gibt es das Angebot bereits. Wer dort eine Mitfahrgelegenheit benötigt, kann sich auf das Bankerl setzen und mit einem von vier ausklappbaren Metallschildern deutlich machen, wohin er denn möchte. Thalhausen, Altomünster, Wollomoos oder Pfaffenhofen stehen zur Auswahl. Die Frage, ob sich das Aufstellen von insgesamt zwei Bänken gelohnt hat, stellt sich für Bürgermeister Martin Echter nicht: „Das war doch kein Aufwand – und wenn es auch nicht viele nutzen, für die paar hat es sich schon gelohnt.“ Die Bank samt Schildern seien in Kooperation mit Schülern und Lehrlingen aus der Region entstanden, die Kosten seien gering gewesen, sagt er.
Einen anderen Weg wählte die Gemeinde Nersingen im Landkreis Neu-Ulm. Dort zapfte man für das Projekt ein Förderprogramm der Europäischen Union an und erhielt immerhin 4300 Euro für insgesamt acht Mitfahrbänke – die Gesamtkosten lagen bei 10000 Euro. In der Nachbargemeinde Elchingen funktionierte es auf dem kurzen Dienstweg: Nach einer Anregung von Senioren stellten Mitarbeiter des Bauhofs kurzerhand eine Parkbank und Wegweiser nahe dem Bahnhof auf.
Im bayerischen Verkehrsministerium sieht man die Aktivitäten der Kommunen sehr positiv. „Wir müssen bei der Mobilität kreativ denken. Mitfahrerbänke sind dabei eine gute Idee, da diese neben einem zusätzlichen Mobilitätsangebot auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, sagt Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Die Kritik, dass das Aufstellen derartiger Bänke vielerorts nur als eine Reaktion auf den mangelhaften Öffentlichen Nahverkehr zurückzuführen ist, für den schlussendlich der Freistaat verantwortlich ist, lässt er nicht gelten.
„Beim Nahverkehr gibt es nicht die eine Lösung, die überall in Bayern passt. Wir geben vielmehr den Kommunen einen Werkzeugkasten an die Hand, aus dem sie sich entsprechend ihrer Bedürfnisse individuell bedienen können“, sagt Reichhart. Aus diesem Grund fördere sein Ministerium beispielsweise auch Bürger- oder Rufbusse, die in betroffenen Regionen je nach Bedarf eingesetzt werden können. (mit Michael Böhm)
Die Mitfahrbänke im Stadtgebiet sind in der Werkausschuss-Sitzung am Dienstag, 11. Februar, Thema. Beginn im Großen Sitzungssaal des Rathauses ist um 19 Uhr.
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Früher hat man einfach - ohne Bank und damit ressourcenschonend - den Daumen hochgehalten und nannte das dann trampen, oder 'per Anhalter fahren' ;-)