Unter dem Regenbogen: Gastieren die Gay Games 2026 in München?
München ist in der letzten Bewerbungsrunde um die Gay Games 2026. Das bunte Breitensportfestival würde bis zu 20.000 Gäste aus der ganzen Welt anziehen.
Es könnte eines der größten Sportfeste werden, das München in den vergangenen Jahren erlebt hat. Die bayerische Landeshauptstadt bewirbt sich um die Gay Games 2026. Dabei handelt es sich um die weltweit größte Breitensportveranstaltung, „die sich hauptsächlich, aber nicht ausschließlich an LGBTQ-Sportlerinnen und Sportler richtet“, heißt es auf der Homepage der Bewerbung. LGBTQ ist die Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender). Neben München sind noch Guadalajara in Mexiko und das spanische Valencia in die letzte Runde eingezogen.
München präsentiert sich auf 300 Seiten für die Gay Games 2026
Alle drei Städte haben vor kurzem die zweite, umfangreichere Version ihrer Bidbooks bei der Federation of Gay Games abgegeben. München präsentiert sich dort auf 300 Seiten. Die Entscheidung über den Ausrichter fällen die hundert stimmberechtigten Delegierten im November in Hongkong. Dort müssen sich die drei Städte noch einmal präsentieren, vorher besichtigt eine Delegation auch persönlich die Wettkampfstätten.
Der größte Trumpf Münchens ist der Olympiapark, sagt Beppo Brem. Er ist im Organisationsteam der Bewerbung und sitzt auch für die Grünen im Stadtrat. Die kurzen Wege auf dem Gelände der Olympischen Spiele 1972 und der Olympiapark als Ensemble sind einzigartig. Rund 10.000 Sportler aus der ganzen Welt würden anreisen und sich in insgesamt 37 Sportarten messen. „Mit den ganzen Betreuern und Begleitern wären wir dann bei 15.000 bis 20.000 Leuten. Dazu kommen dann noch die Zuschauer. Da ist dann schon was los“, sagt Brem. Bereits 2004 war München Gastgeber der kleineren europäischen Version EuroGames mit rund 5000 Teilnehmern.
Nächstes Jahr finden die Gay Games in Hongkong statt
Wie die Olympischen Spiele finden auch die Gay Games alle vier Jahre statt. Nächster Gastgeber wird 2022 Hongkong sein, 2018 war es Paris. In Frankreich entstand auch die Idee für die Münchner Bewerbung. „Wir waren dort zu Gast und haben uns gedacht: Das können wir auch, vielleicht sogar besser. So haben wir rumgesponnen und daraus entstand die Idee“, erinnert sich Brem.
Mit Olympia haben die Gay Games außer des Vier-Jahres-Rhythmus eher wenig gemeinsam. Sie ähneln in ihrem sportlichen Charakter eher dem deutschen Turnfest. „Wir sind eine Amateur- und Breitensportveranstaltung“, sagt Brem. „Wobei es in einzelnen Sportarten schon so ist, dass das Niveau sehr hoch ist.“ Teilnehmen könne in der Regel jeder. Es gebe keine Vorauswahl oder Qualifikation. Die Sportarten würden regelkonform und professionell organisiert.
Neben den Vorzügen des Olympiaparks sieht Brem in München vor allem die Unterstützung vor Ort als Argument für einen Zuschlag. „Die Community vor Ort und auch die Stadt stehen sehr stark hinter der Bewerbung. Wir haben 155 Unterstützungsschreiben bekommen. Darunter ist, zu meiner größten Überraschung, sogar eines von Herrn Seehofer und von Herrn Söder. Jetzt, da es ums Geld geht, sind alle zwar eher zugeknöpft, aber die Unterstützung ist trotzdem unglaublich groß.“
Der Etat der Gay Games beträgt zehn Millionen Euro
Rund zehn Millionen Euro beträgt der Etat. Etwa die Hälfte kommt von den Teilnehmern, die jeweils 200 Dollar für die Teilnahme zahlen müssen. Die andere Hälfte müsste die öffentliche Hand geben. Mittelfristig sei das aber eine sinnvolle Investition, sagt Brem. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft in München habe ausgerechnet, dass die Gay Games der Stadt einen wirtschaftlichen Mehrwert von rund 65 Millionen Euro bescheren würden. Darin eingerechnet sind beispielsweise die Übernachtungen der Gäste aus aller Welt.
Unbestritten sind aber auch die Nachteile. München wäre nach Köln 2010 bereits die zweite deutsche und insgesamt vierte europäische Stadt, die Gay Games ausrichten dürfte. „Guadalajara ist unser Hauptkonkurrent“, sagt Brem. In Lateinamerika waren die Gay Games noch nie. Aber: „Wir haben trotzdem eine gute Chance. Wir können eine gute Organisation und gute Finanzierung anbieten.“
Der Stadtrat verspricht sich durch die Gay Games einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft im Umgang mit Homosexuellen. „Weil die Leute sehen, dass die da nicht mit Wattebäuschchen durch die Gegend laufen. Je mehr man konkret sieht, dass Basketball da nicht anders aussieht als bei anderen Basketballern, desto mehr merkt man, wie blöd diese Vorurteile eigentlich sind.“ Er habe das Gefühl, dass auch im Sport ein Umdenken stattfindet. „Natürlich hat Thomas Hitzlsperger da etwas ausgelöst. Alleine dass er nach seinem Outing Sportdirektor von Stuttgart sein kann. Das ist ein Stück hin zur Normalität.“ Ein gutes Zeichen sei auch gewesen, dass alle Sportverbände sofort mitgemacht hätten, als sie von den Organisatoren angefragt wurden.
Wo man ansetzen müsse, sei in den Vereinen. Brem: „Ich glaube zwar nicht, dass es eine aktive Diskriminierung gibt. Aber was schon stattfindet, ist, dass man nicht vorbereitet ist. Unsere Hoffnung, dass sich jetzt hunderte Profifußballer als schwul outen, ist ja völlig naiv. Denn die gibt es wahrscheinlich gar nicht, weil sie vorher schon aufgegeben haben. Die sagen für sich, dass sie nicht in dieses System passen.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Diskussion ist geschlossen.
Egal welche Partei. Wer verspricht diesen Spuk zu beenden hat meine Stimme!!!
Bei homophoben Parteien am rechtem Rand werden Sie sicher fündig. Aber vermute, dass Sie das schon wissen.