Alles glänzt: So lenkt WM-Gastgeber Katar von der Kritik ab
Wunderbare Stadien, politische Entspannung und wirksame Corona-Blasen: Katar, der Gastgeber der kommenden WM, lenkt wirkungsvoll von den Schattenseiten ab.
In Katar herrschen "perfekte Bedingungen", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick vor dem Finale der Vereins-WM am Donnerstag gegen Tigres aus Mexiko. Wie schon das Halbfinale der Bayern findet auch das Finale in einem Stadion statt, das bei der WM im kommenden Jahr als Austragungsort dienen soll: Die Gastgeber wollen zeigen, wie weit sie bei der Vorbereitung für die erste WM in einem arabischen Land bereits sind. Ein Corona-Konzept soll die Zuschauer bei der Klub-WM vor dem Virus schützen. Von Kritik an Katar wegen der Ausbeutung von Arbeitern beim Bau der WM-Stadien ist nichts mehr zu hören.
Die Vergabe einer Fußball-Weltmeisterschaft an ein arabisches Land ist auch elf Jahre nach der Entscheidung der Fifa noch umstritten. Wegen der Wüstenhitze wird das Turnier 2022 nicht wie üblich im Sommer, sondern im November und Dezember ausgetragen. Außerdem stattet das reiche Emirat die WM-Stadien mit moderner Kühl-Technologie aus, die auf den Spielfeldern und auf den Rängen angenehme 22 bis 24 Grad sichern und Spieler und Zuschauer vor Staub und Wüstensand schützen soll. Bayern-Profi Joshua Kimmich schwärmte laut Medienberichten, der Rasen im Halbfinal-Stadion "Ahmad Bin Ali" außerhalb der Hauptstadt Doha sei "ein Traum".
Für Amnesty International gibt es in Katar eine "WM der Schande"
Hinter dem schönen Schein verbergen sich himmelschreiende Zustände, sagen Menschenrechtler. Amnesty International spricht von einer "WM der Schande" und prangert die an Sklaverei grenzenden Arbeitsbedingungen von Arbeitern aus Bangladesch, Indien und Nepal an. Die Bayern gerieten ebenfalls ins Schussfeld der Kritik, weil sie in Katar ihr Wintertrainingslager absolvieren und die Fluggesellschaft Qatar Airways als Sponsor wählten.
Auch die Austragung der Klub-WM mitten in der Pandemie wird kritisiert. Aus dem deutschen Lockdown flogen die Bayern-Spieler in ein Land, das in jüngster Zeit einen neuen Anstieg von Corona-Infektionen erlebt. Besonders die wachsende Zahl der Corona-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, bereitet den Behörden Sorge. Wenn der Trend anhalte, werde Katar die Corona-Beschränkungen verschärfen müssen, erklärte das Gesundheitsministerium laut der Zeitung The Peninsula. Schon jetzt verbietet Katar alle Menschenansammlungen von mehr als 15 Personen.
Dennoch sah das Emirat keinen Grund, die Begegnungen der internationalen Teams als Geisterspiele zu veranstalten: Leere Stadien hätten nicht zu dem Bild gepasst, das Katar mit der Vereins-WM in der Welt verbreiten wollte. Deshalb entschied sich der Gastgeber dazu, die Zuschauer-Kapazität der Stadien auf 30 Prozent zu begrenzen; Tickets waren nur mit negativem Corona-Test zu haben. Außerdem müssen die Fans Masken tragen und eine Corona-Warn-App herunterladen, mit der ihre Kontakte nachverfolgt werden können. Für die Bayern war das Halbfinale gegen Al Ahly Kairo das erste Spiel vor Publikum seit Ende September.
Es gab vor der Klub-WM auch schon politische Erfolge für Katar
Die Klub-WM ist für Katar auch politisch ein Erfolg. So wäre die Reise des Halbfinal-Gegners der Bayern aus Ägypten nach Katar noch vor wenigen Monaten kaum möglich gewesen. Erst Anfang des Jahres hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten ihren jahrelangen Streit mit Katar beendet und ihre Blockade des Emirats aufgegeben. Jetzt hoffen die Kataris auf viele Zuschauer aus den arabischen Nachbarstaaten bei der WM, weil die Grenzen wieder offen und die Flugverbindungen wieder hergestellt sind. Bis zur WM werde auch die Pandemie kein Thema mehr sein, hoffen die Behörden.
Die Generalprobe für die WM dürfte in Katar deshalb als voller Erfolg gewertet werden. Gut anderthalb Jahre vor dem WM-Start sind vier der acht Stadien für das Weltturnier in Katar fertig. Neben dem "Ahmad Bin Ali"-Stadium gehört auch das "Education City Stadium" dazu, in dem am Donnerstag das Finale der Vereins-WM zwischen den Bayern und Tigres stattfinden soll. Der Austragungsort für das WM-Endspiel am 18. Dezember 2022, das "Lusail-Stadion" nördlich von Doha, soll im Verlauf dieses Jahres eingeweiht werden.
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