André Weis: Große Sprünge
Der neue Torhüter des FC Ingolstadt, André Weis, nimmt den Konkurrenzkampf mit dem bisherigen Stammkeeper Ramazan Özcan auf
Schon von seinem äußeren Erscheinungsbild her passt André Weis nahezu perfekt in die Gilde junger deutscher Torhüter wie Manuel Neuer (Bayern München), Bernd Leno (Bayer Leverkusen), Mark-André Ter Stegen (Borussia Mönchengladbach) oder Ron-Robert Zieler (Hannover 96): Neben einem körperlichen Gardemaß von 1,90 Metern weist der 21-jährige Neuzugang vom VfB Stuttgart noch weitere wichtige Merkmale auf: Ehrgeiz, Trainingsfleiß sowie den unbändigen Willen, den Sprung auf die große Fußballbühne, sprich Bundesliga, unter allen Umständen zu schaffen.
Doch warum wechselte der gebürtige Bopparder dann vor Beginn dieser Spielzeit von einem Klub aus dem „Oberhaus“ (VfB Stuttgart) freiwillig eine Etage tiefer zum Zweitligisten FC Ingolstadt 04, bei dem er auch noch einen Drei-Jahres-Vertrag bis 2016 unterschrieb? „Grundsätzlich hätte ich mir das Duell mit Sven Ulreich, der ja bei der Bundesliga-Truppe des VfB auch in der vergangenen Saison die uneingeschränkte Nummer eins war, schon zugetraut“, berichtet Weis. Ob er jedoch eine echte (und faire) Chance bei den Schwaben, bei denen er in den letzten beiden Jahren ausschließlich in der „Zweiten“ zwischen den Pfosten stand, erhalten hätte, dahinter steht ein dickes Fragezeichen.
„Ich hätte natürlich auch in Stuttgart bleiben können“, sagt Weis. Doch nach einem ausführlichen Gespräch mit den VfB-Verantwortlichen reifte bei ihm „relativ schnell“ die Entscheidung, künftig bei einem anderen Klub den nächsten Entwicklungsschritt in seiner Karriere anzugehen. „Selbstverständlich hätte ich mich in den kommenden vier Jahren in Stuttgart als zweiter Keeper hinter Ulreich auf die Bank setzen können. Richtig weitergekommen wäre ich damit aber sicherlich nicht“, so Weiß, dessen Namen in den zurückliegenden Monaten immer wieder als möglicher Kandidat bei etwaigen Erst- und Zweitligisten fiel. Den Zuschlag bekam letztlich der FC Ingolstadt 04, der mit seinem Vorhaben, Weis zu verpflichten, quasi zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle war. Nach dem kurzfristigen Abgang von Sascha Kirschstein zum Ligakonkurrenten Erzgebirge Aue mussten sich die Schanzer nach einem Nachfolger und neuen Herausforderer ihrer bisherigen Stammkraft Ramazan Özcan umschauen – und kamen dabei auf André Weis.
Guter Eindruck von der neuen Mannschaft
„Als das Angebot aus Ingolstadt kam, habe ich zu meinem Berater sofort gesagt: Das machen wir“, berichtet Weis. Gesagt, getan. Mittlerweile ist er seit rund drei Wochen bei seiner neuen Truppe – und die ersten Eindrücke sind positiv.
„Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, die sehr lernwillig und bissig ist. Zudem wurde ich auch von den Jungs gleich prima aufgenommen“, lacht Weis, für den der Wechsel von Stuttgart nach Ingolstadt vor allem in der Trainingsarbeit mit dem jeweiligen Torhütertrainer eine „ziemlich große Umstellung“ zur Folge hatte: „Beim VfB hat Andreas Menger sehr viel im technischen Bereich gearbeitet. Hier beim FC 04 werden wir von Brano Arsenovic schon auch körperlich und konditionell hart rangenommen, was aber sicherlich kein Nachteil ist.“
Mit seinem neuen Torhüter-Kollegen Ramazan „Rambo“ Özcan versteht sich Weis indes „schon richtig gut“, obwohl die beiden Schlussleute um den einen begehrten (Stamm-)Platz zwischen den Pfosten des Ingolstädter Gehäuses kämpfen. „Natürlich sind wir direkte Konkurrenten und jeder möchte spielen. Aber es wäre doch absoluter Unsinn, wenn wir deshalb nicht miteinander reden oder uns komplett aus dem Weg gehen würden“, erklärt der Herausforderer und fügt hinzu: „Die Entscheidung, wer von uns beiden letztlich ran darf, trifft ausschließlich der Trainer. Deshalb können wir uns gegenseitig auch gar nicht böse sein, wenn dann der andere spielt.“
Ein erstes kurzfristiges Ziel hat sich Weis indes schon gesetzt: „Ich werde versuchen, so hart wie möglich zu trainieren, um dann beim Zweitliga-Auftakt gegen Erzgebirge Aue (19. Juli, Anm. d. Red.) im Kasten zu stehen.“ Seine Chancen dafür schätzt Ingolstadts Nummer 33 „gar nicht mal so schlecht“ ein: „Mit Marco Kurz ist ein neuer Coach hinzugekommen, der sich das Ganze sowohl im Training als auch bei den Testspielen genau anschauen und dann urteilen wird. Ich werde mein Bestes geben, um ihm die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen.“ Sollte es nicht auf Anhieb mit einem Stammplatz klappen, so hat Weis zumindest die Gewissheit, dass auch nicht unbedeutende Torleute wie Neuer, Leno, Ter Stegen oder Zieler zunächst das eine oder andere Lehrjahr (auf der Bank) absolvieren mussten...
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