Freude auf beiden Seiten
Während der FC Bayern nach dem 2:1-Sieg beim FC Ingolstadt den Titel bejubelt, sind die Schanzer stolz auf ihre Leistung. Was die FCI-Spieler zu den Pfiffen gegen Ralph Hasenhüttl sagen.
Als Ramazan Özcan nach dem Spiel gegen den FC Bayern München zu den Medienvertretern sprach, wirkte er sichtlich zufrieden. Das erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich nach einer Niederlage. Aber diese Pleite fühlte sich einfach anders an. Im Hintergrund, da freuten sich die Spieler des FC Bayern München, die in Ingolstadt mit 2:1 gewonnen hatten, über ihren vierten Meistertitel in Folge.
Özcan nahm die starke Leistung der Schanzer gegen den Rekordmeister als Beispiel für die gesamte Saison des FC Ingolstadt und reihte fünf Eigenschaften aneinander, die diese Mannschaft ausgezeichnet haben: „Mut, Wille, Leidenschaft, Herz und Plan.“ Özcan war derart zufrieden, dass er beinahe jeden erwähnte, der etwas mit dem FC Ingolstadt zu tun hat. Er lobte alle Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Er lobte die Fans, die die Mannschaft fantastisch unterstützt hätten. „Wenn Lukas das Tor am Ende macht, brechen hier alle Dämme“, sagte Özcan weiter. Eben jener Hinterseer hatte in der Nachspielzeit eine große Chance zum Ausgleich vergeben.
Ob Stolz oder Wehmut überwiege, wurde Moritz Hartmann gefragt. „Beides ein bisschen“, antwortete der Stürmer, der selbst zwei dicke Chancen hatte liegen lassen (29., 71.), als er jeweils vor Manuel Neuer aufgetaucht war. Grund zur Freude hatte Hartmann dennoch. Er verwandelte seinen siebten Elfmeter der Saison und schraubte sein Torkonto auf elf Treffer. Dabei ließ er Neuer keine Chance. „Der König zum Schluss“, scherzte Hartmann freudig. Es sei egal, wer beim Gegner im Tor stehe, „da kann kommen wer will, ich haue den Ball gegen jeden rein.“ Auch eine Botschaft an den neuen Trainer Markus Kauczinski hatte Hartmann parat: „Wenn er unsere Saison verfolgt hat, weiß er, wen er zum Elfmeter antreten lassen muss.“
Hartmann war, das zeigen seine Aussagen, prächtig gelaunt. Da tat auch die Pleite gegen den neuen deutschen Meister keinen Abbruch.
Der FC Bayern, dem das Aus in der Champions League noch in den Köpfen steckte, hatte gezeigt, warum ihm in Deutschland kein Team das Wasser reichen kann. Spielerisch hebelten sie das frühe Ingolstädter Pressing aus und kamen in der vor allem in der ersten Spielhälfte unterhaltsamen Partie zu zahlreichen Gelegenheiten. Zwei davon nutzte Robert Lewandowski (15, Foulelfmeter, 32.), der jetzt 29 Saisontreffer auf seinem Konto hat.
„Ich habe großen Respekt vor der Leistung des FC Bayern“, sagte daher Pascal Groß. Man müsse stolz sein, schob er hinterher, „in Deutschland eine solche Mannschaft von Weltformat zu haben.“
Das Spiel und die Saison des FC Ingolstadt geriet dann doch noch zur Nebensache. Das Thema Ralph Hasenhüttl, der sein letztes Heimspiel bestritt, rückte in den Fokus. Bei der Verabschiedung des Österreichers vor der Partie hatten sich zum Applaus auch Pfiffe gemischt. Während dem Spiel wurden im Stehplatzbereich immer wieder Plakate in die Höhe gehalten, die Hasenhüttl verunglimpften. „Lieber Rangnicks Hofnarr als König auf der Schanz?“ war auf einem zu lesen. „Der wahre Charakter zeigt sich zum Schluss. Du hast keinen“, auf einem anderen. Vor allem Hasenhüttls neuer Verein RB Leipzig erzürnt so manchen Anhänger.
Die FCI-Spieler bekamen davon während der Partie nichts mit. „Das ist hart“, sagte Hartmann darauf angesprochen. „Unter ihm hat der Verein viele Erfolge gefeiert. Es ist nicht wichtig, zu welchem Verein er geht.“ Auch Pascal Groß, einer von Hasenhüttls Lieblingsschülern, wurde deutlich: „Man sollte ihm Dankbarkeit entgegenbringen. Er hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt stehen.“ Auch Hasenhüttl, der nach dem Spiel seine Tränen nicht unterdrücken konnte und wollte, ließ sich nicht entmutigen. Er ging nach dem Spiel zum Fanblock und verabschiedete sich.
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