Orchestra Mondo im Stadeltheater: Tango trifft auf Gypsy-Swing
Das „Orchestra Mondo“ begeistert die Zuhörerinnen und Zuhörer im ausverkauften Lauinger Stadeltheater. Wie die Gruppe es schafft, verschiedene Stile zu kombinieren.
Anja Baldauf aus dem Kammeltal im Landkreis Günzburg ist vor allem als "Zydeco Annie" bekannt geworden, die mit ihrer Band „Swamp Cats“ Musik aus den Südstaaten der USA präsentiert. Jetzt gastierte sie im ausverkauften Lauinger Stadeltheater mit ihrer Formation „Orchestra Mondo“. Dieses gründete sich schon im Jahr 2004, noch vor den Swamp Cats und widmet sich dem Tango und dem Jazz, dabei vor allem dem Gypsy-Swing. Gelegentlich kommt auch Musette dazu. „Ich erlaube mir, die Musik zu spielen, die ich mag“, sagt Anja Baldauf nach dem Konzert im Gespräch mit unserer Redaktion. Zum Unterschied zwischen ihren beiden Bühnen-Ichs sagt sie: „Zydeco Annie war die junge Musikerin Anja, die gesetzte Musikerin und Dozentin für Jazz-Akkordeon ist die Anja Baldauf bei Orchestra Mondo. Aber ich habe die Zydeco Annie gebraucht, um die zu werden, die ich jetzt bin.“ Das Verbindende zwischen Tango und Gypsy-Swing sei die gemeinsame Entstehungszeit in den 1930er und 1940er-Jahren.
Bei Orchestra Mondo (Welt-Orchester) wird Anja Baldauf kongenial unterstützt von ihrem Mann Stefan Baldauf am Schlagzeug, Dennis Wendel am Kontrabass und Raffael Müller an der Gitarre.
Für einen Auftritt in der Schweiz entwickelte Orchestra Mondo eine reine Instrumentalversion
Das Konzert im Stadeltheater beginnt mit dem „LiberTango“ von Astor Piazolla, einem Vertreter des Tango Nuevo. Das Stück beginnt mit einem Akkordeon-Solo aus Abwärts- und Aufwärtsmolldreiklängen. Dann setzen Schlagzeug und Bass mit wummerndem Rhythmus ein, darauf folgen Soli von Gitarre und Akkordeon mit vielen Tremoli. Für einen Auftritt in der Schweiz entwickelte Orchestra Mondo eine reine Instrumentalversion des Kriminaltangos aus der Feder des Schweizers Hazy Osterwald. Der Kontrabass trägt mit gestrichenen Saiten das Thema vor, dann versehen dieses die anderen mal mit jauchzenden, mal mit schluchzenden Nebenmelodien.
Das Vorbild des Gitarristen Raffael Müller ist der Sinto Django Reinhardt (1910-1953), der im Paris der 1930er-Jahre die Musik der Sinti und Roma mit dem Jazz zum Musikstil Gypsy-Swing verband. In Lauingen waren zwei kontrastreiche Kompositionen aus Reinhardts Feder zu hören, nämlich der „Minor Swing“ und ein Bolero. Müller zeigt sich seinem Vorbild ebenbürtig. Bei der Filmmusik „The Hills of Rome“ spielt er seine Gitarre wie eine Mandoline.
Stefan Baldaufs Schlagzeugspiel hat eine gute Balance zwischen rhythmischen und koloristischen Elementen. Bei einem Solo zeigt er reizvolle Wechsel zwischen Becken, Trommeln und Glocken.
Musik aus dem Film "Die Drei von der Tankstelle"
Auch der deutsche Operettenfilm der 1930er-Jahre findet Platz im Programm von Orchestra Mondo mit einer Instrumentalversion von „Liebling mein Herz lässt dich grüßen“ aus dem Film „Die Drei von der Tankstelle“. Aus dem Streifen übernehmen sie den Csardas-mäßigen Beginn des Stückes sowie die erste Strophe, vorgetragen vom Akkordeon. Dann versieht die Gitarre das Thema mit jazzigen Nebenmelodien, darauf folgt ein Bass-Solo mit großen Tonsprüngen. Ebenfalls im zweiten Konzertteil erklang eine Musette, also die französische Variante des Walzers. Im Stück „Indifférence“ (Gleichgültigkeit) lässt der Komponist Tony Muréna die Musette mit einem Blues schmusen.
Immer wieder ernten die Musiker großen Applaus und Bravorufe, gelegentlich sogar rhythmisches Mitklatschen. Die lautstark geforderte Zugabe wird mit einem Tango und einem Blues eingelöst.
Eine Zuschauerin sagt: „Es war sehr farbenreich. Außerdem hat mir gefallen, wie die Musiker den Kontakt mit dem Publikum gesucht haben.“ Ein Mann aus dem Publikum sagt: „Das Konzert war abwechslungsreich und die Akustik in dem nostalgischen Saal war hervorragend.“
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