Allgäuer baut den ersten Elektro-Porsche
Alois Ruf veredelt Porsche für Kunden aus aller Welt. Dem Allgäuer gelang jetzt ein Coup: der Porsche als Öko-Auto. Beim Beschleunigen zeigt dieser seinem Benziner-Kollegen die Rücklichter. Von Josef Karg
Von Josef Karg
Augsburg. Alois Ruf ist Autobauer aus Passion. Bereits 1939 begann sein Vater Kraftfahrzeuge in Pfaffenhausen bei Mindelheim (Unterallgäu) zu verkaufen. Heute veredelt der Sohn Porsche für zahlungskräftige Kundschaft aus aller Welt. Ein einträgliches Geschäft. Bisher lief es für die breite Öffentlichkeit eher unspektakulär ab.
Doch jetzt gelang dem Allgäuer ein Coup, der ihn von einem Tag auf den anderen international in die Schlagzeilen hievte: Ruf stellte den ersten "Strom-Porsche" der Welt vor, der in Serie geht. Seit das bekannt ist, geben sich auf dem Firmengelände Auto-Journalisten die Türklinke in die Hand.
Denn kaum einer kann es glauben: Während die meisten großen Hersteller sich noch am Hybrid-Antrieb abmühen, ist Ruf einen Schritt voraus. Und das nicht bei einem süßen Stadtflitzer, sondern einem Modell, bei dem selbst die Vollgasfraktion aufhorcht: dem Porsche 911. Und das Beste: Die Kleinserienfertigung des "eRuf" (maximal 50 Stück jährlich) soll bereits im kommenden Jahr beginnen. Der Wagen soll rund 150.000 Euro kosten.
Wie kommt ein Autoveredler mit 65 Mitarbeitern, dessen Porsche bis zu 700 PS haben und über 300 Stundenkilometer schnell sind, darauf, ein Ökoauto zu bauen? "Ich betreibe als Hobby seit Jahren drei Wasserkraftwerke im Allgäu. Die produzieren pro Jahr 35 Millionen Kilowatt-Stunden", erzählt er. Damit könnten 3500 seiner E-Porsche mit einer Fahrleistung von 40 000 Kilometern pro Jahr betrieben werden. Seine Vision sei immer gewesen, die Kilowatt auf die Straße zu bringen. Die Frage lautete: Wie?
Plötzlich kamen Ruf zwei Trends zu Hilfe: Das generelle Umdenken in der Autoindustrie und die damit einhergehende Wiederentdeckung des Elektroantriebs. Möglich wurde dies vor allem durch die neuen, leichten und leistungsstarken Litium-Ionen-Akkus. Plötzlich war "Grün" sexy und Elektro-Fahrzeuge wurden alltagstauglich, weil sie größere Reichweiten hatten.
Als Energiespeicher dienen im eRuf 96 Lithium-Ionen-Akkus, die es auf 550 Kilogramm bringen. Die etwa autobatteriegroßen Module sind vor allem im vorderen Kofferraum verbaut und lassen dort keinen Platz mehr für Gepäck. Schon jetzt experimentiert das Unternehmen aber mit neuen Batterien, die 30 Prozent kleiner sind, aber mehr Leistung aufnehmen können.
Wenn Ruf vom Strom-Porsche redet, kommt er ins Schwärmen. Im Heck des Prototypen steckt ein Elektromotor mit 150 Kilowatt - das entspricht 240 PS. Er ist kaum größer als die Trommel einer Waschmaschine. Direkt nach dem Leerlauf geht der Motor mit der Kraft von gewaltigen 650 Newtonmetern zu Werke. "Das klingt ein wenig so, als würde ein Düsenjet starten", sagt der Autotüftler.
Für den Sprint von null auf 100 braucht der eRuf sieben Sekunden. Auf den ersten Metern hängt er sogar den Benziner-Porsche ab. 222 km/h war der Elektro-Athlet bei Testfahrten schon schnell. Beachtlich. Das klingt nach Sportwagen. Der rollt, abgesehen vom Start, nahezu lautlos durch die Lande. Und das, so Ruf, soll so bleiben. "Denn es ist ein gigantisches Gefühl, so unterwegs zu sein.
Ziel sei es, bis 2009 das Gesamtgewicht von 1900 auf 1400 Kilo zu drücken, erklärt Ruf. Dann sollen die Werte für Beschleunigung, Endgeschwindigkeit und Straßenlage noch einmal verbessert werden. Immerhin 350 Kilometer weit soll man mit den neuen Akkus fahren können. Kleiner Nachteil: Voll aufladen dauert noch acht Stunden. Aber auch daran will der findige Allgäuer noch arbeiten.
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