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  3. Chefin der Familienunternehmen im Interview: Woran es bei Habeck hapert

Interview
28.03.2024

Chefin der Familienunternehmen: Mit Habeck kommen wir nicht aus der Krise

Die Präsidentin des Verbandes "Die Familienunternehmer", Marie-Christine Ostermann, fordert Entlastungen für die Unternehmen auf breiter Front.
Foto: Anne Gromann Fotografie

Marie-Christine Ostermann ist Präsidentin des Verbandes Die Familienunternehmer. Habeck nennt sie "sympathisch", es hapere bei ihm aber am Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge.

Frau Ostermann, Ihre Urgroßmutter hat das Familienunternehmen Rullko im westfälischen Hamm mitbegründet und den Lebensmittelgroßhändler zusammen mit ihrem Mann geführt. Ist Ihre Urgroßmutter für Sie ein Vorbild?

Marie-Christine Ostermann: Meine Urgroßmutter hat mich sehr motiviert, in das Familienunternehmen 2006 einzusteigen und es schließlich ab 2017 alleine zu führen. Unsere Firma beliefert Großküchen, etwa in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder in der Gastronomie. Von klein auf war es für mich selbstverständlich, dass Frauen Firmen führen. Ich war zwar erst vier Jahre alt, als meine Urgroßmutter starb, sie hatte aber damals schon einen prägenden Einfluss auf mich. 

Wie kam das? 

Ostermann: Meine Urgroßmutter war auch im hohen Alter eine sehr charismatische Persönlichkeit. Sie hat das Unternehmen nach dem Krieg wieder aufgebaut, hohe Investitionen getätigt und nach dem Tod des Urgroßvaters alleine geführt. In unserer Firma hängen viele Fotos von ihr. Für mich ist es so selbstverständlich, dass Frauen Chefinnen sind. 

Wollten Sie immer Chefin werden? 

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Ostermann: Schon mit 16 Jahren habe ich meinem Vater gesagt, dass ich das Unternehmen einmal als seine Nachfolgerin führen will. Keiner in der Familie hat mich unter Druck gesetzt. Ganz im Gegenteil: Die Nachfolge-Diskussion wurde von mir ferngehalten. Meine Eltern sagten immer: Siehe zu, dass du gute Noten schreibst, und ergreife einen Beruf, der dich glücklich macht. Fasziniert von der Familiengeschichte ging ich alleine auf meine Eltern zu, die sich über meine Entscheidung gefreut haben. 

Doch immer mehr Familienunternehmerinnen und -unternehmer stöhnen unter der Last der Bürokratie, leiden an den Folgen des Facharbeitermangels und an den hohen Energiepreisen. Manche verstehen es sogar, wenn ihre Kinder den Betrieb nicht übernehmen wollen.  

Ostermann: Damit junge Menschen Lust haben, das Familienunternehmen zu übernehmen, muss die Politik die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft deutlich verbessern. Denn Deutschland leidet unter immensen bürokratischen Auflagen. Die Steuern und auch die Sozialabgaben sind zu hoch, überall fehlen Fachkräfte, und die Infrastruktur ist zum Teil marode. Dieses Land braucht dringend Reformen. 

Und das schon sehr lange. Der Reformstau hält sicher junge Menschen davon ab, Unternehmer zu werden.  

Ostermann: Und das freie Unternehmertum genießt auch zu wenig Ansehen in unserem Land, was für potenzielle Unternehmensnachfolger belastend wirkt. Schon in der Schule erfahren junge Menschen viel zu wenig über das Unternehmertum. Dann sehen sie in Krimis, dass Unternehmer oft die Bösen oder gar Mörder sind. Klischee reiht sich an Klischee, und so werden Firmeninhaber vor allem als Männer gezeichnet, die Zigarre rauchen und Porsche fahren. Kein Wunder, dass Deutschland ein Angestelltenland ist und es nur rund 3,5 Millionen Selbstständige gibt. 

Familienunternehmen gelten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. 

Ostermann: Genau. 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in Familienunternehmen. Und zudem bilden die Familienunternehmen 80 Prozent aller Azubis aus. Diese Rolle der Betriebe muss in der öffentlichen Wahrnehmung, also auch in Schulbüchern, sichtbarer werden. Und wir Unternehmer und Unternehmerinnen dürfen auch nicht politisch abstinent sein. Wir müssen uns wieder stärker in die Politik einmischen. 

Doch Unternehmer sind schnell frustriert, weil in der Politik die Mühlen viel langsamer als in ihren Betrieben mahlen.  

Ostermann: Wir sollten uns dadurch nicht entmutigen lassen und uns auch über kleine politische Fortschritte freuen, statt zu glauben, wir könnten gleich die ganze Welt umkrempeln. Ich habe mich vor diesem Ehrenamt auch schon politisch engagiert und war von 2014 bis 2015 Landesschatzmeisterin der FDP in Nordrhein-Westfalen. Meine Parteimitgliedschaft ruht, seit ich Verbandspräsidentin bin. 

Dafür fällt Ihre Kritik an der Politik der Ampelregierung umso lebendiger aus. Sie sehen weit und breit keinen Lichtstreif am Horizont. Die Lage der Familienunternehmen sei derzeit so schlecht wie während der Corona-Lockdowns. Ist die Lage wirklich so ernst?

Ostermann: Die Lage ist wirklich sehr ernst, das zeigen unsere regelmäßigen Umfragen unter Familienunternehmern. Demnach geht mehr als ein Drittel davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage für sie verschlechtert. Nur noch 25 Prozent der international tätigen Familienunternehmen ist bereit, in Deutschland zu investieren, weil die Standortbedingungen zu schlecht sind. Die Deindustrialisierung hat bereits begonnen. Viele Unternehmer fühlen sich von der Politik nicht mehr verstanden. Und was besonders alarmierend ist: Ein Viertel der Unternehmen will Arbeitsplätze abbauen. 

Warum hat sich die Stimmung vieler Unternehmer derart verdüstert? 

Ostermann: Weil es seit rund 20 Jahren, eben seit der Agenda von Gerhard Schröder, in Deutschland keine größeren Reformen für mehr Wettbewerbsfähigkeit gegeben hat. Stattdessen aber wurden in der Zeit reichlich Gesetze beschlossen, die enorme bürokratische Auflagen brachten und den Standort Deutschland zu teuer gemacht haben. Unternehmern wird zudem immer mehr Misstrauen entgegengebracht. Keine einzige Reform hat uns dagegen Mut gemacht und so für einen Wachstumsschub gesorgt. 

Warum haben die Unternehmer nicht rebelliert? 

Ostermann: Weil es durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, günstige Energie und einen schwachen Euro für längere Zeit insgesamt trotzdem gut lief, vor allem für unsere Exportindustrie. Das war ein goldenes Jahrzehnt für die deutsche Wirtschaft insgesamt. Doch das Land wurde nicht für die Zukunft vorbereitet, was sich rächte, als zunächst die Pandemie und dann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine der deutschen Wirtschaft massiv zusetzen

Welche Folgen hat der deutsche Reformstau? 

Ostermann: Weil die Wirtschaft kaum wächst, fehlt uns Geld, um den Zustand der Bundeswehr deutlich zu verbessern, die Ukraine weiter massiv zu unterstützen, die Wohnungsnot in Deutschland zu lindern, die Flüchtlinge entsprechend zu integrieren und unser Land klimagerecht umzubauen. Um all das zu finanzieren, bräuchte die Wirtschaft einen Entlastungsschub, damit wir das Wachstum wieder ankurbeln können und die Staatseinnahmen steigen. 

Was steht auf Ihrem Wunschzettel an die Politik? 

Ostermann: Die Unternehmenssteuern müssen in Deutschland von knapp 30 auf unter 25 Prozent sinken und damit auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau angepasst werden. Auch die Sozialabgaben sind mit fast 42 Prozent viel zu hoch. Wenn wir das laufen lassen, kommen wir irgendwann bei 50 Prozent raus. Dann investiert kein Unternehmer mehr in Arbeitskräfte. 

Doch die Ampel-Koalition kurbelt doch jetzt die Wirtschaft an.

Ostermann: Das von der Bundesregierung angepeilte Wachstumschancengesetz ist aber zu einem Mini-Wachstumschancengesetz verkommen. Besser spät als nie passierte es endlich den Bundesrat. Das Gesetz kann nur der Beginn zu einer anderen Wirtschaftspolitik sein, denn das Gesetz allein wird noch keinen Wachstumsimpuls auslösen. Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner müssen nun unverzüglich an die Arbeit gehen und ihr „Wirtschaftswende“-Paket in Gesetzesform gießen. 

Das Reförmchen genügt Ihnen also nicht. Warum fehlt der Ampel der Mut für echte Reformen?

Ostermann: Dass die Ampelregierung nicht in der Lage ist, Signale für einen Aufschwung zu setzen, liegt daran, dass die SPD und vor allem die Grünen einer komplett anderen Weltanschauung als die meisten Verantwortlichen in der Wirtschaft anhängen. Auch unser Bundeswirtschaftsminister ist davon überzeugt, dass man Probleme mit einer sehr engmaschigen staatlichen Regulierung löst. Und er verteilt gerne Subventionen für die Agenda der Grünen. 

An Herrn Habeck reiben Sie sich immer wieder.

Ostermann: Die Wirtschaft tickt anders als Herr Habeck. Die Wirtschaft braucht Freiraum, um innovativ zu sein. Die Wirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Subventionen und Regulierungen, wie sie Herr Habeck liebt, sind nicht verlässlich, sondern willkürlich. Das zeigt sich am Heizungsgesetz: Herr Habeck wollte jedem Bürger vorschreiben, wie man zu heizen hat und wer das einhalten wollte, sollte mit Subventionen belohnt werden. Für diese Politik hatte er sich einen riesigen Schattenhaushalt für Subventionen geschaffen. Das hat das Bundesverfassungsgericht gestoppt. Herr Habeck musste wieder viele Subventionen streichen. So funktioniert eine verlässliche Politik nicht. Besser wäre es, mit dem Steuergeld sorgsamer umzugehen und etwa das Bürgergeld nur an Menschen zu zahlen, die wirklich bedürftig sind. Dann müssten andere Bezieher wieder arbeiten. 

Ist Habeck der falsche Mann als Wirtschaftsminister? Brauchen wir einen neuen Ludwig Erhard oder Gerhard Schröder, also Typen, die Deutschland voranbringen?

Ostermann: Mit Habeck als Wirtschaftsminister kommen wir nicht aus der Krise. Wo ist Habeck? Wo hat er etwa seine Stimme gegen die Pläne für eine europäische Lieferkettenrichtlinie, ein bürokratisches Monster, erhoben? Natürlich wollen auch wir Unternehmer Menschenrechts- und Umweltstandards einhalten. Doch muss das mit so viel komplizierter Bürokratie verbunden sein? Robert Habeck mischt sich in diese Debatten als Stimme für die Wirtschaft gar nicht ein. Null Komma null! Und er begehrt nicht einmal auf, wenn Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Kosten für Unternehmen und Beschäftigte immer weiter erhöht, statt die Sozialsysteme zu entlasten. 

Das ist eine Generalabrechnung mit Habeck. 

Ostermann: Wir nehmen Herrn Habeck an keiner einzigen für die Wirtschaft wichtigen Stelle wahr. Es ist ja schön, wenn er bei einer Rede an der Columbia University in New York seine Politikergeneration ermutigt, „die Scheiß-Probleme, die wir jetzt haben“ zu lösen, also er sagte das auf Englisch: „Solve the fucking problems.“ Notwendig aber wäre es, Herr Habeck würde die Probleme in unserem Land anpacken, damit hier unsere Wirtschaft wieder wächst. 

Was muss Habeck jetzt anpacken?

Ostermann: Ich hoffe, dass Robert Habeck sich einsetzt, wenn demnächst die europäische Lieferkettenrichtlinie auf das deutsche Lieferkettengesetz trifft. In beiden schlecht gemachten Regulierungen sollten Zertifizierungen bezüglich Menschenrechts- und Umweltstandards eines Zulieferers reichen, damit ein deutsches Unternehmen nicht in existenzbedrohende Haftungsklagen hineingezogen werden kann. Mit so einer Lösung müssten Unternehmen hierzulande nicht aufwendig für jedes einzelne Produkt teure Nachweise beibringen. 

Sie geben Habeck doch noch eine Chance? 

Ostermann: Ich gebe Herrn Habeck noch eine Chance. Vorgezogene Neuwahlen sind nach unserem Grundgesetz unrealistisch und untätig abzuwarten, können wir uns nicht leisten. Jeder Tag zählt. Denn an jedem Tag werden Investitionsentscheidungen zuungunsten Deutschlands gefällt. Die aktuelle Bundesregierung muss dagegen endlich Maßnahmen ergreifen, sie muss den Stillstand schnellstens beenden, indem sie etwa den Solidaritätszuschlag abschafft. Das geht ohne Bundesländer und wäre schon vor der Sommerpause möglich. Solche Schritte würden der Wirtschaft Hoffnung geben und dazu beitragen, dass rechts- und linksextremistische Kräfte nicht noch mehr Zulauf bekommen. 

Sie haben schon öfter mit Habeck gesprochen. Er gilt als guter Zuhörer. Wie reagiert er auf ihre Vorstöße? 

Ostermann: Ich hatte angenehme Gespräche mit ihm. Er ist ein sympathischer und höflicher Mensch. Robert Habeck ist ein überzeugter Klimaminister. Doch es hapert bei ihm am Verständnis für wirtschaftliche und volkswirtschaftliche Zusammenhänge. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Vertreter der Wirtschaft mit ihm im Gespräch bleiben. 

Wäre es nicht pragmatischer und nervenschonender zu warten, bis Friedrich Merz als Mann der Wirtschaft Kanzler ist. 

Ostermann: Wir Familienunternehmer können nicht bis zu Bundestagswahl abwarten. Im Sinne des Standortes Deutschland, an dem wir verwurzelt sind, kritisieren wir weiter konstruktiv die Regierung. Wir müssen laut sein. Und das ist kein Jammern, sondern notwendige Kritik. Die Wirtschaft liefert weiter. Jetzt muss auch der Staat liefern. Und Ampelregierungen können auch funktionieren. 

Wirklich? Wo denn? 

Ostermann (lacht): Bei uns im westfälischen Hamm gibt es auf kommunaler Ebene eine Ampelregierung. SPD, Grüne und FDP arbeiten dort gut zusammen und haben sich vorgenommen, die familienfreundlichste Stadt Deutschlands zu werden. So schneidet Hamm schon bei der Versorgung mit Kitaplätzen bundesweit sehr gut ab. In Hamm funktioniert die Ampel. Vielleicht sollten sich die Berliner Ampelfrauen und -männer das mal anschauen. 

Zur Person: Marie-Christine Ostermann, 46, ist seit 2023 Präsidentin des Verbandes "Die Familienunternehmer". Zugleich arbeitet sie als geschäftsführende Gesellschafterin des Lebensmittelgroßhandelsunternehmens Rullko im westfälischen Hamm. Das Familienunternehmen leitet Ostermann in vierter Generation. Die Firma beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. 

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25.03.2024

Bevor Leser glauben, es handele sich bei den „Familienunternehmern“ etwa um einen Verband „familiärer Unternehmer“, die ihre Belegschaft mit Vornamen grüßen und am nachhaltigen Erhalt „ehrlicher Werte“ interessiert sind, muss hier eingeordnet werden: in Wahrheit handelt es sich um eine neoliberale Lobby mächtiger, vor allem großer Unternehmen (Miele, Henkel, Dr.Oetker etc.), die mit Hilfe von viel Geld und aggressiven Kampagnen ökologische und soziale Gesetzgebung bekämpfen. Insbesondere attackiert die Gruppe neue Gesetze zum Klimaschutz, und Robert Habeck ist ihre ausgewählte Zielscheibe. Das ist mit unverhohlener Überheblichkeit bei Frau Ostermann zu spüren. Aber auch die Menschenrechte beim Lieferkettengesetz, oder gleiche Gehälter von Männern und Frauen hatte der Verband im Namen der „Freiheit“ bereits im Visier.
Nur wenn es um Subventionen und „Entlastungsschübe“, wie Frau Ostermann das nennt, geht, da ist es vorbei mit der Freiheit, da wird die Solidarität (der Steuerzahler) eingefordert, da „muss der Staat liefern“, meint die „Familienunternehmerin“. Die Zukunft des Planeten und unserer Kinder ist ihr offenbar gleichgültig.
Wann darf sich im AZ-Wirtschaftsteil einmal ein Verband vorstellen, der sich mit nachhaltiger Wirtschaft beschäftigt? Warum ordnet die Redaktion diese Vereinigung nicht wenigstens kommentierend ein, wenn sie schon ganzseitig Raum für ihre Beeinflussungsversuche erhält?

23.03.2024

Richtig Frau Ostermann, mit Habeck & Co kommen wir nicht aus der Krise, deshalb sollte die Ampel-Mannschaft um BK Scholz ausgewechselt werden. Und, wenn das Scholz nicht schafft, darf, ja muss er die Brücke verlassen. Aber oh Schreck, weit und breit bei den selbsternannten Demokraten keine Alternative bzw. Mut in Sicht die Verantwortung zu übernehmen....und das Schreckenspenst AfD steht am Wahlhimmel.

23.03.2024

"Wer zahlt, schafft an!" ist doch eigentlich eine Regel, die gerade in familiengeführten Unternehmen auf jedem Klo zu lesen ist.

Dass Habeck also versucht, das Geld, das er gerne verteilt hätte, an bestimmte Bedingungen zu knüpfen, die dazu dem Gemeinwohl zugute kommen, ist doch nur recht und billig!

Dass er es letztlich nicht verteilen darf, ist eine Katastrophe, die aber nur bedingt dem Wirtschaftsminister anzulasten ist.

Wir erleben derzeit einen sündhaft teuren Krieg, haben Corona hinter und Klimakrise vor uns, gleichzeitig einen Reformstau aus den letzten 20 Jahren Schönwetter-Politik.
Aber die Partei, der Frau Ostermann im Geiste natürlich nachwievor angehört, tanzt um das goldene Kalb namens Schuldenbremse, beschwert sich aber gleichzeitig, dass kein Geld investiert wird respektive Steuern gesenkt werden.

Ja wo solls denn herkommen, Frau Ostermann?

23.03.2024

@Jakob Ludwig
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Hauptsache, es geht gegen Robert Habeck, nur das scheint mittlerweile zu zählen. Ich glaube, Habeck hat genügend politische Erfahrung, um den Gedankengängen Ostermanns folgen zu können, auch wenn sie es nicht für möglich hält.

23.03.2024

Ganz einfach: Bürgergeld abschaffen, Renten kürzen, den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung einfrieren und länger arbeiten. Dann können die Unternehmenssteuern um 5% gesenkt und die lästige Erbschaftssteuer abgeschafft werden.
Dann geht es wieder aufwärts mit Deutschland. Denn Arbeit muss sich für die Familienunternehmer wieder lohnen.

24.03.2024

Sie haben die Abschaffung der lästigen Betriebsräte und Gewerkschaften vergessen.

Ohne Bürgergeld lässt sich dann nämlich auch das Lohnniveau endlich auf China-Niveau drücken.

23.03.2024

Tatsächlich liegt das Problem nicht nur aber schon zu einem nicht unbeachtlichen Teil bei dem verantwortlichen Minister, der nicht in der Thematik zu Hause ist aber mit dem Vorschlaghammer seine ideologischen Vorstellungen mit angelegten Scheuklappen zunehmend bar jeder Wahrnehmung von massiven Kollateralschäden durchsetzt.

Ich würde mir einen anderen Ressort Leiter wünschen, der erforderliche Veränderung mit Augenmaß kompetent auf den Weg bringt und weniger Lobbyisten nahe Familien Menschen in die Behörde auf Staatskosten anstellt.

23.03.2024

Andreas B., mich würde mal interessieren, auf welcher Basis Sie das beurteilen. Haben Sie eine nennenswerte betriebs- und/oder volkswirtschaftliche Ausbildung?
Ich habe eine solche und dazu jahrzehntelange einschlägige berufliche Erfahrung. Und mich überzeugt Habeck mit seinen Analysen bei Vorträgen und in Interviews deutlich mehr als jeder seiner Vorgänger der letzten Jahrzehnte. Habeck wird zudem ausgezeichnet beraten, er ist intelligent und er weiß, worum es geht.
Das missratene Heizungsgesetz hat Habeck nicht persönlich verantwortet, das war sein Staatssekretär und Habeck hat längst eingeräumt, dass dieser mit seinen Vorstellung deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist.

Diese freche Lobbyistin will Steuersenkungen und den Abbau des Sozialstaats. Und das sofort. Warum hat sie das nicht von der Vorgängerregierung gefordert? Damals wäre für Reformen noch genug Geld da gewesen, aber Schäuble hat damals trotz Nullzinsen die "schwarze Null" als Fetisch verehrt und weder investiert noch reformiert. Das ist der eigentliche Grund für die Probleme von heute.

23.03.2024

Wer sagt, daß die Sozialabgaben zu hoch sind, will nicht gleich einen Abbau des Sozialstaates. Wenn man kritisch alle Sozialleistungen mal untersucht, dann kann ich mir sehr gut vorsterllen, daß manche so unnötig wie ein Kropf sind. Dieser Etat wäre nicht der erste in dem Einsparungen ohne Wohlstandsverlust möglich wären. Oder sind Sie der Ansicht, daß keiner Geld rausschmeißt und alle Mittel sinnvoll eingesetzt werden??

23.03.2024

@ WOLFGANG B.

"Wenn man kritisch alle Sozialleistungen mal untersucht, dann kann ich mir sehr gut vorsterllen, daß manche so unnötig wie ein Kropf sind."

Sollten Sie dabei nicht nur allein an die Sozialleistungen denken sondern z. B. auch an die irren (Flächen-)Subventionen, die an unsere Traktor-Terroristen gezahlt werden, und zwar völlig egal ob sie Nahrungsmittel oder z. B. Strom erzeugen, wäre ich bei Ihnen.

Lohnend für Vater Staat wäre es sicher, die oft sehr kreativen Steuersparmodelle im Zusammenhang mit dem Ehegattensplitting unter die Lupe zu nehmen . . .

23.03.2024

Leider hat ein beträchtlicher Teil der Gesellschaft anscheinend immernoch nicht realisiert, dass der Klimawandel keine Idee/Ideologie einer Partei ist, sondern von Jahr zu Jahr bedrohlich näher rückt.

Dass Ostdeutschland austrocknet, dass das halbe Mittelmehr im Sommer in Flammen steht, dass im Augsburger Land Tennisball große Hagelkörner die Gegend verwüsten und dass sich immer mehr Menschen vom Äquator in Richtung Norden aufmachen, weil ihnen die Lebensgrundlage entzogen wurde, ist nunmal schon heute erlebbar.

Wir können aber natürlich auch weiter so tun, als ginge uns das alles nix an, als wären das Hirngespinnste irgendwelcher "linksgrün versifften Pseudofaschisten".

Weiterhelfen wird das allemal denen, die über eine Lebenserwartung von 20 Jahren nicht hinaussehen. "Nach mir die Sintflut!" Im wahrsten Sinne des Wortes.

23.03.2024

@ VonGeorg Kr
"... z. B. auch an die irren (Flächen-)Subventionen, die an unsere Traktor-Terroristen gezahlt werden ..."
Eine Verdrehung von Tatsachen entweder in vollkommener Unkenntnis oder bewusst. Flächensubventionen für Leerstand sind auf Initiative der EU vorgeschrieben und werden mittels Gesetz in den Mitgliedsstaaten umgesetzt; gegen Subventionen als Entgelt für die Stilllegung. Und "Trakto-Terroristen"? Was man unter einem Terroristen zu verstehen hat, kann man in den öffentlichen Medien jederzeit nachlesen. Jedenfalls ist dieser Begriff in diesem Zusammenhang vollkommen unangebracht!

23.03.2024

@Jakob Ludwig:
Deutschland erzeugt 1,6% des weltweiten Kohlendioxids. Wenn Sie das Land unter einer grünideologischen Knute komplett lahmlegen würden, könnten Sie damit das Klima nicht retten. Das ist kein Freibrief zum Nichtstun, aber auch keine Aufforderung, die eigene Wirtschaft bedingungslos einem nicht erreichbaren Ziel zu opfern.
Das Klima wird sich verändern und letztendlich wird eine Anpassung auf die neuen Lebensbedingungen unvermeidbar sein.

23.03.2024

@ VonWolfgang L.
"... überzeugt Habeck mit seinen Analysen bei Vorträgen und in Interviews deutlich mehr als jeder seiner Vorgänger der letzten Jahrzehnte. Habeck wird zudem ausgezeichnet beraten, er ist intelligent und er weiß, worum es geht. "

Ist das ein Auszug aus den gesammelten Märchen der Gebrüder Grimm? Denn anders ist diese Aussage nicht einzuordnen.

23.03.2024

@ FRANZ X.

"Flächensubventionen für Leerstand"

Was behaupten Sie denn da: Davon war zumindest von mir nicht die Rede. Die 4% Flächenstilllegung sind eigentlich vernachlässigter.

In Deutschland bekommen Landwirte von der GAP durchschnittlich mindestens 280 Euro Flächenprämie pro bewirtschaftetem Hektar.

Und zwar unabhängig davon ob z. B. Kartoffeln (Nahrungsmittel) oder Mais (für Strom- und Wärmeerzeugung über Biogasanlagen) angebaut werden.

Ich möchte ihnen nicht zu nahe treten und enthalte mich eines Urteils über ihre Sachkenntnis . . . Was sich Bauern teilweise erlaubten kam dem Terrorismus sehr nahe.

23.03.2024

@ FRANZ X.

"Ist das ein Auszug aus den gesammelten Märchen der Gebrüder Grimm?"

Abgesehen davon, dass ihre Literaturkenntnisse so beeindruckend sind wie die über Agrarsubventionen:

Nennen sie sie mal einen von Habecks Amtsvorgängern, dem zuzutrauen gewesen wäre, die grandiosen Herausforderungen, nachdem Putin den Gashahn zudrehte, so rasch und ohne größere Verwerfungen zu meistern wie Habeck!

Kleine Hilfe: Da gab's z. B. den Peter Altmaier (CDU), den lustigsten Augenarzt, der je auf diesem Posten war - den Philipp Rösler (FDP) und nicht zu vergessen, den besonders lustigen Müllermeister Michel Glos (CSU) . . .

24.03.2024

@Gerold
1,6% hört sich nach wenig an.
In Relation zu unsrem Anteil an der Weltbevölkerung (1,03%), lässt sich aber leicht erkennen, dass wir weit über unsre Verhältnisse leben.

Wie sollen wir da von Schwellenländern wie China (ähnlicher Pro-Kopf-Ausstoß) oder Indien (weit unter unsrem Pro-Kopf-Ausstoß) erwarten, dass sie ihren Anteil senken, wenn wir als eine der reichsten Volkswirtschaften nicht dazu in der Lage sind?

Abgesehen davon - ich wiederhole mich, sorry - steckt in dem Wandel unsrer Wirtschaft auch eine große Chance. Ein Blick gen Norden

24.03.2024

Ups, zu früh abgeschickt...
Ein Blick gen Norden ist hier hilfreich.

Dazu bräuchte es aber statt ständigem Gejammer und Schrei nach dem Staat auch einen gewissen Pioniergeist, der gerade die Familienunternehmen hierzulande mal groß gemacht hat.

Gerade in den Familienunternehmen wird doch die Story vor sich hergezogen, von den leeren Händen, mit denen der Opa damals nachm Krieg angefangen hat und alles im Schweiße seines Angesichts erschaffen hat.
Heutzutage bekommt man eine neue Heizung, inklusive Heizkörper und allem drum und dran vom Staat mit bis zu 70% gefördert. Und trotzdem wird nur gemotzt! Ja wo simmer denn???

23.03.2024

Ich glaube nicht, dass diese Lobbyistin der Unternehmenserben viel erreicht, wenn sie den Wirtschaftsminister beschimpft und verhöhnt. Da muss sie wohl noch etwas dazulernen. :)
Die Konservativen glauben, dass sie immer dann Steuersenkungen und Sozialabbau zu Lasten der kleinen Leute durchdrücken können, wenn sie selbst gerade nicht regieren.
Der Stichwortgeber Stefan Stahl hat mit dem Interview jedenfalls sein Ziel erreicht, nämlich ein weiteres Kapitel im Grünenbashing dieser Zeitung. Inhaltlich ist aber leider mal wieder Fehlanzeige zu vermelden.

23.03.2024

"Natürlich wollen auch wir Unternehmer Menschenrechts- und Umweltstandards einhalten. Doch muss das mit so viel komplizierter Bürokratie verbunden sein?"
Ja, weil eben diese Standards permanent von den Unternehmern gerissen, unterlaufen und ausgehebelt werden! Wer sich nicht selbst unter Kontrolle hat muss halt überprüft werden.

23.03.2024

Typisch deutsche und vollkommen falsche Festlegung! Deutschland muss endlich einmal lernen, dass es nicht dafür zuständig ist und auch nicht in der Lage, die gesamten Probleme der Welt zu lösen. Wirtschaftliche Zusammenhänge und Abhängigkeiten werden auch durch Politiker sehr oft nicht richtig und zutreffend erkannt. Weiteres Beispiel ist die deutsche Mentalität, bestehende Gesetze und Verordnungen noch mehr zu verkomplizieren und angeblich zu verschärfen; z.B. das Waffengesetz. Weiß man nicht mehr weiter bzw. will man gegenüber der Wählerschaft medial punkten, so stellt man einfach eine Verschärfung in Aussicht. Nur noch komplizierter, verworrener und unsinnigerweise verschärft bringt nichts! Die Praxis zeigt dies doch eindeutig und immer wieder auf. Aber Politiker scheinen nicht lernfähig zu sein.

23.03.2024

" Wer sich nicht selbst unter Kontrolle hat muss halt überprüft werden."

Sehr richtig. Einen Großteil der lautstark beklagten überbordenden Bürokratie haben sich die Unternehmen mit ihren Tricksereien selbst zuzuschreiben. Für die Suche nach Gesetzeslücken und Schlupflöchern - soweit die nicht bereits von Lobbyisten oder vom Gesetzgeber selbst eingebaut wurden - ist ein ganzes Heer von Juristen angesetzt.

23.03.2024

@Franz X.
Es geht nicht darum, die Probleme der Welt zu lösen, sondern vor der eigenen Haustür zu kehren. Wenn das jedes Land macht, dann hilft es auch der Welt, besser zu werden. Aber Ihre Argumentation ist eine typisch deutsche: Sollen doch die anderen … Würden die Unternehmen ihre Lieferketten besser kontrollieren, bräuchte es kein Gesetz und keine Bürokratie. Da die Unternehmer aber dieser Pflicht nicht selbst nachkommen, sondern höchstens Greenwashing betreiben, müssen sie nun eben in den sauren Bürokratieapfel beißen. Dass Herr Stahl es Frau Ostermann so einfach gemacht hat – ist eigentlich nicht die Aufgabe eines kritischen Journalisten. Aber kritisch ist man ja nur mit Habeck. Dass die Bürokratie in Deutschland oft ausufert, stimmt. Aber natürlich will jeder Betreffende SEIN Recht und SEINE Vorteile bekommen, und das macht eben vieles komplizierter.