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Interview
01.02.2022

Porsche-Chef Oliver Blume: "Ich fahre auch gern mal Bus"

Porsche-Chef Oliver Blume setzt vor allem auf Elektro-Autos.
Foto: Porsche

Oliver Blume ist Chef des Stuttgarter Autobauers Porsche. Der 53-Jährige hat früher Fußball gespielt und aus dieser Zeit viel für sein Manager-Leben gelernt.

Es gibt drei Themen, zu denen sich Porsche-Chef Oliver Blume zumindest aus Journalistensicht aktuell unbefriedigend äußerst. So antwortet der 53-Jährige auf die Frage, ob er als Nachfolger von Herbert Diess VW-Chef werden will, stets nur: „Porsche-Chef ist mein Traum-Job. Ich fühle mich bei dem Unternehmen sehr wohl.“

Und wer von ihm wissen will, ob und wann der Sportwagenbauer an die Börse geht, erfährt ein ums andere Mal: „Die Entscheidung liegt einzig und allein beim Volkswagen-Konzern. Wir können also keine Aussage dazu machen.“

Und Blume verrät auch nicht, ob und wann Porsche in die Formel Eins einsteigt. Doch es gibt reichlich andere interessante Themen. Und über die spricht der Manager offen.

Herr Blume, Sie bezeichnen sich als Teamspieler. Rührt das aus Ihrer langen Zeit als aktiver Fußballer her? Sie haben als Stürmer begonnen und sind dann über die Jahre Libero geworden.

Oliver Blume (lacht): Ich habe in meiner aktiven Fußball-Zeit viel für mein späteres Management-Leben gelernt. Es gibt viele Parallelen zwischen dem Sport und Wirtschaftsunternehmen. Erfolg ist Teamwork – im Fußball wie im Beruf. Und wie ein Trainer muss ein Manager die richtigen Menschen an der richtigen Stelle einsetzen, mit der passenden Strategie und einer guten Mischung verschiedener Fähigkeiten. Prozesse und Technik sind wichtig, entscheidend für nachhaltige Erfolge sind aber Herzblut und Teamgeist. Deswegen führe ich bei Porsche mit Wertschätzung. Ich gebe Leitplanken vor, die gleichzeitig genügend Spielraum lassen, sich zu entfalten.

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Leitplanken passen für einen Autobauer.

Blume: Ja, es geht um die Balance. Wenn Leitplanken zu weit voneinander entfernt sind, fehlt die Orientierung. Wenn sie zu eng gezogen sind, können Menschen ihr Potenzial nicht ausspielen. In den letzten Jahren haben wir Porsche von einem eher hierarchisch, funktional geführten zu einem teamorientierten, prozessualen Unternehmen umgebaut.

Der einstige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking neigte eher zur hierarchischen Spielweise mit engen Leitplanken.

Blume: Er war sehr erfolgreich damit. Ich habe großen Respekt davor, was er geleistet hat. Was damals gut passte, hat sich heute in der Wirtschaft weiterentwickelt. Das ist wie im Sport: Technik, Prozesse und Geschwindigkeit sind auf einem anderen Niveau. Deutschland ist 1974 mit einem anderen Spielsystem Weltmeister geworden als 1990 oder 2014. Zudem ist unser Unternehmen in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches gewachsen. Heute liegt unser Ergebnisniveau in der Größenordnung des damaligen Umsatzes. Ich erwarte, dass sich bei Porsche jeder in den Dienst der Mannschaft stellt. Das beginnt beim Vorstand und zuerst bei mir selbst. Ein Team funktioniert immer nur so gut, wie es geführt wird. Ich sehe mich dabei als Spielertrainer, der eine klare Richtung vorgibt, aber auch eng am Ball auf dem Platz steht.

Um es auf den FC Bayern zu übertragen: Das erinnert an den früheren Coach Hansi Flick.

Blume: Im Fußball wie im Management gilt: Um erfolgreich zu sein, muss man in der Lage sein, das Spielsystem jederzeit zu verändern. Wer glaubt, ein erfolgreiches System immer weiter spielen zu können, fällt irgendwann zurück. Über unsere Erfolge bei Porsche freuen wir uns kurz und denken danach an die nächsten Projekte. Wie wir noch besser werden und unseren Erfolg verstetigen können.

Das klingt anstrengend und erinnert an den FC Bayern. Man muss immer gewinnen. Für Porsche heißt das, im VW-Konzern mit rund 15 Prozent verlässlich die höchste Rendite abzuliefern.

Blume: Erfolg ist immer auch eine Verpflichtung. Und gerade das spornt uns an. Nach einem starken Jahr 2020 waren wir auch 2021 stark in der Spur – konkrete Zahlen nennen wir im März auf der Jahrespressekonferenz. Für mich als Coach kommt es darauf an, die Mannschaft zu Höchstleistungen zu motivieren. Das funktioniert am besten über Emotionen: Leidenschaft und Begeisterung. Bei unserem Führungskräfte-Treffen Anfang des Jahres war der frühere Bayern- und jetzige Nationaltrainer Hansi Flick als Interviewpartner dabei. Die interessante Parallele ist: Für ihn wie für mich geht es darum, die Mannschaft immer wieder neu einzustellen und weiterzuentwickeln.

Dabei ist Porsche anders als der FC Bayern kein FC Hollywood. Sie kommen also zumindest in Ihrer Amtszeit ohne das sich in München verlässlich einstellende öffentliche Trara aus.

Blume: Beim Fußball reden viele mit. Was uns betrifft: Ich mag keine Selbstdarsteller. Bei Porsche ist die Marke der Star.

Das sagen Bayern-Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn und sein Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge auch.

Blume: Wir konzentrieren uns bei Porsche in erster Linie auf unsere Kundinnen und Kunden. Wir wollen Träume erfüllen. In der Kommunikation sind wir eher zurückhaltend und reden erst über Themen, wenn wir sie bis zum Ende durchdacht haben, also konkrete Produkte anbieten können. Ergebnisse sind uns wichtiger als frühzeitiges Ankündigen. Bei Porsche wie beim FC Bayern ist der Anspruch an uns selbst ein hoher.

Neben dem Sport schöpfen Sie auch aus der Familie Kraft und neue Ideen. Hier geben Ihnen zu Hause drei Frauen Rückendeckung. Es soll aber auch kräftig und kontrovers diskutiert werden. Was lernt man als Manager von drei Frauen?

Blume: In einem Job wie meinem ist eine gute Erdung wichtig. Und die habe ich durch meine Frau und meine beiden 17 und 20 Jahre alten Töchter. So lerne ich, trotz oder gerade bei Erfolgen bodenständig zu bleiben. Meine Familie gibt mir Rückhalt. Ich lerne in den Gesprächen, andere Perspektiven einzunehmen. Ich schätze es sehr, auch mal kontrovers zu diskutieren. Für meine Töchter nimmt zum Beispiel Nachhaltigkeit einen sehr viel größeren Stellenwert ein, als es in meiner Jugend der Fall war.

Verändern Sie die Diskussionen mit jüngeren Menschen?

Blume: Für mich sind solche Gespräche enorm wichtig. Daraus schöpfe ich Impulse für meine Arbeit. Es hilft mir, selbstkritisch zu reflektieren. Für Porsche ist Nachhaltigkeit mittlerweile etwas Selbstverständliches. Wir übernehmen Verantwortung und haben dabei einen ganzheitlichen Blick: ökonomisch, ökologisch und sozial. Unser Ziel lautet, 2030 bilanziell CO2-neutral zu sein.

Klappt das wirklich?

Blume: Das ist extrem ehrgeizig im Vergleich zu anderen Unternehmen. Aber beim Klimaschutz kann man nicht ehrgeizig genug sein. Es ist die vielleicht wichtigste Aufgabe unserer Zeit. Wir müssen unsere Welt für künftige Generationen lebenswert bewahren – eine Verpflichtung für mich und unsere gesamte Mannschaft.

Wollen Sie ein wenig die Welt retten?

Blume: Porsche allein wird die Welt nicht retten, dafür sind wir zu klein. Unsere Marke hat aber weltweit eine hohe Strahlkraft. Wir können Pionier und Vorbild sein und andere für Nachhaltigkeit begeistern. Das ist unser größter Antrieb.

Doch der Umbau von Porsche vom Verbrenner- zum Elektromotor ist riskant. Sie verlangen damit Fans der Marke einiges ab.

Blume: Uns geht es darum, Menschen einen Traum zu erfüllen. Mit elektrischen Antrieben ebenso wie mit effizienten Verbrennungsmotoren. Die Regionen in der Welt entwickeln sich sehr unterschiedlich. Wir stellen uns deshalb flexibel auf. Als Unternehmen mit ambitionierten Nachhaltigkeitszielen gestalten wir den Wandel aktiv. Der Taycan ist dafür ein erfolgreiches Beispiel. 100 Prozent elektrisch und gleichzeitig 100 Prozent Porsche, was Design, Qualität und Fahrdynamik betrifft. Die Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden sind absolut positiv. Insgesamt haben wir 2021 mehr als 300.000 Fahrzeuge ausgeliefert. So viel, wie nie zuvor. Davon waren bereits knapp 25 Prozent weltweit elektrifiziert, in Europa sogar 40 Prozent – als Hybrid oder vollelektrisch. Wir sind schneller unterwegs als wir geplant hatten. Beim Taycan haben wir die Auslieferungen von 20.000 im Jahr 2020 auf mehr als 40.000 in einem Jahr mehr als verdoppelt. Er liegt damit auf Augenhöhe mit unserer Ikone, dem 911. Übrigens: Rund die Hälfte unserer Taycan Kunden sind zuvor noch keinen Porsche gefahren. Für unsere Marke ist das eine große Chance.

Die Entscheidung, ein reines Elektro-Auto zu bauen, war ein fundamentaler Einschnitt in der Porsche-Geschichte. Haben Sie einige Nächte schlecht geschlafen?

Blume: Zum Glück kann ich mein Berufs- und Privatleben sehr gut voneinander trennen. Bei der Familie und beim Sport kann ich prima abschalten – ganz gleich, ob ich Tennis spiele, laufe oder Fahrrad fahre. Dabei schlafe ich immer gut, auch als es darum ging, mit dem Taycan erstmals ein reines Elektroauto zu entwickeln.

Porsche-Chef Oliver Blume (links) und der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann. .
Foto: Bernd Weißbrod, dpa

Nun können auch Wähler der Grünen, ja Grünen-Politiker einen Porsche fahren.

Blume: Absolut. Porsche gestaltet hier den Zeitgeist mit, der sich auch in der neuen Bundesregierung widerspiegelt. Es werden grüne, liberale und soziale Interessen gewahrt. Wir arbeiten bei Porsche mit sogenannten Gegensatz-Paaren, eines lautet: Performance und Nachhaltigkeit. Für uns ist das kein Widerspruch, sondern das sind zwei Seiten derselben Medaille.

Wobei Ihnen der liberale Ampel-Part besonders behagen sollte, schließlich hat FDP-Chef und Porsche-Fan Christian Lindner ein Tempolimit verhindert und Grünen-Wählern damit Bauchschmerzen bereitet. Doch die E-Mobilität und die begrenzte Akku-Kapazität könnten auch Porsche-Fahrer zwingen, langsamer zu fahren.

Blume: Unsere Kundinnen und Kunden wollen die Souveränität und die Leistung ihres Fahrzeugs spüren. Das gilt auch für einen elektrischen Porsche. Dafür verfügen unsere Elektroautos über einen intelligenten Lade-Manager. Er berechnet, wann und wieviel bei jeder Route geladen werden muss. Die Fahrweise wird dabei berücksichtigt. Mit einem Taycan kann man ebenso dynamisch unterwegs sein wie mit einem 911.

Der Porsche-Fahrer muss elektrisch nicht langsamer als mit einem Verbrenner-Fahrzeug fahren?

Blume: Genauso ist es. Am Ende entscheidet der Fahrer, wie schnell er im Rahmen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit unterwegs ist. Er soll seinen Porsche genießen. Dieses kleine Stück Freiheit müssen wir uns in Deutschland immer erhalten. Deshalb freuen wir uns, dass kein generelles Tempo-Limit auf Autobahnen eingeführt wird. Schließlich gehören unsere Bundesautobahnen zu den sichersten Straßen weltweit. Und wir bauen Autos, die sich auch mit höherer Geschwindigkeit sicher fahren lassen – natürlich im Rahmen gesetzlicher Regeln.

Macht es überhaupt Spaß, einen Porsche langsam zu fahren?

Blume: Natürlich. Uns ist es wichtig, dass es den Kunden genauso viel Spaß macht, einen Porsche langsam wie dynamisch zu fahren. Wer seinen Porsche wirklich ausfahren möchte, für den haben wir weltweit Porsche Experience Center errichtet, unter anderem am Hockenheimring und in Leipzig. Mehr als 150.000 Menschen nutzen jährlich dieses Angebot, einen Porsche auch mal an dessen physikalischer Grenze zu bewegen. Auch darüber entsteht Kundenbindung.

Da hätte der tschechische Millionär, der mit seinem Bugatti auf der Autobahn A2 mit 417 Stundenkilometern unterwegs war und den Wahnsinn auch noch gefilmt und ins Netz gestellt hat, besser einen Termin bei Ihnen auf dem Hockenheimring gebucht.

Blume: Solche Aktionen wie auf der A2 entsprechen nicht der Porsche-Philosophie.

Der schnelle Sportwagen 911 gilt als Klassiker, der anders als SUVs ästhetisch ist. Sie sagten mal, in der Innenstadt würden Sie im Gegensatz zu längeren Strecken nicht so gerne SUV fahren. Wie sind Sie in Städten unterwegs?

Blume: Man braucht das richtige Fahrzeug für den richtigen Zweck. Letztlich entscheidet jeder selbst, wie er sein Auto nutzt. Ein Porsche macht großen Spaß, wenn man ihn genießen kann, etwa den Elfer auf kurvigen Landstraßen. Bei größeren Distanzen bieten sich unsere SUVs oder der Pana mera an, die sich allesamt zügig, sicher und souverän fahren lassen.

Und in Städten?

Blume: In Großstädten fahre ich auch gern mal Bus, U-Bahn oder nehme einen E-Roller. Da muss ich nicht ausschließlich mit dem Porsche unterwegs sein. Wenn ich aber in einem Porsche sitze, bin ich sehr froh zu spüren, dass es ein Porsche ist.

Auf was spielen Sie damit an?

Blume: Auf das autonome Fahren. Das Thema hat für uns nicht die höchste Priorität. Ein Porsche wird immer ein Lenkrad haben, weil damit ein emotionales Erlebnis verbunden ist. Wenn die Fahrerin oder der Fahrer allerdings im Stau steht oder das Fahrzeug parken will, kommen auch bei Porsche hoch automatisierte Fahrfunktionen infrage. Wir müssen aber nicht die ersten sein, die damit auf den Markt kommen.

Technologisch fährt Porsche zweigleisig, einerseits setzt das Unternehmen in hohem Maße auf E-Mobilität, anderseits lassen sie synthetische Kraftstoffe aus grüner Energie entwickeln, damit der Porsche 911 weiter als Verbrenner erhalten bleibt. Verzetteln Sie sich?

Blume: Nein, unsere Strategie ist schlüssig und stringent. Wir setzen voll auf Elektromobilität und wollen 2030 mehr als 80 Prozent unserer Fahrzeuge mit einem elektrischen Antrieb ausliefern – als Hybrid oder vollelektrisch. Zugleich gibt es weltweit mehr als 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Wir überlegen, wie sich auch dort der CO2-Ausstoß schnell verringern lässt. Deswegen haben wir uns für Investitionen in synthetische Kraftstoffe, sogenannte eFuels als sinnvolle Ergänzung zur E-Mobilität entschieden. Dafür wird aus Wasser mittels Elektrolyse Wasserstoff erzeugt und mit CO2 kombiniert, das aus der Umgebungsluft entzogen wird. Daraus wird im ersten Schritt Methanol hergestellt, das dann zu Kraftstoff weiterverarbeitet wird. Je nach Einsatzzweck kann das Benzin oder Kerosin sein. Unsere eFuels werden dort produziert, wo nachhaltige Energie im Überfluss vorhanden ist.

Und wo ist das?

Blume: In Chile. Wir sind gemeinsam mit unserem Partner Siemens Energy dorthin gegangen, weil dort der Wind das ganze Jahr über verlässlich stark weht. Wir wollen eFuels zunächst im Motorsport, in der Erprobung, in der Erstbetankung in der Fabrik und in unseren Experience Centern einsetzen.

Doch noch kostet ein Liter des grünen Benzins rund zehn Dollar.

Blume: Je größer die Produktionsmenge wird, desto geringer ist der Preis bei der Erzeugung. Und diesen Trend sehen wir bei eFuels. Ein Liter könnte perspektivisch unter zwei Dollar kosten. Zunächst eignen sich diese Kraftstoffe als Beimischung für herkömmliches Benzin, um dessen CO2-Bilanz zu verbessern. Aber auch für Flugzeuge und Schiffe sind eFuels sehr interessant, weil Batterie-Antriebe hier wenig praktikabel sind. Porsche unterstützt also als Pionier auch andere Branchen auf dem Weg, CO2 spürbar zu reduzieren.

Hier ergibt sich eine Verbindung von Porsche nach Augsburg zu der VW-Tochter MAN Energy Solutions, deren Chef Uwe Lauber das Wasserstoffthema gerade für Schiffe vorantreibt.

Blume: Ich schätze Herrn Lauber sehr, weil er mit MAN Energy Solutions ein Unternehmen führt, das technologisch hervorragend aufgestellt ist und genau dieses Thema verfolgt. Wir wissen, dass der Bedarf und die Nachfrage nach solchen, aus erneuerbaren Energien hergestellten synthetischen Kraftstoffen in den nächsten Jahren immens ansteigen wird. Daraus erwächst ein hoher Anspruch an die industrielle Herstellung, gerade mit Blick auf die Luftfahrt.

Wo kann man dann als 911er-Fahrer das grüne Benzin tanken?

Blume: Für eFuels lässt sich die bestehende Tankstellen-Infrastruktur nutzen. Wenn es in größerem Stil produziert und günstiger wird, können Mineralöl-Unternehmen es zunächst herkömmlichem Benzin beimischen, um eine bessere CO2-Bilanz zu erzielen. Es fließt also in den weltweiten Kraftstoff-See ein. Der 911er ist bei Kunden auf der ganzen Welt sehr beliebt. Mit eFuels wollen wir dazu beitragen, dass unsere Kunden ihn so lange wie möglich fahren können. Neben unserer progressiven Elektrifizierungsstrategie wollen wir zu parallelen Perspektiven beitragen, die sofort Wirkung zeigen. Unser Nachhaltigkeitsverständnis ist gesamtheitlich und nicht nur nach vorn gerichtet. Es geht auch um bestehende Fahrzeuge, die noch 20 bis 30 Jahre gefahren werden. Einen Konflikt zwischen Elektromobilität und synthetischen Kraftstoffen gibt es nicht. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solaranlagen, aber auch Energiespeicher wie eFuels spielen eine entscheidende Rolle, den weltweiten Energie-See regenerativ zu erweitern.

Wird Porsche zum Solar- und Windkraft-Betreiber?

Blume: Das nicht. Uns reicht es aber nicht aus, allein Elektrofahrzeuge auf den Weg zu bringen. Wir machen uns auch Gedanken darüber, mit welcher Energie diese Autos gefahren werden. Es macht wenig Sinn, E-Fahrzeuge auszuliefern, wenn diese aus dem gleichen Energie-See wie heute gespeist werden. Die verfügbare Energiemenge muss größer und nachhaltiger werden. Dafür leisten wir mit unseren Partnern einen Beitrag.

Porsche soll im VW-Konzern als Gewinnmaschine mehr Chips als andere Marken bekommen haben. Leiden Sie trotzdem unter den Halbleiter-Engpässen?

Blume: Na klar, auch für uns ist die Lage herausfordernd und wir ringen um jeden Chip. Wir sind aber in der Situation, dass wir wegen unserer guten Ergebnisbeiträge im Volkswagen-Konzern Vorteile bei der Chip-Zuteilung genießen. Im vergangenen Jahr haben wir zudem sehr flexibel reagiert und einzelne Fahrzeuge mit veränderten Umfängen bei der Ausstattung aufgebaut – natürlich in enger Absprache mit unseren Kunden. Auch haben wir Fahrzeuge vorproduziert und fehlende Chips sukzessive nachgerüstet. Darüber haben wir unsere restriktiven Produktionsfenster bestmöglich genutzt. Dass wir trotz Halbleiter-Mangel und Corona-Pandemie mehr als 300.000 Fahrzeuge ausliefern konnten, war eine erhebliche Anstrengung und macht uns stolz. Das ist ein toller Mannschaftserfolg.

Wie lange müssen Kundinnen und Kunden durch die Halbleiter-Krise auf den bestellten Porsche warten?

Blume: Bei jeder Baureihe ist es etwas unterschiedlich. Fakt ist aber, dass sich die Lieferzeiten durch die Chipkrise zum Teil um einige Monate verlängert haben. Wir sind deshalb sehr dankbar, dass unsere Kunden und Fans geduldig und bereit sind, auf ihr Traumauto zu warten.

Zur Person: Oliver Blume, 53, stammt aus Braunschweig. Nach einem Maschinenbau-Studium an der Technischen Universität Braunschweig führte ihn der Weg zu Audi. Dort war er unter anderem Leiter Fertigung Karosseriebau Audi A3 und Vorstandsassistent Produktion. Über eine Station bei Seat ging es für ihn im Volkswagen-Konzern weiter als Leiter Produktionsplanung der Marke VW und schließlich zu Porsche. Bei dem Stuttgarter Sportwagenbauer stieg Blume 2013 zum Mitglied des Vorstandes für Produktion und Logistik auf. Seit 2015 ist er Porsche-Chef und seit 2018 zugleich Mitglied des VW-Konzernvorstandes mit der Verantwortung für das Themengebiet "Produktion".

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