Die Zahl der Personen mit einer Herkunft, einer Heimat und zwei Pässen wächst
Die Einbürgerung soll erleichtert werden. Menschen aus dem Landkreis Augsburg erzählen von ihrer Erfahrung und ihrem Verhältnis mit der doppelten Staatsbürgerschaft.
25 Jahre ist es her, am 7. Mai 1999 wurde die doppelte Staatsangehörigkeit in Deutschland möglich. Dieses Jahr soll das Gesetz reformiert und die Einbürgerung erleichtert werden. „Wir brauchen das Gesetz, weil es unserem Land nutzt“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD heute. Die jetzige Refom solle die Wirtschaft stärken und gegen Fachkräftemangel helfen. Laut Landratsamt Augsburg hat die Anzahl an Personen, die eine doppelte Staatsbürgerschaft haben, in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Eine dieser Personen ist Arvids Rekis. Er war Profi-Eishockeyspieler und spielte unter anderem für den AEV und die lettische Nationalmannschaft.
In Deutschland lebt er seit vielen Jahren. Dort lernte er auch seine Frau kennen. Nachdem seine Kinder hier geboren wurden, entschied er sich 2014 die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Vor- oder Nachteile bringe die Entscheidung nicht, sagt er heute, aber die Mehrstaatigkeit fand er in seiner Situation am logischsten.
Seine Familie – seine Eltern und Bruder – leben in Lettland und diese besucht er, jedoch seltener als noch vor ein paar Jahren. „Ich bin geborener Lette und werde es immer sein, aber Deutschland ist meine Heimat“, erzählte Rekis. Für ihn kam es daher auch nie infrage, die lettische Staatsangehörigkeit für die deutsche abzugeben. Da Lettland Teil der EU ist, war der Erwerb des doppelten Passes schon 2014 möglich. Eine doppelte Staatsbürgerschaft ist immer dann erlaubt, wenn diese von beiden betroffenen Ländern zugelassen wird.
Auch Liga Westerfeld aus Adelsried blieb in Deutschland für die Liebe. Obwohl sie schon 2001 als Au-pair dort arbeitete, um die Sprache zu lernen, entschied sie sich erst 2003 komplett nach Deutschland zu ziehen und dort zu studieren. „Ich könnte mein Studium jederzeit abbrechen und in Lettland wieder anfangen“, dachte sie damals. Die Ehe hatte zwar nicht gehalten, aber in der Zwischenzeit war sie beruflich tätig in Deutschland geworden und lebte da bereits länger als in Lettland. Sie empfand eine komplette Rückkehr als unmöglich. Ein Mal im Jahr besucht sie ihre Familie.
Ein Mal im Jahr geht es von Adelsried nach Lettland zur Familie
Ihre Schwester ist vor Kurzem nach Augsburg gezogen und macht eine Ausbildung. „Ob sie vorhat, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen, weiß ich nicht, aber für sie wird es deutlich leichter sein“, sagte Westerfeld. Denn obwohl sie hier studierte und seit 20 Jahren im Berufsleben ist, musste sie unter anderem einen Einbürgerungstest ablegen. Bei ihrer Schwester, die die Berufsschule besucht, ist das nicht der Fall.
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Aktuell hat Liga Westerfeld noch keine doppelte Staatsbürgerschaft, denn sie hatte den Antrag zuerst bei der Stadt Augsburg eingereicht, lebt aber im Landkreis und musste daher einen neuen Antrag im Landratsamt stellen. „Grundsätzlich habe ich so lange gewartet, weil ich die Notwendigkeit dazu nicht sah“, erklärte Westerfeld, „aber inzwischen habe ich zwei Kinder und unsere Heimat ist Deutschland. Außerdem möchte ich zukünftig wählen können.“ Sie fühle sich inzwischen mehr deutsch, aber ähnlich wie Rekis, möchte und wird sie ihre lettischen Wurzeln nicht vergessen.
Im neuen Gesetz, das am 27. Juni in Kraft tritt, soll die erforderliche Aufenthaltsdauer in Deutschland von acht auf fünf Jahre verkürzt werden, bei besonderen Leistungen, wie gute schulische oder berufliche Qualifikationen, kann dies auf drei Jahre verkürzt werden. Der schriftliche Sprachnachweis von Menschen der Gastarbeitergeneration soll abgeschafft werden. Ein großer Aspekt der Modernisierung ist die generelle Zulassung der Mehrstaatigkeit, sodass Menschen wie Rekis und Westerfeld sich nicht zwischen ihrem Herkunftsland und Deutschland entscheiden müssen.
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