
Tempolimit an der A8: Verkehrsminister sagt Nein

Plus Städte und Gemeinden an der Autobahn hatten Tempo 120 gefordert. Doch nun kommt aus Berlin die Absage. Stattdessen werden im Frühjahr fünf neue LED-Anlagen aufgestellt.

Ein generelles Tempolimit auf der A8 ist erst einmal vom Tisch. Das hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr in einem Schreiben deutlich gemacht. Neun Bürgermeister von Städten und Gemeinden entlang der Autobahn von Günzburg bis nach Adelzhausen hatten in einer gemeinsamen Resolution ein Tempolimit für die A8 gefordert. Das wird es so nicht geben. Auch ein zweites Schreiben an das Ministerium hat daran nichts mehr ändern können. Stattdessen sollen noch in diesem Frühjahr fünf weitere LED-Anzeigen an der Autobahn zwischen Leipheim und Adelsried aufgestellt werden.
Das Aus für ein flächendeckendes Tempolimit begründet das Bundesverkehrsministerium damit, dass Verbote und Beschränkungen des fließenden Verkehrs nur dort verhängt werden dürfen, wo wegen besonderer Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht. In der Straßenverkehrsordnung werden eine Reihe von speziellen Verhältnissen aufgezählt, die ein Tempolimit gesetzlich möglich machen würden. Doch all das trifft auf den A8-Abschnitt zwischen Ulm und Edenbergen nicht zu.
Kein Tempolimit auf A8 wegen Klimaschutz oder Energiekrise
Allgemeine Gründe wie der Klimaschutz oder die Energiekrise würden ein Tempolimit hingegen nicht rechtfertigen, erklärt das Ministerium. Mit diesen Argumenten hatte der Zusmarshauser Bürgermeister Bernhard Uhl zuletzt noch einmal nach Berlin geschrieben, um dort ein Umdenken zu erreichen. "Wir sind natürlich enttäuscht", kommentiert er die Antwort des Ministeriums. Der Bürgermeister begrüßt es daher, dass jetzt zumindest zusätzliche Telematik-Anlagen aufgestellt werden. Seiner Meinung nach führen sie zu einer Verbesserung der Situation auf der A8. "Wir sehen darin eine gute Lösung", erklärt er.
Seit Juli 2021 gibt es die LED-Anzeigen schon zwischen Adelsried und Streitheim in Fahrtrichtung Stuttgart und zwischen Unterknöringen und Burgau in Fahrtrichtung München. In Stoßzeiten drosseln sie den Autobahnverkehr auf Tempo 120. Auch temporäre Überholverbote können den Autofahrern damit beispielsweise angezeigt werden. Gut eineinhalb Jahre nach der Inbetriebnahme sind erste Erfolge erkennbar. Das Ministerium berichtet, dass die Anzahl der Unfälle zwar nicht signifikant gesunken sei. Die Unfälle seien aber nicht mehr so schwer gewesen, seit die LED-Anlagen das Tempo an den beiden Teststrecken bestimmen. Deshalb soll das Pilotprojekt jetzt ausgeweitet werden, und zwar sowohl zeitlich als auch räumlich.
Telematik auf der Autobahn: Im Frühjahr werden die neuen Anlagen aufgestellt
Wie der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz berichtet, müssen dafür jetzt noch die Aufträge vergeben werden. Wegen Personalmangels in der Behörde habe sich der Prozess verzögert, sodass die sogenannten "Telematik-Light-Anlagen" voraussichtlich in diesem Frühjahr installiert werden. Auch Hansjörg Durz ist der Meinung, dass sie die Sicherheit auf der Straße erhöhen, weil sie den Verkehr situationsbedingt beeinflussen können. Auch wenn es sich bei den Anlagen nur um eine abgespeckte Version der Verkehrsbeeinflussungsanlagen (VBA) handelt. Schilderbrücken, wie sie beispielsweise auf der B 17 bei Königsbrunn stehen, berechnen die Verkehrsdichte und regeln die Geschwindigkeit automatisch. Die neuen LED-Anzeigen an der A8 können das nicht, erkennen aber beispielweise über eine Sensorik, ob die Straße nass ist und zeigen dies dann an. Bisher konnten die Informationen auf den LED-Anzeigen vom Autobahnbetreiber oder der Autobahnpolizei lediglich telefonisch beauftragt werden.
Der Geschäftsführer der Pansuevia, Robert Schmidt, steht ebenfalls hinter dieser Lösung. Man müsse mit der Zeit gehen, und die Technik mache es möglich, je nach Verkehrslage Informationen an die Autofahrer weiterzugeben. Robert Schmidt beruft sich auf die Erkenntnisse der Unfallkommission und der Polizei, die bestätigt hätten, dass die schweren Unfälle mit den LED-Anzeigen bei Adelsried und Burgau stark abgenommen hätten. Die Topografie der Autobahn zwischen Ulm und Augsburg ist speziell. Die Auffahrten befinden sich zumeist in Tälern, bevor es den Hang wieder hinauf geht. Hier entstehen große Unterschiede bei den Fahrtgeschwindigkeiten.
A8 in Schwaben: Hier werden die neuen LED-Anzeigen installiert
Die fünf neuen LED-Anlagen sollen das Tempo rund um die Auffahrten an der Autobahn regulieren. Sie werden bei Adelsried in Fahrtrichtung München aufgestellt, an den Auffahrten in Zusmarshausen in beiden Fahrtrichtungen, an der Auffahrt Burgau in Fahrtrichtung Stuttgart und an der Auffahrt in Leipheim in Fahrtrichtung Stuttgart.
Doch nicht alle sind davon überzeugt. Der Streitheimer Stefan Vogg setzt sich seit langem für ein generelles Tempolimit auf der Autobahn ein. Sein Wohnort liegt am Ende einer LED-Teststrecke. Hier geben die Autofahrer wieder Gas. Seiner Einschätzung nach ist der Verkehrslärm dadurch eher noch lauter geworden in Streitheim. "Brauchen wir Telematik-Anlagen?", fragt er mit Blick auf die Kosten. Es sei günstiger, ähnlich wie beispielsweise in Österreich ein generelles Tempolimit auf Autobahnen festzulegen. Teure Anzeigentafeln, seien es nun Telematik-Brücken wie auf Höhe der Anschlussstelle Ulm oder LED-Anzeigen wie bei Adelsried, wären dann gar nicht nötig.
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Unsere Verkehrspolitiker sind alle von der Verkehrslobby gekauft. Immense Kosten könnten gespart werden. Lippenbekenntnisse bzgl. Öpnv und mehr Bahn sind Makulatur.
Die Antwort aus dem Verkehrsministerium ist sowas von bescheuert und zeigt, dass die Bürger als Vollidioten betrachtet werden.
Das Gesetz und die Verordnungen, die eine Geschwindigkeitsbegrenzung verbieten, kommen aus dem Verkehrsministerium.
Also könnte der Verkehrsminister dieses Gesetz auch ändern. Aber dieses Gesetz wird auch als das "Waffenrecht" der Deutschen bezeichnet. Das darf man natürlich nicht antasten.
Warum wird es wohl Verkehrsministerium genannt - weil hier Weihnachtsbäume verkauft werden sicher nicht?
Für die Umwelt ist das Umweltministerium zuständig!
Wenn, dann müssen beide zusammen einen tragfähigen Kompromiss suchen und finden!
Außerdem:
ohne Geschwindigkeitsbegrenzung muss man nicht 250 km/h fahren und die meisten tun das auch nicht.
Jeder, der für 130 km/h ist kann dies auch tun (dann brauchen wir aber auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung)
MARTIN M.: Ich habe nicht geschrieben, es muss ein Tempolimit kommen, ich habe geschrieben, dass das "Argument" gegen die Anordnung von Tempo 120 eine Volksverblödung ist. Aber dieser Herr hat ja auch gesagt, ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen geht nicht, wegen den fehlenden Schildern.
Noch dümmer geht echt nicht.
"Freies Rennen für freie Bürger "! Der FDP- Minister und die Lobby- Argumentation ! Gerade im Außendienst hat die Corona-Pandemie ein größeres Umdenken beschleunigt . Sogar im Management gibt es Heute etwa 70 % der Termine per Video- Konferenz . Wer soll also den Termindruck und den angeblichen Zeitvorteil durch " Tempomachen " rechtfertigen können ? Schlechte Planer, generelle Planungschaoten und junge "Kraftmeier" ( oft Migranten oder Südländer A- CH ) ? Die sollten anständig Rechtsfahren und Abstand halten fahren dürfen ! Die Anzahl der Fahrverbote nach Radarkontrollen ist eine ABM für die Juristerei !
Ein Tempolimit ist ein populistischer Schwachsinn der wenig bringt. Was weitaus mehr bringen würde, wären knallharte Strafen bei Tempoüberschreitungen und Fahrverbote bereits ab 10 km/h drüber sowie ein massiver, sich selbst finanzierender Kontrolldruck. Das bringt fürs Klima und auch für die Unfallzahlen weitaus mehr, als die paar Hansen die noch schneller als 150 auf der AB fahren zu limitieren. 130 juckt dann eh keinen und 150 ist locker Standard. Wie jetzt schon die üblichen 80 bei erlaubten 60 auf der B17 um Augsburg.
Ich verstehe nicht, warum in Deutschland solche Debatten nur schwarz/weiß möglich sind: Die einen fordern den garantierten Bleifuß, damit sie ihren BMW/Audi/Mercedes auch ja bis 250 oder mehr ausfahren können, und die anderen wollen gleich flächendeckend Schneckentempo 120 oder gar 100 einführen. Warum nicht einen Kompromiss dazwischen, z.B. flächendeckend Tempolimit 160 (oder meinetwegen auch 180) in Kombination mit VBAs, die den Verkehr an Gefahrenstellen runterdrosseln. Dann kommt man z.B. spät abends bei guter Sicht und Wetterlage auf einer leeren dreispurigen A8 (wo sich Tempo 160 ähnlich anfühlt, wie Tempo 120 auf der alten zweispurigen A8) immer noch schnell voran, hat aber die lebensmüden, sich selbst überschätzenden Raser jenseits der 200 deutlich reduziert.
Mit dem Argument Klimaschutz und Energiekrise als Begründung für ein fixes Tempolimit sind die Antragsteller nicht durch gekommen. Nur Verkehrssicherheitsfragen werden als relevant angesehen; da wurde auch Abhilfe zeitnah zugesagt. Klimaaktivisten und die grüne Verbotspartei haben in DEU nicht die absolute Mehrheit. Im Übrigen die Energiekrise ist selbst verschuldet herbeigeführt worden.
Tempo 30 in der Stadt, 60 außerorts und 90 auf der Autobahn, wäre für unsere zukünftige Rolle angemessen.
Steigen Sie doch gleich aufs Lastenfahrrad um; mit Ihrem Vorschlag braucht es keine Autobahnen mehr. Ihr Vorschlag zielt wohl auf Mitbürger, die nicht mehr in der Lage ein KFZ zu führen. So einen Nonsens Vorschlag. Was meinen Sie denn mit zukünftiger Rolle - Entwicklungsland oder Mittelalter?
Pfff Fahrrad.
Hier die Zukunft von Wirtschaft und Verkehr wenn es so weiter geht.
https://www.gettyimages.de/fotos/eselskarren
@Jochen H.
"... mit Ihrem Vorschlag braucht es keine Autobahnen mehr."
Jetzt haben Sie es auch verstanden. Es braucht keine Autobahnen mehr.
Jahr für Jahr werden Autobahnen ausgebaut und noch eine Spur dazu, aber letztlich wird der Stau am Autobahnende immer größer. Der Zeitaufwand um zum Arbeitsplatz zu kommen wird trotzdem von Jahr zu Jahr größer. Im Übrigen zahlt sich der Versuch mit Lastenfahrrädern bei Lieferdiensten doch sehr gut aus.
Es scheint, Sinn, Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit setzen sich in politischen Entscheidungen doch noch durch!
In Verbindung mit einer Entscheidung aus dem FDP-geführten Verkehrsministerium von Sinn zu sprechen - sehr gewagt. Aber was will man von einer fossilen Porschefahrer-Partei auch erwarten...wird glücklicherweise mehr und mehr aus den Land- und Bundestagen verschwinden!
Hier zu den Notwendigkeiten - auch nach Ihnen sollen Menschen vernünftige Lebensgrundlagen haben im SINNE des GG 20a Dazu trägt auch ein Tempolimit bei:
https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/6-7-millionen-tonnen--tempolimit-bringt-laut-uba-mehr-co2-einsparung-als-gedacht-33130676.html
"Das Aus für ein flächendeckendes Tempolimit begründet das Bundesverkehrsministerium damit, dass Verbote und Beschränkungen des fließenden Verkehrs nur dort verhängt werden dürfen, wo wegen besonderer Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht." -dann wird es zeit, dieses Regelwerk zu ändern, dass ist ja nicht von Gott gegeben! In Anbetracht von Gesundheits- und Klimaschutz sollte begründet werden müssen, warum in manchen Autobahn-Abschnitten schneller als 120 oder 130 gefahren werden darf. Genauso sollten auch Abweichungen von 30 auf 50 oder 60 km/h innerorts begründet werden müssen.
Toll Ihre Argumentation: Wenn schon dann fixes Tempolimit z.Bsp 130km/h auf der BAB; im Ausland wird aber regelmäig 15 Km/h Überschreitung mehr oder weniger toleriert. Aber innerorts durchweg 30 macht keinen Sinn insb auf gut ausgebauten Bundesstrassen; in engen Wohngebieten ist Tempo 30 sinnvoll. Und Tempo 80 bzw 100 auf auf Landstrassen geht auch in Ordnung. Ansonsten ist die Diskussion um Gesundheit /Unfallzahlen müssig.
"im Ausland wird aber regelmäig 15 Km/h Überschreitung mehr oder weniger toleriert."
Es wird nichts toleriert, ganz im Gegenteil. In der Schweiz wird viel mehr kontrolliert und innerorts müssen Sie bei nur 15 km/h zu schnell schon 250 CHF berappen. Ab 16 km/h zu schnell gibt es eine Anzeige und eine 4 stelliger Betrag könnte fällig werden.