Staatsforsten werden Fläche für Windrad an Stadtbergen nicht verkaufen
Im Stadtrat Stadtbergen sprechen sich alle Fraktionen für ein Windrad oder einen Windpark mit Bürgerbeteiligung aus. Das Projekt muss allerdings europaweit ausgeschrieben werden.
Die Klimawende ist ohne Windkraft nicht zu schaffen. Auch um im Bereich der Energieversorgung unabhängiger zu werden, bedarf es eines schnelleren und umfassenderen Ausbaus als bislang. Und da Kommunen mit Windrädern sogar Geld verdienen können, ist vielerorts der Widerstand gegen die einst verpönte Verspargelung der Landschaften geschmolzen wie ein Gletscher in der Sonne. Auch in Stadtbergen herrscht Aufbruchstimmung, seitdem im vergangenen Jahr erstmals die Pläne für ein im südwestlichen Zipfel der Kommunen-Ecke angedachtes Windrad vorgestellt wurden. Nun durfte sich der Stadtrat bei seiner jüngsten Sitzung erneut mit zwei Anträgen zu diesem Thema befassen. Einem Gesuch aber wurde schon vor der Abstimmung der Wind aus den Segeln genommen.
Bereits bei der Sitzung im Januar hatte die CSU-Fraktion den Antrag gestellt, dass sich der Stadtrat für die Projektierung von Windenergieanlagen (WEA) auf dem Stadtgebiet ausspricht. Vor allem werde der Planung und Errichtung dieser WEA auf den Grundstücken im Besitz der Bayerischen Staatsforsten zugestimmt. Die CSU wünschte sich nun, dass die Stadt beschließt, dass bei einer möglichen Realisierung eines oder mehrerer Windräder auf Stadtberger Flur einer Bürgerenergiegesellschaft beziehungsweise Bürgerenergiegenossenschaft gegenüber anderen privatwirtschaftlichen Betreibern bevorzugt wird.
Am besten wäre ein ganzer Windpark
Gerhard Heisele von den Freien Wählen unterstützte diesen Antrag vollumfänglich. "Am besten wäre ein ganzer Windpark und nicht nur ein einziges Windrad", sagte er. Schließlich hatte ein möglicher Investor vor Kurzem in Diedorf ebenfalls ein Konzept im Ausschuss Umwelt, Naturschutz und Entwicklung vorgestellt. Seine These: Am sinnvollsten wäre ein Windpark gemeinsam mit dem angedachten Stadtberger Windrad sowie mit der Gemeinde Gessertshausen rund um das Anhauser Tal. Bürgermeister Paul Metz wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass ein wirtschaftlicher Betrieb mittlerweile erst ab einer Nabenhöhe von 225 Metern sinnvoll wäre. In Stadtbergen war man im vergangenen Jahr noch von einer Höhe von rund 166 Metern ausgegangen. Fraktionsübergreifend aber gab es für den Antrag der CSU breite Zustimmung.
"Wir unterstützen dies und sind voll mit dabei", sagte Patrick Starke von der SPD. Auch Fabian Münch von den Grünen freute sich, "dass wir jetzt alle zusammen in einem Boot sitzen". Eine bittere Pille aber musste kurz darauf die SPD mit ihrem bereits Anfang Januar eingereichten Antrag schlucken. Dabei hörte sich zunächst alles sinnvoll und vernünftig an. "Nach dem aktuellen Stand der uns vorliegenden Informationen wird es bis zur Realisierung noch einige Jahre dauern", sagte Roland Mair. Stadtbergen könne sich daher mit einem Kauf von möglichen Flächen im Wettbewerb mit anderen Kommunen besserstellen und sich wirtschaftliche und finanzielle Vorteile sichern. Die SPD wollte daher ihren Antrag nun auch offiziell beschließen.
Verkauf der Fläche kommt nicht infrage
"Die Verwaltung ermittelt für die infrage kommenden Flächen die Größe und einen möglichen Quadratmeterpreis und informiert den Bauausschuss." Die Verwaltung könne zwischenzeitlich prüfen, ob statt eines Kaufs oder in Kombination mit einem teilweisen Kauf, ein Tauschgrundstück angeboten werden kann. Das dafür erforderliche Geld solle im Haushalt bereitgestellt und Gespräche mit der Kommune Diedorf geführt werden. Bürgermeister Metz musste die Antragsteller jedoch enttäuschen. "Ich habe bereits mit den Bayerischen Staatsforsten Mitte Januar diesbezüglich ein Telefonat geführt", sagte er. Auf seine Anfrage bezüglich eines Kaufs der für das Windrad erforderlichen Fläche habe man ihm gesagt, dass dies definitiv nicht infrage komme.
Dies bestätigt der stellvertretende Betriebsleiter Hermann Stocker von den Staatsforsten in Zusmarshausen. Wir verkaufen keine Flächen für Windräder, sondern suchen einen Investor oder Planer, der dieses Projekt auf unseren Flächen umsetzt", erklärt er. Dieser Vorgang werde europaweit ausgeschrieben und Stadtbergen könne sich dann anschließend lediglich mit demjenigen in Verbindung setzen, der den Zuschlag erhält. Sollte Stadtbergen zum Zug kommen, prüfen die Staatsforsten abschließend, ob der gewünschte Standort forstbetrieblich geeignet ist. Kurz gesagt: Das letzte Wort haben in jedem Fall immer die Bayerischen Staatsforsten.
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