Trotz Flugblatt-Affäre: Hubert Aiwanger fordert mehr Macht für seine Partei
Exklusiv Der Flugblatt-Affäre zum Trotz gibt sich der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger selbstbewusst. Er will ein viertes Ministeramt. Die Opposition ist sauer.
Mehr als eine Woche hat er keine Fragen mehr zur Flugblatt-Affäre beantwortet. Jetzt hat Hubert Aiwanger (FW) im Gespräch mit unserer Redaktion sein Schweigen gebrochen und geht gleich in die Offensive. Mit Blick auf hohe Umfragewerte forderte Aiwanger mehr Macht für seine Partei nach der Landtagswahl. Konkret geht es Aiwanger um ein viertes Ministeramt für die Freien Wähler. Er hat auch eine Vorstellung welches: „Landwirtschaft ist uns schon wichtig.“ Befeuert wird das Selbstbewusstsein des bayerischen Wirtschaftsministers durch Rekordumfragewerte. Im neuen Bayerntrend des Bayerischen Rundfunks liegen die Freien Wähler bei 17 Prozent und wären damit zweitstärkste politische Kraft im Freistaat hinter der CSU (36 Prozent).
Die Affäre um das hetzerische Flugblatt, das zu Aiwangers Schulzeiten in dessen Schulranzen gefunden worden war und für das er bestraft wurde, hat also offensichtlich keine negativen Auswirkungen auf seine Beliebtheit und die seiner Partei. 68 Prozent der Bayern halten es laut der Umfrage für richtig, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Aiwanger nicht entlassen hat.
Hubert Aiwanger sieht keine Fehler im Krisenmanagement in der Flugblatt-Affäre
Als der Zwischenausschuss des Landtags am Donnerstag vor einer Woche die Entlassung Aiwangers ablehnte, hatte der Minister noch geschwiegen. Nun nahm er gegenüber unserer Redaktion ausführlich Stellung zur Flugblatt-Affäre und ihren Folgen.
Aiwanger distanzierte sich erneut von dem antisemitischen Flugblatt, das vor mehr als 35 Jahren in seinem Schulranzen gefunden worden war, ließ aber weiter viele Details unklar. Er könne sich nicht an etwas erinnern, was er nicht getan habe. Dass er lediglich mit einem Referat von der Schule bestraft wurde, sei ein Zeichen dafür, dass damals schon vieles unklar gewesen sei, so Aiwanger weiter.
In seinem eigenen Krisenmanagement in den vergangenen drei Wochen sieht der Freie-Wähler-Chef keine Fehler. Nach seiner Auffassung handelt es sich bei der Flugblatt-Affäre um eine schon länger geplante Schmutzkampagne, um ihn und seine Partei kurz vor der Wahl zu beschädigen. Der Süddeutschen Zeitung, mit deren Berichten die Affäre begann, wirft Aiwanger vor, dass sie schon länger tendenziös und abfällig über ihn berichte.
Hubert Aiwanger über Markus Söder: "Ein Herz und eine Seele waren wir noch nie"
Im Gespräch mit unserer Redaktion lässt der FW-Chef auch deutlich Distanz zu Ministerpräsident Markus Söder erkennen: „Ein Herz und eine Seele waren wir noch nie.“ Gerettet hätten ihn in der Affäre die Zustimmung in den Meinungsumfragen und der Rückhalt bei den Freien Wählern. Söder hätte nach Aiwangers Einschätzung im Falle einer Entlassung seines Stellvertreters Nachteile befürchten müssen. Er geht davon aus, dass ihm das mehr genutzt hätte als Söder. Aiwanger bekräftigte sein Ziel, stellvertretender Ministerpräsident bleiben zu wollen. Er begründete dies mit seiner Rolle in der Politik, denn die Leute suchten jemand, der für sie den Kopf hinhalte.
Die Opposition hat erhebliche Schwierigkeiten mit Aiwangers Forschheit. Der bayerische SPD-Chef und -Spitzenkandidat Florian von Brunn spricht ihm die Eignung für hohe politische Ämter ab: „Aiwangers Umgang mit der Flugblatt-Affäre war eines stellvertretenden Ministerpräsidenten unwürdig“, betont von Brunn gegenüber unserer Redaktion. Als Wirtschaftsminister habe er eine schlechte Bilanz, gerade bei den für die Industrie wichtigen Themen Windkraft und Leitungen. Deswegen versuche Aiwanger es mit Populismus à la Trump. „So jemand sollte keine Verantwortung für die Zukunft Bayerns tragen.“
Die Diskussion ist geschlossen.
Lasst doch einfach mal den alten Käse ruhen. Allmählich bekommen wir schon amerikanische Verhältnisse: immer vor Wahlen wird irgendwelcher Dreck gesucht und aufgewirbelt und eine Schlammschlacht inszeniert. Würden wir hier um einen Vorfall von vor 5 Jahren sprechen - okay. Aber von uraltem, jahrzehnte zurückliegenden Vorfall, den ein Jugendlicher inszeniert hat, dann ist das einfach erbärmlich. Wenn man bei allen Politikern in der Jugendzeit nach Skandalen graben würde, dann würde man sicherlich bei nahezu jedem etwas finden, mit dem man ihn/sie wie die Sau durchs Dorf treiben könnte. Ich finde es einfach erbärmlich, so uralte Kamellen so aufzublasen. Und ich bin anscheinend nicht der einzige, der das so sieht, wenn man sich die Umfragen und Wahltrends der letzten Wochen anschaut.
Es geht doch nicht um den "alten Käse" (um bei Ihren Worten zu bleiben) sondern darum, dass er sich mit Schweigen, Schwurbeln und Passagen streichen aus der Verantwortung stiehlt. Er operiert mit Halbwahrheiten, rechten Sprüchen und inszeniert sich als Sprachrohr des sog. kleinen Mannes vom Lande. Das kann man auch Scharlatanerie nennen.
Nach den von Aiwanger nachträglich gestrichenen Antworten
zu bestimmten Fragen im Artikel (siehe in "Aiwanger über Bericht-
erstattung: "Herablassend gegen mich und die Landbevölkerung")
und der ausweichenden Antwort zur verspäteten Benennung des
Bruders meine ich, dass die Angelegenheit weder hier von ihm
(noch vorher mit dem so dürftig beantworteten, von MP Söder
dennoch akzeptierten "Fragen-Katakog") überzeugend aufgear-
beitet wurde.
Und jetzt bedient er sich gar noch dessen, der "Landbevölkerung"
einzubleuen, dass nicht nur ihm, sondern auch Letzterer "schon
immer herablassend" begegnet worden sei.
Fortdauernde Stimmungsmache statt überzeugender Auifarbeitung . . . . .
Das Verhalten des Bierzelt Kasperl Aiwanger erinnert
stark an populistische Vorbilder wie Herrn Trump.
Auf kritische Fragen keine Antworten geben und
sich als Opfer präsentieren.
Warum fallen so viele Wähler darauf herein?
Nochmals, da offenbar untergegangen
- und zugleich aktualisiert :
Nach den von Aiwanger nachträglich gestrichenen Antworten zu
bestimmten Fragen und der ausweichenden Antwort zur späten
(m.E. zu späten) Benennung des Bruders
- siehe "Aiwanger über Berichterstattung: "Herablassend gegen
mich und die Landbevölkerung" -
meine ich, dass die Angelegenheit weder von ihm vorher oder
hier verspätet noch mit dem so dürftig beantworteten, von MP
Söder dennoch akzeptierten "Fragenkatalog" überzeugend auf-
gearbeitet wurde.
- s. hierzu auch "Aiwanger-Interview: Antworten nachträglich
gestrichen" !
Und jetzt bedient sich Aiwanger gar noch dessen, der "Land-
bevölkerung" einzubleuen, dass nicht nur ihm, sondern auch
dieser "schon immer herablassend" begegnet worden sei.
Fortdauernde Stimmungsmache statt überzeugender Aufar-
beitung . . . . . .
Wie unglaubwürdig dieser Aiwanger ist, macht er mit dem Exklusivinterview in dieser Zeitung überdeutlich. Unangenehme Fragen - mit vermutlich zusammengebastelten Antworten - lässt er dann einfach streichen.
Herr Aiwanger ist weder politisch noch charakterlich für ein Staatsamt geeignet. Gleiches gilt leider auch für die, die ihn auf seinen skurrilen rechten Pfaden öffentlich unterstützen (auch um der eigenen Karriere willen - wie wir hier im Augsburger Land ja deutlich sehen)
Hallo Herr Wolfgang S. Genau so sehe ich es auch und Bierzelt Kasperl stimmt auch, Opferlamm wie auch ein Herr Trump. Klasse beschrieben in Ihrem Kommentar. Sehr gut !! Ich stimme Ihnen voll zu.
Gratulation zum Interview. Interessant sind vor allem die Fragen, deren Antworten gestrichen wurden. So geht Journalismus!
Den Rest kann man sich schenken. Aiwangers Unterstellungen gegenüber der SZ dürften noch ein Nachspiel haben. Er schafft es vielleicht doch noch, sich selbst abzuschießen.
stimmt, die interessanten Fragen blieben unbeantwortet, aber, habe ich mich jetzt verlesen: "es ist dringend nötig, dass wir jetzt einen Industriestrompreis bekommen" und dazu "die in Berlin wollen es nicht", Robert Habeck will das sehr wohl, und alle Ministerpräsidenten, also auch Herr Söder wollen genau diesen. Ich blicke es langsam nicht mehr, ist das nun falsch oder richtig?
Gisela B., die FDP will es nicht, aber der Industriestrompreis wird kommen.
Hoffentlich kommt der Industriestrompreis nicht!
Warum sollen Normalbürger oder auch Handwerksbetriebe mit ihrem Strompreis und ihren Steuern Industriebetriebe subventionieren, die viele Jahre Milliarden Gewinne gemacht aber nicht in eigene preiswerte Stromquellen investiert haben?
Gut, dass auch die Antisubventionsregeln der EU dies verhindern oder zumindest bremsen!
Für Aiwanger & Söder, die den Ausbau kostengünstiger Windkraft verhindert haben, ist es natürlich billig zu schreien: Berlin soll machen.
Raimund Kamm