Attacke von El Masri gibt viele Rätsel auf
Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg hat nach der Attacke des als CIA-Entführungsopfer bekannt gewordenen Deutsch-Libanesen Khaled El Masri einen seelischen Schock erlitten. Von Bernhard Junginger
Von Bernhard Junginger und unseren Nachrichtenagenturen
Neu Ulm - Der Neu-Ulmer Oberbürgermeister Gerold Noerenberg, der am Freitag von dem als CIA-Entführungsopfer bekannt gewordenen Deutsch-Libanesen Khaled El Masri brutal zusammengeschlagen worden war, kann noch nicht wieder ins Rathaus zurückkehren.
Noerenberg hat sich nach Angaben seines Stellvertreters in seine Wohnung zurückgezogen, um sich von den Prellungen, Blutergüssen und Handverletzungen zu erholen, die er bei dem Überfall erlitten hat. Sein Gesicht sei schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und blühe "in allen Farben auf", heißt es aus Noerenbergs Umfeld. Der CSU-Politiker habe bei dem Angriff auch einen seelischen Schock erlitten. Das Rathaus in Neu-Ulm teilte mit, dass der Bürgermeister am Dienstag die Arbeit wieder aufnehmen will.
Gegen den 46-jährigen El Masri wurde Haftbefehl wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung erlassen. Wie die Staatsanwaltschaft Memmingen am Montag mitteilte, ist das Motiv für den Angriff auf den Rathauschef weiterhin unklar. Die Vernehmungen dauerten noch an.
Warum der 46-jährige Khaled El Masri am Freitag den Neu-Ulmer Oberbürgermeister so übel zugerichtet hat, darüber haben die Behörden weiter keine Erkenntnisse. Der Deutsch-Libanese war am Vormittag in das Arbeitszimmer Noerenbergs gestürmt und hatte diesen mit den Fäusten mehrfach ins Gesicht geschlagen und sogar einen Stuhl nach ihm geworfen. Nachdem es dem Stadtoberhaupt gelungen war, aus dem Dienstzimmer zu flüchten, habe El Masri in rasender Wut die Einrichtung zertrümmert.
Etwa eine halbe Stunde zuvor war der arbeitslose Autohändler, der in der Nachbarstadt Senden von Hartz IV lebt, bereits von der Polizei aus dem Rathaus gewiesen worden. Er hatte mit Behördenmitarbeitern einen Streit angezettelt. Wie die Polizei weiter mitteilt, war er allerdings kurz darauf wiedergekommen und direkt in das Büro Noerenbergs gestürmt.
El Masri ist Hauptfigur einer Geschichte, die sich wie ein Agententhriller liest: 2004 war er vom US-Geheimdienst CIA nach Afghanistan verschleppt und dort fast sechs Monate gefangen gehalten worden. Doch El Masris Bemühungen, die Umstände seiner Entführung und angeblichen Folterung vor einem US-Gericht zu klären, waren im Oktober 2007 endgültig gescheitert.
Mehrfach war El Masri mit der deutschen Justiz in Konflikt geraten. So hatte er im Januar 2007 im Neu-Ulmer Metro-Großmarkt Feuer gelegt. Und während einer Fortbildung schlug er einen Ausbilder krankenhausreif. Die Bewährungsfrist der Strafe wegen dieser Delikte ist noch nicht abgelaufen.
Nach der Attacke auf den Neu-Ulmer Oberbürgermeister sitzt Khaled El Masri weiter in Memmingen in Untersuchungshaft. Er hat den Überfall eingeräumt, doch über seine Motive schweigt er sich nach Behördenangaben aus.
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