Beckstein wegen Aussage über Bierkonsum in der Kritik
München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hatmit einer Äußerung über angeblich noch vertretbaren Bierkonsum heftigeProteste ausgelöst.
München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat mit einer Äußerung über angeblich noch vertretbaren Bierkonsum heftige Proteste ausgelöst.
Nach einem Bericht der Münchner "Abendzeitung" (Dienstag) sprach sich Beckstein bei einer Bierzeltrede in Erding gegen eine Senkung der Promillegrenze für Autofahrer aus: "Es ist nicht das Problem, wenn einer eine Maß trinkt, oder wenn er ein paar Stunden da ist, auch zwei", zitierte ihn die "AZ".
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, bescheinigte dem früheren Innenminister und Chef der bayerischen Verkehrspolizei: "Günther Beckstein hat wohl einen über den Durst getrunken. Zwei Liter Bier überschreiten die Trinkmengenempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um das Dreifache."
Das Innenministerium in München gab keine Bewertung der Äußerungen Becksteins ab. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, es bleibe bei der 0,5- Promille-Grenze.
Die Grünen im Bundestag attackierten den Regierungschef scharf: Becksteins "makabre Ansichten" seien nur vor dem Hintergrund der katastrophalen Umfragewerte der CSU zu erklären, erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck. Die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper legte Beckstein nahe, "über eine Promillegrenze bei Bierzelt-Auftritten" nachzudenken. "Das würde das Urteilsvermögen steigern und Unsinn vermeiden."
Der bayerische SPD-Spitzenkandidat Franz Maget warnte Beckstein vor einer Verharmlosung von Alkohol am Steuer. Er habe nichts dagegen, auf einem Volksfest eine Maß Bier oder auch eine zweite zu trinken, sagte Maget am Dienstag. Aber dann müsse das Auto "definitiv stehen bleiben". Maget betonte: "Ein früherer Innenminister muss das wissen."
Der ADAC hält Becksteins Ansichten ebenfalls für "Unsinn". "Man kann sich auf keinen Fall an die Promillegrenze rantrinken", betont Sprecherin Maxi Hartung. Jeder Mensch reagiere anders auf Alkohol. "Fahrtüchtig" sei man höchstens noch nach einem kleinen Bier oder einem Glas Wein zum Essen, keinesfalls aber nach zwei Maß. Beckstein solle "die Menschen nicht dazu auffordern, Alkohol zu trinken und dann noch Auto zu fahren", warnt Hartung.
"Dafür passieren zu viele Alkohol-Unfälle." Dabei seien 2006 bundesweit fast 600 Menschen gestorben und fast 27.000 Verkehrsteilnehmer verletzt worden. "Wer auf die Wiesn geht, sollte das Auto stehen lassen", appelliert Hartung daher.
Der Vize-Chef der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, beschuldigt Beckstein gar, das "gute Oktoberfestbier als dünne Plörre" zu verunglimpfen. "Das sollten sich die Wiesn-Wirte nicht gefallen lassen."
Allein die zeigen noch Verständnis für Beckstein. Wiesn-Wirtesprecher Toni Roiderer findet: "Man soll auch nicht alles überbewerten." Wenn ein "Mannsbild mit hundert Kilo" den ganzen Tag über zwei Maß trinke und dazu etwas esse, könne der mit Sicherheit noch Auto fahren, ist der Wiesn-Wirt überzeugt. "Wir wollen ein bisschen Lebensfreude auch noch haben."
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