Söders Gender-Verbot stößt in der Kommunalpolitik auf Ablehnung
Exklusiv Eine exklusive Umfrage unserer Redaktion zeigt, dass drei Viertel der Deutschen für ein Gender-Verbot sind. Doch Kommunen in Bayern sehen die Pläne kritisch.
74 Prozent der Deutschen befürworten die Pläne von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, das Gendern in Schulen und Behörden zu verbieten. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. Demnach hält lediglich jede und jeder Fünfte ein Gender-Verbot für falsch. Der Rest ist unentschlossen. Das Stimmungsbild in Bayern ist nahezu identisch: Hier finden 75 Prozent ein Gender-Verbot richtig, 20 Prozent hingegen falsch.
Söder hatte in seiner Regierungserklärung am vergangenen Dienstag angekündigt, das Gendern in Bayerns Amtsstuben und Klassenzimmern künftig untersagen zu wollen, ohne jedoch Details zu nennen. Der CSU-Chef überraschte damit viele – auch in den eigenen Reihen. Zwei Tage später erneuerte er seine Forderung. "Ich glaube, dass das Gendern unsere Gesellschaft eher spaltet als alles andere", sagte Söder bei einem Schulbesuch in München. Rechtschreibung spalte immer in diejenigen, die es richtig und die es falsch machten. Neben Bayern plant auch Hessen eine Regulierung. Und auch in anderen Bundesländern gibt es bereits ähnliche Verbote oder Bestrebungen. So werden beispielsweise an Schulen in Sachsen und Sachsen-Anhalt Sonderzeichen für eine geschlechtsneutrale Sprache abgelehnt.
Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags sieht "keinen Bedarf für ein Gender-Verbot"
Die Exklusiv-Umfrage für unsere Redaktion zeigt nun: Die Unterstützung eines Gender-Verbots nimmt mit dem Alter tendenziell zu. Während sich bei den 18- bis 29-Jährigen 64 Prozent gegen die geschlechtergerechte Sprache aussprechen, sind es bei den über 65-Jährigen 80 Prozent. Besonders viel Rückhalt für Söders Gender-Verbot gibt es aus den politischen Lagern von AfD, Union und FDP. Mehrheitlich gegen ein Verbot sind Wählerinnen und Wähler der Linken und der Grünen. Die Ergebnisse der befragten Männer und Frauen unterscheiden sich übrigens kaum.
Bei Bildungsverbänden dagegen stößt das angekündigte Gender-Verbot an Bayerns Schulen auf viel Ablehnung. Und nun kommt auch Kritik aus der Kommunalpolitik. Bernd Buckenhofer, Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags, sieht "keinen Bedarf für ein Gender-Verbot", wie er unserer Redaktion sagte. "Die bayerischen Städte und Gemeinden befassen sich aktuell mit einer Fülle an Herausforderungen, die für die Bürgerinnen und Bürger wirklich von existenzieller Bedeutung sind." Buckenhofer nannte unter anderem Klimawandel, Energiewende, Energieversorgung und Migration.
Augsburgs Oberbürgermeisterin Weber: "Sprache soll die Menschen nicht ausgrenzen"
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber, eine Parteifreundin Söders, verwies auf die kommunale Selbstverwaltung und sieht deshalb ihre Stadtverwaltung von der Ankündigung nicht betroffen. Trotzdem sagte sie: "Unabhängig davon finde ich Verbote in diesem Kontext nicht sinnvoll." In Augsburg stehe man seit 2018 mit der "geschlechtersensiblen Sprache" für Gleichberechtigung und Gleichstellung und kommuniziere "als mit hoheitlichen Aufgaben betraute Verwaltung damit trotzdem entsprechend den geltenden Regelungen". Weber sagte weiter: "Verwaltungssprache soll die Menschen ansprechen und nicht sprachlich ausgrenzen, das muss im Jahr 2023 normal sein."
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Die Politik hat den Kompass verloren
Positiver sieht der Bayerische Beamtenbund Söders Vorstoß. Sein Vorsitzender Rainer Nachtigall sagte unserer Redaktion: "Nach unseren Erfahrungen ist der bayerische öffentliche Dienst ohnehin diskriminierungsfrei – ob mit oder ohne Gendern! Ich bin mir allerdings sicher, dass zahlreiche Vorschriften, die häufig ohnehin kompliziert genug sind, durch den Verzicht auf gegenderte Sprache an Verständlichkeit gewinnen werden."
Die Diskussion ist geschlossen.
Bestätigen hier Politiker und Politikerinnen wieder einmal, dass sie nicht in der Lage sind, den mehrheitlichen Willen der Wähler umzusetzen? Anders ist doch diese argumentationslose Gerede mancher Politiker nicht zu erklären.
Das müßte in der Anzeige dann doch wohl "....einen Stylisten.. " heißen .
"...suchen ein Stylist.. " funktioniert hier nicht und ist dermaßen falsch und grammatikalisch völlig grotesk - früher hätte man allein dafür eine 6- im Zeugnis bekommen!
Hier sieht man wieder den volligen Unsinn dieser dümmlichen Genderei.
(edit/mod/NUB 7.2).
Ja, das Foto zum Artikel spricht Bände. Wann und wie man die Sternchen setzt, wenn man sie denn setzen will, ist vielen scheinbar nicht klar. So, wie auf dem Foto, jedenfalls nicht. Furchtbar.
Wer seine eigene Organisation öffentlich als "diskriminierungsfrei" bezeichnet, zeigt mir nur mangelndes Problembewusstsein. Kein gesellschaftlicher Bereich ist frei von Diskriminierung, wobei diese im öffentlichen Dienst ggfs. tatsächlich eher untergeordent sein mögen.
Und wie die in Bayern bisher gar nicht gegenderten "zahlreiche(n) Vorschriften, die häufig ohnehin kompliziert genug sind, durch den Verzicht auf gegenderte Sprache an Verständlichkeit gewinnen werden" ist ein Rätsel dass wohl nur ein absolut diskriminierungsfreier - aber vermutlich nach dem Genderverbot 110 Prozent diskriminierungsfreier - Beamtenbund erklären kann.
Auch wenn ich kein Fan von Mario Barth bin, möchte ich ihn aus einer Talkshow zitieren:
„Ich gender nicht. Ich gehöre zu dieser Minderheit von 85% des Landes, die das Gendern ablehnen“
Warum soll man etwas verbieten, was offiziell gar nicht existiert? Warum befasst sich ein Ministerpräsident mit so einer marginalen Angelegenheit, wo ihm doch andere Themen unter den Nägeln brennen sollten? Er ist auf Sympathie- und Stimmenfang, das ist alles. Seine Profilierungssucht macht vor nichts Halt. Das Gendersternchen kam auf, weil sich Frauen quer durch die Gesellschaft – nicht nur links-grüne Akademiker und Akademikerinnen – auch in der Sprache verwirklicht sehen wollen. Viele Medien haben dem Druck nachgegeben, warum auch immer. Ich persönlich finde es schade, dass die deutsche Sprache zu einem Stakkatodeutsch gemacht wird und ich werde selbst nicht gendern, weder gesprochen noch geschrieben, denn die gendergerechte Sprache ist keine offizielle Rechtschreib- und Grammatikregel. Aber wer sich damit besser fühlt, soll es hat tun. Ich bin sicher, an Schulen wird diese Thematik ausreichend behandelt. Es ist wie bei vielen Dingen dieser Art – die Ausdrucksweise löst kein einziges Problem, es ist nur Deko.
@Maria Reichenauer
Darf man aus Ihrer toleranten Haltung gegenüber dem Gendern, "wer sich damit besser fühlt, der soll es halt tun" schließen, dass Sie auch keine Probleme damit hätten, wenn andere Gesellschaftliche Gruppen auch "ihre" Sprache verwenden ? Also nehmen wir mal an, innerhalb der AFD käme der Vorschlag auf, das Wort "Deutsch" grundsätzlich in Großbuchstaben zu schreiben, ebenso alle Personalpronomen im Zusammenhang mit Verweis auf Deutschland etwa wie "die DEUTSCHEN Bürger müssen IHR Land gegen die Einflüsse von DEUTSCH fremden Gesinnungen verteidigen....". Nur ein Beispiel auf die Schnelle, aber meinen Sie dann auch, wer will soll das halt so machen ?
sehe ich genauso Frau Reichenauer, und warum beschwert sich Herr Söder fälschlicherweise über eine Hamburger Kita
@Christoph S. immer wieder interessant was Sie sich da alles so zusammenmixen und meisten knapp am Thema vorbei
@Christoph S.
Es gibt keine Regel, die es verbietet, einzelne Wörter, die einem wichtig sind, in Großbuchstaben zu schreiben. Wo ist das Problem? Wenn Höcke seine unsinnigen Parolen groß schreiben will, ist es sein Problem. Rein lesetechnisch sind Großbuchstaben die schlechtere Wahl, aber das ist die AfD ja auch.
Das Gendern ist allerdings nicht das einer eng umgrenzten Minderheit, sondern es ist ein Trend, mit dem Frauen sich besser verwirklicht sehen möchten. Es ist ein gesellschaftliches Anliegen, das ich nicht auf links-grün beschränkt sehen will. Ich würde mir allerdings wünschen, dass der Deutsche Rechtschreibrat hier eine einheitliche Lösung dafür oder dagegen erarbeitet. Ein Ministerpräsident sollte andere Prioritäten setzen – bei Söder ist es reiner Populismus. Den Leuten nach dem Wort reden – heute so und morgen so.
... "ein Trend, mit dem Frauen sich besser verwirklicht sehen möchten. Es ist ein gesellschaftliches Anliegen, ..."
Hallo Frau Reichenauer,
eine Frau, die sich über das Gendern "besser verwirklicht sehen will oder sieht" , kann doch nur Leid tun, denn sie hat wohl ein sehr sehr geringes Selbstwertgefühl!
Und ja, es ist ein "Trend" - initiiert von einer kleinen, aber sehr lauten Minderheit.
Aber nicht jedem Trend muß Mann und Frau (sehen Sie, man kann beide Geschlechter nennen, ganz ohne Gendern) hinterherlaufen.
Aber es geht doch zunehmend vom Deutsche Rechtschreibrat an der Realität vorbei, wenn immer mehr Menschen von sich aus - recht wildwüchsig - Gendern, das Ganze nicht in Regeln zu fassen. Sprache verändert sich immer - und das kann man gut oder schlecht finden. Es gibt immer noch genügend Menschen die nach 25 Jahren weiterhin der alten Rechtschreibung nachtrauern.
@Maria T. Um jetzt mal wieder den Klassiker auszupacken: Auch die Gleichstellung der Frau wurde von "einer kleinen, aber sehr lauten Minderheit" initiert - und wer sich mal gruseln will darf gerne im Internet per Suchmaschine der Wahl ansehen mit welchen Plakaten sich in der Schweiz noch 1971 gegen den Trend des Frauenwahlrechts gestemmt wurde - und ja, die deutschen Plakate waren keinen Deut besser, jedoch sind die ein gutes Stück älter.
Aber klar gab es auch Frauen die dagegen waren («Wozu denn ein Frauenstimmrecht? Die Frau soll ihrem Mann ein freundliches Heim bereiten, statt mit Zeitungen herumzulaufen, zu politisieren und die Erziehung der Kinder zu vergessen.»), so wie es jetzt noch Frauen gibt die der Meinung sind dass "eine Frau, die sich über das Gendern "besser verwirklicht sehen will oder sieht" jemandem "doch nur Leid tun (kann), denn sie hat wohl ein sehr sehr geringes Selbstwertgefühl".
Herr Fassnacht,
das ist Unsinn und das wissen Sie auch!
Irgendwie verstehe ich nicht, wo die Gegner eines Genderverbots Probleme haben. Es geht doch nur um die Verwendung offizieller Grammatik- und Rechtschreiberegeln und die Vermeidung einer von ein paar abgehobenen Akademikern aus dem links-grünen Parteienspektrum erfundenen inoffiziellen Grammatik . Worin bitte das Problem ? Oder darf in Zukunft jede gesellschaftliche Gruppe die ihr genehmen Regeln Deutscher Rechtscheibung- und Grammatik anwenden ?
Niemand hat ein Problem mit dem Gender-Verbot, es ist schlicht überflüssig und reiner Populismus.
Söder soll sich um die drängenden Probleme in Bayern wie die fehlenden Stromleitungen und die katastrophalen Zustände in den Schulen kümmern, statt medienwirksam Nebensächlichkeiten zu bearbeiten oder peinliche Photos von sich zu verbreiten.