Wird die Rutsche auf dem Schlossspielplatz in Friedberg abgebaut?
Die Rutsche ist die größte Lärmquelle auf dem Spielplatz am Friedberger Schloss. Nachbarn und Stadträte sind gegen die 75.000 Euro teure Lösung der Stadt. Was nun?
Die Rutsche ist eine Hauptattraktion auf dem Spielplatz im Schlosspark. Es kann jedoch sein, dass sie abgebaut werden muss. Denn sie ist auch die Hauptlärmquelle. Und eine Lösung zur Einhausung, die die Stadtverwaltung präsentierte, lehnte der Bauausschuss nach Rücksprache mit den Anwohnern ab.
Nachbarn klagen über Lärm an Friedberger Spielplatz
Die Rutsche aus Stahl wurde zum Problem, weil Kinder darin nicht nur mit viel Getöse rutschen, sondern auch gerne darauf herumschlagen. Wegen der Topografie am Fuß des Schlosshügels leiden die Nachbarn unter dem Lärm.
In der Sitzung des Bauausschusses präsentierte Tiefbauamtsleiter Moritz Ladwig Maßnahmen zur Verbesserung der Situation wie eine Hecke und einen Zaun (letzterer aus Sicherheitsgründen). Öffnungszeiten wurden verkürzt und ermahnende Schilder aufgestellt. Nach Rücksprache mit einem Ingenieur, den Planern des Spielplatzes, der Herstellerfirma und weiteren Fachleuten sieht die Stadtverwaltung für die Rutsche nur eine einzige Lösung: den Rutschenausgang, der eine Trichterwirkung hat, einzuhausen.
Dafür ist laut Herstellerfirma eine Maßanfertigung nötig. Diese hat sie in Form eines Spielhäuschens von etwa fünf auf drei Metern Größe vorgeschlagen. In diesem würden die Kinder landen und es dann durch eine Tür verlassen. 75.000 bis 80.000 Euro würde das kosten. Denn ein Standardprodukt gibt es nicht und eine Ummantelung der Röhrenrutsche ist offenbar nicht möglich, da diese dann bekletterbar würde - ein Sicherheitsrisiko.
Im Bauausschuss fiel dieser Vorschlag mit Pauken und Trompeten durch. Die Fraktionsvorsitzenden (CSU/FDP, Grüne, SPD, Parteifreie Bürger/ÖDP sowie FW) hatten sich in einem Online-Meeting die Argumente der Nachbarn angehört. In der Sitzung prasselten dann die Argumente auf Bürgermeister und Stadtverwaltung ein: "Die Einhausung ist von den Nachbarn nicht gewünscht, da dadurch womöglich ein Treffpunkt für Jugendliche entsteht", berichtete Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger). Die Kosten seien "jenseits von Gut und Böse", kritisierte Claudia Eser-Schuberth (Grüne). Simone Hörmann von und zu Guttenberg (SPD) gab zu bedenken: "Ich kann mir nicht vorstellen, als Elternteil dort zu stehen und nicht zu wissen, wie mein Kind da rauskommt." Thomas Kleist (CSU) meinte, als letzte Lösung bleibe eventuell kein anderer Weg, als die Rutsche abzubauen.
Spielplatz: Fronten zwischen Anwohnern und Bürgermeister sind verhärtet
In der Diskussion kam heraus, wie vertrackt die Lage ist. Rechtlich gilt Kindergeschrei nicht als Lärm. Die Nachbarn hätten also so gut wie keine Chance. Doch räumen alle ein, dass die Situation schwer erträglich ist - auch Bürgermeister Roland Eichmann (SPD), der mit den Anwohnern am liebsten nicht mehr reden möchte.
Alle Fraktionen drängten darauf, noch einmal mit den Planern und der Herstellerfirma zu sprechen und sie gegebenenfalls in Haftung zu nehmen. Eser-Schuberth meinte, den Landschaftsarchitekten hätte klar sein müssen, dass Topografie und Nähe der Wohnhäuser zu Problemen führen würden. Marion Brülls (Grüne) forderte, man solle eine Alternative zu der Metallröhre suchen. Rockelmann wies darauf hin, dass es von derartigen Spielgeräten immer Datenblätter mit Detailinformationen gebe - auch zur Lärmentwicklung. "Irgendwo ist möglicherweise ein Fehler gemacht worden", sagte er. Dass dieser Fehler auch in der Verantwortung des Stadtrates liege, räumte Kleist ein. "Wir alle haben das beschlossen." Das werde ihm eine Lehre sein.
Eichmann hielt dagegen, musste sich jedoch geschlagen geben. Auch sein Argument, man habe von der Umgestaltung des Parks noch Geld übrig, zog nicht. Der Bürgermeister rechnet sich keine Erfolgsaussichten aus. Wie der Tiefbauamtsleiter berichtete, hätten alle unisono betont, ihnen seien derartige Probleme noch nie untergekommen. Es handele sich außerdem um zertifizierte Spielgeräte. "Wo soll denn da der Mangel sein?", fragte der Bürgermeister.
Die Rutsche macht den Friedberger Spielplatz attraktiv
Ein Abbau der Rutsche klang immer wieder durch, allerdings will auch das keiner im Stadtrat so richtig. Sie sei attraktiv für Kinder - "und das sind auch berechtigte Interessen", so Hörmann von und zu Guttenberg. Eichmann meinte, die Rutsche zu schließen sei nicht einfach. Es ändere das gesamte Konzept des Spielplatzes.
Die Mitglieder der Nachbarsfamilien zeigten sich nach der Sitzung hin- und hergerissen. Einerseits beklagten sie die weitere Verzögerung und unterstellen Eichmann, die Sache so eingefädelt zu haben, dass alles sich noch länger hinzieht. Andererseits sei ihnen eine Lösung, die länger dauert, aber befriedigend ist, letztlich lieber. Ohnehin kein Diskussionspunkt in der Sitzung waren weitere Wünsche der Anwohner wie eine Altersbeschränkung auf sechs Jahre. Denn dabei handelt es sich um reine Verwaltungsangelegenheiten.
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