Auch in den Kinos im Kreis Günzburg geht der Vorhang auf
Nach der Zwangspause dürfen Lichtspielhäuser in Bayern wieder öffnen. Wie sich die Kinos im Kreis Günzburg auf die Corona-Regeln vorbereiten.
Sie haben alle überlebt – was pathetisch klingt, fundiert auf nüchternen Zahlenspielen. Den Kulturbetrieben sind seit dem Corona-Shutdown die Einnahmen weggebrochen. Das hält nur durch, wer gut gewirtschaftet und damit Rücklagen hat oder weitere Einnahmequellen. Seit Montag dürfen auch Kinos in Bayern wieder ihren Betrieb aufnehmen. Drei davon gibt es im Landkreis Günzburg: Die Donaulichtspiele in Offingen, das Biigz in Günzburg und den Cinepark in Krumbach. Doch mit der Öffnung sind etliche Auflagen verbunden.
Diese begrenzen den Betrieb so stark, dass eine finanziell tragfähige Auslastung schwer zu erreichen ist. Dennoch starten alle drei Kinos diese Woche mit den ersten Aufführungen. „Wir wollen endlich wieder was zeigen“, sagt Georg Albrecht, Inhaber und Betreiber der Donaulichtspiele. In seinem Lichtspielhaus öffnet sich diesen Mittwoch, 17. Juni, um 20.15 Uhr endlich wieder der Vorhang für den Film des Monats der Volkshochschule Günzburg: Deutschstunde von Christian Schwochow nach dem gleichnamigen Weltbestseller von Siegfried Lenz. Die Neuverfilmung des Romans lief am 3. Oktober 2019 an und ist sicher keine leichte Kost. Albrechts Kino ist bekannt für ausgewählte Streifen.
„Wir bewegen uns zwischen Arthouse-Programmkino und guten Mainstream-Filmen“, sagt der Fan bewegter Bilder. Mit seiner Frau freut er sich, wenn es am Mittwoch endlich wieder losgeht. Das Hygienekonzept steht, vom Landratsamt gab es grünes Licht. Die Gäste werden in dem 129 Personen fassenden Saal im Abstand von drei Plätzen und einer freien Reihe sitzen. „Im besten Fall können so 35, im schlechtesten nur etwa die Hälfte an Karten verkauft werden“, sagt Albrecht. „Viele unserer Stammkunden sind älter als 50 Jahre und sehen sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen möglicherweise als gefährdet an“, äußert Georg Albrecht seine Bedenken.
Die ersten Tickets in Offingen wurden bereits online verkauft
Doch im Grunde ist das Ehepaar zuversichtlich: „Wir sind oft beim Einkaufen darauf angesprochen worden, wann wir wieder öffnen“, sagt Nadja Flott-Albrecht. Die ersten Tickets wurden bereits online verkauft, es wird aber auch eine Abendkasse geben. Die Online-Buchung ist der beste Weg, um Wartezeiten an der Kasse zu vermeiden und sich den Wunschplatz im kuscheligen Kino zu reservieren.
Einen Tag später nehmen auch die Kinos Biigz in Günzburg und der Cinepark in Krumbach den Spielbetrieb auf. Betreiber der Häuser Wolfgang Christ (in Günzburg mit Ulrich Dillmann) beschreibt den Start am Donnerstag als „Softopening“. „Uns war es wichtig, das Signal auszusenden, wir sind wieder da!“ So geht es diese Woche zunächst mit einer verminderten Zahl an Vorstellungen los. „Natürlich versprechen wir uns auch wieder etwas Geschäft“, gibt Christ zu. Doch das alleine sei nicht die alleinige Triebfeder. „Wir haben auch einen Kulturauftrag. Die Hardcore-Fans erwarten das zudem von uns. Und mein Personal will wieder“, sagt Christ. Ein Teil der Angestellten war bislang jeden Tag etwa zwei Stunden in den Kinos, um Popcorn und Karten zu verkaufen oder die Opernkarten-Rückläufer anzunehmen. Denn für die geplanten Live-Oper-Übertragungen in Günzburg waren bereits zahlreiche Karten verkauft worden.
Maximal 200 Personen dürfen gleichzeitig im Kino sein
Wolfgang Christ sieht sich mit seinem Hygienekonzept für seine Säle gut aufgestellt. Maximal 200 Personen dürfen sich gleichzeitig im Gebäude befinden. Im 198 Gäste fassenden Saal kann er bei zwei Plätzen Sicherheitsabstand maximal 50 Karten verkaufen. „Je größer die Haushalte sind, die kommen, desto mehr ist möglich. Bei Einzelpersonen sind faktisch mehr Plätze blockiert.“ Die Frage sei, ob dieses ständige Gefährdungsbewusstsein schon aus den Köpfen der Gäste sei. „Was überwiegt, wenn ich mit mehreren Leuten in einem dunklen Raum sitze? Sorge oder der Wunsch nach guter Unterhaltung?“ Doch mit den Maßnahmen und angepasster Vorsicht sehe er keine Probleme.
Los geht es am Donnerstag in Günzburg und Krumbach mit Filmen, die im März gestartet sind und nun eine verspätete Premiere feiern. Darunter ist auch der hochgelobte Gangster-Film The Gentlemen von Regisseur Guy Ritchie, der erstmals am 27. Februar in Deutschland lief. Richtig voll werden soll es in den Kinos dann am 23. Juli mit der Real-Verfilmung des Disney-Kassenschlagers Mulan. Eine Woche später soll der Science-Fiction-Action-Spionage-Film Tennet des britisch-US-amerikanischen Regisseurs Christopher Nolan mit seiner Premiere Geld in die ausgehungerten Kassen spülen.
Wolfgang Christ hat bei aller Euphorie und kulturellen Aspekten die Finanzen im Blick: „Wenn wir unseren Betrieb nicht wirtschaftlich halten können, müssen wir natürlich handeln. Ein Defizit dürfen wir nicht einfahren.“
Tickets Kartenreservierungen für Offingen sind unter www.kino-offingen.de, für Günzburg www.biigz.de und für Krumbach www.kru-kinos.de möglich.
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