Tanzschulen im Teil-Lockdown: „Können uns gerade so über Wasser halten“
Tanzschulen im Landkreis Neu-Ulm leiden unter dem zweiten Teil-Lockdown. In mancher Hinsicht ist er für die Einrichtungen sogar schlimmer als der erste.
Lichterketten, ein kleiner Christbaum mit glänzenden, roten Kugeln, Tannenzweige: Bei der weihnachtlichen Dekoration haben sich David Hupfer und Philipp Klaiber viel Mühe gegeben. Doch die Leere in der Tanzschule kann sie nicht füllen. „Wir können uns gerade so über Wasser halten“, sagt Hupfer, einer der beiden Inhaber der Tanzschule Illerdance in Illertissen.
Seit November müssen wegen der Corona-Pandemie viele Sportstätten geschlossen bleiben
Seit Anfang November müssen alle Kinos, Restaurants und Sportstätten geschlossen bleiben – und somit auch Tanzstudios. Voraussichtlich bleiben diese Regelungen bis zum 10. Januar bestehen. Einiges ist anders an diesem zweiten Teil-Lockdown. Hilfreich für die Tanzschule Illerdance war, dass die Schließung weniger überraschend kam als im Frühjahr: „Wir konnten den Kunden noch im Unterricht erklären, wie die Onlinekurse ablaufen“, sagt Hupfer. Die digitalen Angebote würden häufiger in Anspruch genommen und viele Mitglieder hätten nun Erfahrung im Umgang mit der Technik.
Gleich geblieben ist die Distanz. „Das Tanzen ist eben nicht nur Tanzen“, sagt Hupfer. Viele Kunden kämen zu den Kursen wegen der Geselligkeit, dem Plaudern, dem Austausch. Einige seien durch die erneute Schließung ganz abgesprungen, bei der Illerdance Tanzschule etwa 20 Prozent. Es könnte schlimmer sein: „Wir haben als kleine Tanzschule viel persönliche Bindung.“
Online-Kurse sind auch für die Tanzlehrer aus Illertissen eine Herausforderung
Für den jungen Tanzlehrer ist das Unterrichten über Online-Kurse eine Herausforderung. „Das macht schon manchmal depressiv“, sagt Hupfer. Eine leere Tanzschule, nur den Bildschirm vor sich, eingeschränkte Interaktion mit den Tanzenden: Während des Online-Unterrichts könne Hupfer seinen Kunden kaum bei den Schritten helfen. Er freut sich trotzdem über die Treue, mit der vor allem Stammkunden zu der Schule hielten.
Diese gründeten Hupfer und Philipp Klaiber erst vor drei Jahren. „Wir sind praktisch immer noch frisch in den Startlöchern“, sagt Hupfer. Deshalb sei die Schule noch dabei, einen großen Kundenstamm aufzubauen, momentan hätte sie etwa 250 Mitglieder. Hier lesen Sie einen Bericht vom Juni: Sommer gerettet: Es darf wieder zusammen getanzt werden.
Auch die FKV Dance Tanzschule in Neu-Ulm hat Schwierigkeiten
Über den Sommer konnte die Illerdance Tanzschule keinen finanziellen Puffer erwirtschaften. Hält der Lockdown noch länger an, wird es schwierig. Hupfer ist hörbar enttäuscht über die Regelungen. Der zweite Lockdown sei für ihn schlimmer als der erste. Über die Sommermonate hatte die Schule Hygienekonzepte erarbeitet und den Unterricht eingeschränkt weitergeführt: „Und jetzt, als Dankeschön, dürfen wir schließen.“
Auch größere Tanzschulen wie FKV Dance in Neu-Ulm haben ihre Schwierigkeiten mit der erneuten Schließung. Leiterin Verena-Rosa Kraus sagt: „Wir bibbern jeden Monat, dass uns die Kunden treu bleiben.“ Momentan bietet das Studio für seine rund 1400 Mitglieder alle Tanz- und Fitnesskurse online an, diese werden gut angenommen. Kraus fehlt jedoch der persönliche Kontakt. „Es ist teilweise mühsam. Tanzschritte zu zeigen ist schwer – oder manche Teenies zu motivieren.“
Trainieren mit den Auflagen bedeutet für die Tanzschule mehrfachen Aufwand
Online-Unterricht kann die normalen Kurse nicht ersetzen. „Es geht um Schadensbegrenzung“, sagt Kraus. Das Team der 35 Trainer funktioniere gut, man motiviere sich gegenseitig und bemühe sich um positive Laune. Die 29-Jährige hofft, dass es im Februar weitergehen darf – auch wenn die Regelungen einen Mehraufwand bedeuten. „Die Hygienekonzepte sind auch nicht gerade das Gelbe vom Ei“, sagt Kraus.
Um Ansteckungen zu vermeiden, seien alle Räume mit Filtergeräten ausgerüstet worden. Wenn das Tanzstudio wieder öffnet, werden die Mitglieder unterteilt und in kleinen Gruppen unterrichtet. Wo sonst 50 Teilnehmer auf einmal trainieren, sind es dann noch 15. „Das ist für uns der dreifache Aufwand“, sagt Kraus. Die Hauptsache sei, dass bald wieder richtig unterricht werden kann. Einige Kunden hätten bereits gekündigt. „Bis jetzt kommen wir gut durch, aber mal sehen, wie es weitergeht.“
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