Nicht alle Schulen im Unterallgäu setzen auf Luftfilter
Sollen alle Kinder im Herbst wieder in den Präsenzunterricht, müssen die Schulen nachrüsten, fordert der Bayerische Ministerpräsident. Warum daraus im Unterallgäu wohl nichts wird.
Im neuen Schuljahr sollen alle Schüler wieder in ihren Klassen unterrichtet werden. Das ist erklärtes Ziel der Staatsregierung. Die Zeiten von Homeschooling sollen dann der Vergangenheit angehören. Zu groß war die Belastung für die Kinder und ihre Familien in der Coronazeit, zu groß waren bei einigen auch die Wissenslücken, die sich aufgetan haben. Um das Ziel eines flächendeckenden Präsenzunterrichts zu erreichen, forderte nun der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder Luftfilter für alle Klassenräume.
Einen genauen Überblick für das Unterallgäu gibt es nicht
Das Thema ist seit über einem Jahr aktuell. Wie viele Schulen im Unterallgäu gehandelt und die Klassenräume mit solchen Luftfiltern ausgerüstet haben, darüber gibt es keinen genauen Überblick. Immer ist der Schulaufwandsträger dafür zuständig. Für Grund- und Mittelschulen sind das die jeweiligen Gemeinden. Das staatliche Schulamt erhebt grundsätzlich keine Daten zur Ausstattung, für die der Schulaufwandsträger zu sorgen hat.
Einzelne Kommunen, wie beispielsweise die Marktgemeinde Tussenhausen oder Rammingen, haben solche Filter im Vorjahr gekauft. Die meisten aber haben abgewartet und setzen auf andere Lösungen.
In der Mindelheimer Grundschule gibt es in einigen Räumen schon Lüftungsanlagen
Die Stadt Mindelheim nutzte die Generalsanierung der Grundschule dazu, Lüftungsanlagen in sechs Klassenzimmern und fünf Nebenräumen von Haus B einzubauen. Sie saugen Frischluft von außen an und blasen verbrauchte Luft aus. Im Januar 2021 wurden für jedes Klassenzimmer in Haus A und Haus C sowie in Fachräumen insgesamt 20 mobile Luftreiniger installiert. Die 70.000 Euro dafür teilten sich die Stadt und der Freistaat Bayern. Von der Mittelschule wurde ein umfangreiches Lüftungs- und Hygienekonzept erstellt und umgesetzt. Die darin vorgesehene Fensterlüftung inklusive Querlüftung alle 15 bis 20 Minuten durch die Türen garantiere einen sehr hohen Luftwechsel in allen Bereichen des Klassenzimmers, teilt die Stadt mit. Das geringe Infektionsgeschehen in den Wintermonaten zeige den Erfolg des Lüftungs- und Hygienekonzeptes. Bei der Grundschule hingegen entschied man sich bewusst dafür, Luftreiniger einzusetzen, da dort aufgrund der räumlichen Gegebenheiten, der größeren Klassenstärken und auch der Anwesenheit von jüngeren Schülern die Umsetzung eines Lüftungs- und Hygienekonzepts erschwert wird. Größtmöglicher Schutz für Schüler und Lehrer sei auch Topthema beim Schulwerk der Diözese Augsburg. Für die Maria-Ward-Realschule sowie alle anderen Schulen des Schulwerks seien alle Hygienevorgaben des Kultusministeriums zuverlässig umgesetzt worden, berichtete der Direktor des Schulwerks Augsburg, Peter Kosak.
Auf mobile Lüftungsanlagen setzt das Schulwerk aber nicht. Sie seien nicht nachhaltig, könnten nur begrenzt genutzt werden und seien mit einem sehr hohen Wartungsaufwand verbunden, sagt Kosak. Außerdem würde durch sie die obligatorische Lüftung der Räume nicht überflüssig werden. Auch gebe es für diese Geräte keine Förderung vom Bund. Kosak vermutet wegen dieser Vorbehalte.
Sinnvoller wären fest installierte Lüftungsanlagen. „Allerdings sind damit umfangreiche Baumaßnahmen und umfangreiche Ausschreibungsverfahren vonnöten, die angesichts der Vielzahl der Schulen in unserem Verbund mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird“, berichtet der Direktor weiter.
Die Installation nimmt einige Zeit in Anspruch
Deshalb will das Schulwerk zuerst seine Grundschulen mit solchen Lüftungsanlagen ausstatten, weil die jüngeren Kinder bisher kein Impfangebot erhalten haben. „Die ersten Installationen der Lüftungsanlagen werden bis zum Herbst 2021 erfolgen.“ Nach und nach werden dann auch die anderen Schularten folgen. „Allerdings rechnen wir aufgrund der Verfügbarkeit der entsprechenden Geräte, langer Lieferzeiten und der baulichen Umsetzung nicht mit einer kurzfristigen Installation.“
Alle Klassenzimmer des Schulwerks sind mit CO²-Ampeln ausgestattet. Die Regelung sieht vor, dass die Klassenzimmer bei entsprechendem Signal der CO²-Ampeln oder der CO²-App, aber spätestens nach 20 Minuten, für fünf Minuten gelüftet werden. Die konsequente Lüftung der Klassenzimmer nach einem fest geregelten Lüftungsplan und unter Berücksichtigung von CO²-Messgeräten sei die auch vom Umweltbundesamt empfohlene Maßnahme, so Kosak.
An der Berufsschule gibt es bisher keine mobilen Luftfiltergeräte. „Dafür gab es bisher auch noch kein Förderprogramm“, berichtet Schulleiter Gottfried Göppel. Im Hauptgebäude der Berufsschule Mindelheim sind bis auf drei nachgerüstete Klassenzimmer im Kellergeschoss alle an eine zentrale Lüftungsanlage angeschlossen.
An der Technikerschule in Mindelheim ist ebenfalls eine zentrale Lüftungsanlage vorhanden. Messungen bestätigten hier gute Luftwerte. Im Gebäude der Berufskraftfahrer gibt es eine eigene Lüftungsanlage.
Auf dem Gelände gegenüber dem Hauptcampus in der Hermelestraße befindet sich die sogenannte Bodenhalle und Fahrzeughalle, für die es jeweils eine Abgasabsauganlage gibt. Im Kolleggebäude sind einige Klassen der Fachrichtung Nutzfahrzeugtechnik untergebracht. Dort ist eine nachgerüstete Be- und Entlüftungsanlage vorhanden.
Im grünen Werkstattgebäude gibt es bis auf den Bereich Schweißen und Schmieden keine Lüftungsanlage, sodass dort rund zehn Luftfilter Abhilfe schaffen könnten. In den Klassenräumen der Berufsschule in Bad Wörishofen sind dezentrale Zu- und Abluftgeräte verbaut. In Memmingen besitzt das Hauptgebäude eine zentrale Zu- und Abluftanlage.
Göppel weist auf neue Studien hin, die gezeigt hätten, dass die CO²-Konzentration ein sehr guter Indikator für Aerosole im Raum sei. Deshalb haben Technikerschüler für die Klassenzimmer einen CO²-Senor, also Messgeräte mit Ampelanzeigetechnik, gebaut. Die Fertigung in größerem Umfang ist angelaufen.
Im Rahmen des Online-Unterrichts in den vergangenen Monaten seien die guten Eigenschaften der einzelnen Geräte im Unterricht besprochen und weiterentwickelt worden, sagte Göppel. Daraus ist der CO²-Würfel entstanden, der mit Hilfe von acht farbigen LEDs die CO²-Konzentration zwischen 1000 und 2000 ppm anzeigen könne. Noch in diesem Schuljahr stellt die Klasse 250 Geräte fertig, die über das Landratsamt an die Schulen im Landkreis verteilet werden. Diese Aktion werde vom Staatsministerium gefördert.
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