Gastgeber 2024: Wird aus den Ulmer EM-Chancen doch noch etwas?
Ulm wollte sich eigentlich nicht als Gastgeberstadt für die Euro 2024 bewerben, doch der DFB lässt nicht locker. Ein Ortstermin mit einem Experten könnte alles ändern.
Die Frist ist schon seit rund zwei Wochen verstrichen, den Katalog mit Anforderungen wollten die Ulmer nicht erfüllen. Und doch sind die Chancen noch nicht vorbei: Die Stadt könnte bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 zum Quartier für eine Nationalmannschaft werden - und das, obwohl sie eine entsprechende Anfrage des DFB eigentlich bereits abgelehnt hat.
Dem Ulmer Hauptausschuss war die für die Bewerbung mutmaßlich nötige Sanierung des Donaustadions zu teuer. Allerdings fiel die Entscheidung in nicht öffentlicher Sitzung denkbar knapp aus. Befürworter hatten auf einen Marketing-Effekt für die Stadt, den Handel, die Gastronomie und die Hotellerie gehofft. Kritiker bemängelten, dass man angesichts eines beschlossenen Sparprogramms und vieler Investitionen keine 600.000 Euro für eine solche Bewerbung ausgeben sollte. Denn Ulm hatte keine Zusage, ein Team beherbergen zu dürfen. Der Deutsche Fußball-Bund hatte vielmehr 40 Städte gesucht, die sich als Basislager bewerben wollen. 24 von ihnen hätten den Zuschlag bekommen, 16 wären leer ausgegangen. Das Risiko, viel Geld für nichts auszugeben, schien der Mehrheit der Stadträte zu hoch. Anton Gugelfuß, Vorstand des SSV Ulm 1846 Fußball, hatte zwar von Sowieso-Kosten gesprochen: Man müsse das Stadion doch eh sanieren. Gerhard Semler, Chef der städtischen Abteilung Bildung und Soziales, sieht das anders.
Rasensanierung im Donaustadion war der Stadt Ulm zu teuer
Von den rund 600.000 Euro wären etwa 380.000 Euro für die Sanierung des Rasens ausgegeben worden, rechnet Semler vor. "Diese Summe steht einfach nicht zur Verfügung, wir haben eben andere Prioritäten", sagt er. Er sehe auch das Risiko, dass die Sanierung bald hinfällig ist. "Wenn wir den Rasen richten und der SSV diese Saison in die dritte Liga aufsteigt, müssen wir ihn wieder rausreißen", warnt Semler. Denn dann müsse man für die Spiele eine Rasenheizung einbauen. Das Grün im Donaustadion sei in gutem Zustand, es werde gut gepflegt. Auch die Verantwortlichen der Ulmer Fußballer, Vorstand Anton Gugelfuß und Sportdirektor Markus Thiele, seien dieser Auffassung. Aber: "Es ist kein Golfrasen. Und es hat fast Golfplatzqualität, was man bieten muss."
Der DFB habe eine Checkliste mit Anforderungen abgegeben, die habe man in Ulm eigenständig abgearbeitet, berichtet Semler. Mit dem Ergebnis, dass der Rasen wohl nicht so gut ist wie gewünscht und dementsprechend erneuert werden müsste. Andere notwendige Punkte sieht Semler als weitaus weniger problematisch an: Sanitärbereiche müsse man so oder so regelmäßig sanieren. Und auch eine Haupttribüne in besserem Zustand wäre nicht nur während des EM-Turniers von Nutzen.
Experte von DFB oder Uefa soll für Ortstermin nach Ulm kommen
Spatzen-Vorstand Gugelfuß hatte für die Ablehnung der Stadträte kein Verständnis gehabt, er hatte Ulm exzellente Chancen eingeräumt: "Das war für die wie gemalt, das wollten die", hatte er unserer Redaktion gesagt. Nun scheint sich die Einschätzung des Unternehmers zu bestätigen. Denn der DFB nimmt die Absage nicht einfach so hin. Die Gespräche zwischen Stadt und Verband liefen weiter, nun soll ein Experte nach Ulm kommen. Gerhard Semler spricht von einem "Rasenflüsterer". Ob es sich um einen Vertreter des DFB oder des europäischen Fußballverbands Uefa handle, wisse er nicht. Der Besucher oder die Besucherin jedenfalls solle das Ulmer Grün genau begutachten. Und dann darüber befinden, ob es auch ohne Sanierung gut genug ist, um als Trainingsgelände für ein Nationalteam zu dienen.
Einen zweiten erforderlichen Platz würden die Ulmer im Fall der Fälle wohl auf der Gänswiese unweit des Stadions zur Verfügung stellen, ihre Unterkunft hätten die Spieler voraussichtlich im Maritim-Hotel. "Von da kann man ins Donaustadion joggen", sagt Semler. Die kurzen Wege in Ulm seien aus Sicht des DFB höchst attraktiv - besser als in Metropolen, in denen die Mannschaften zwischen Zimmern und Sportplätzen lange Strecken in Bussen zurücklegen müssen.
Wann das Donaustadion untersucht wird, ist nach Semlers Angaben noch offen. "Es hat sich noch niemand angemeldet", sagt er. Er erwartet aber, dass der Ortstermin bald stattfindet: "Ich hätte schon letzte Woche damit gerechnet."
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