Ulmer Bestatter hilft nach Erdbeben und übt Kritik: "Ich schäme mich dafür"
Plus Daniel Streidt half mit einem "DeathCare"-Team nach dem Erdbeben in der Türkei beim Bergen der Toten. Wenn er davon erzählt, kommen ihm die Tränen.
Es ist einer der Momente, die Daniel Streidt am meisten geschockt haben: Unter Tonnen von Schutt wird in der türkischen Stadt Kahramanmaraş nach einer vierköpfigen Familie gesucht. Der Ulmer Bestatter ist als Teil eines ehrenamtlichen Spezial-Teams vorne mit dabei. Der 46-Jährige zieht nach und nach Stahlbeton heraus. Ein lebloses Bein ist schon zu sehen. Am Ende finden sie alle - den Vater, wie er mit weit ausgebreiteten Armen noch über seiner Frau und seinen beiden Kindern liegt. Er wollte sie schützen. Doch nun sind sie alle tot. Während die Familienangehörigen jetzt Gewissheit haben, taucht in der zerstörten Wohnung eine weitere Leiche auf. Die eines vielleicht 13 Jahre alten Mädchens. Rund um den Trümmerhaufen aber weiß keiner, zu wem sie gehört.
Es ist nicht nur dieses Schicksal, das den 46-Jährigen immer wieder zu Tränen rührt, wenn er von seinem einwöchigen Einsatz im Erdbeben-Krisengebiet erzählt. Zwar will er die "Einzelschicksale" ausblenden, es als "Gesamtschicksal" betrachten, um das Erlebte besser verarbeiten zu können. "Mir geht es gut", sagt er. Dennoch stockt immer wieder seine Stimme. Es geht ihm sichtlich nahe. Und das, obwohl er eigentlich tagtäglich mit dem Tod zu tun hat. Es ist sein Geschäft. In der nun fünften Generation leitet der selbstständige Unternehmer das erste Ulmer Bestattungsinstitut mit inzwischen insgesamt 30 Beschäftigten. Neben dem Hauptsitz in der Ulmer Zinglerstraße gibt es Standorte unter anderem in Neu-Ulm und Illertissen. Sein Sohn wird vermutlich irgendwann den Laden übernehmen. Der feierte vergangene Woche seinen 23. Geburtstag, als der Papa in der Türkei die Toten aus den Trümmern zog.
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