Nördlinger Museumsbahn: Lassen sich die Feuer vermeiden?
Das Interesse an den historischen Dampfzugfahrten im Ries ist groß. Nach den jüngsten Feuerwehreinsätzen entlang der Strecke wird über die Notwendigkeit der Fahrten diskutiert – und über die Kosten.
Für das beste Foto entlang der Bahnstrecke zwischen Donauwörth und Hainsfarth haben sich die Lok-Liebhaber mit Leitern, Stativen und bei Katzenstein sogar mit einem weißen Käfer als Requisite in Stellung gebracht. Die historische Lokomotive mit Waggons des Eisenbahnmuseums Nördlingen war auf Pfingstdampffahrt – die Fotozüge am Samstag, Sonntag und Montag waren in der Szene vor allem deshalb beliebt, weil der Betreiber auf den Personenbetrieb wartet, bis die Auflagen sich lockern. Mitfahren geht nicht, fotografieren schon. Am Wochenende spielte dazu noch das Wetter mit. Kein Wunder also, dass zwischen Nördlingen und Harburg meist Männer mit Kameras in Lauerstellung warteten, um das perfekte Bild der historischen Schnellzuglok zu inszenieren. Inzwischen gibt es eine Reihe eindrucksvoller Fotos im Internet zu bestaunen. Doch die Fotofahrt hatte ihren Preis.
Unter tiefem Röcheln fuhr die Schnellzuglok 001180-9 durch das Ries. Erst löste sie Freude bei den Eisenbahnliebhabern aus, dann folgte Ernüchterung bei den Einsatzkräften. Man könnte gar von Ärger sprechen, zumindest aus Sicht der Feuerwehr, die wenig später zu den insgesamt zehn Brandherden ausrücken musste. Abgemähtes Gras entlang der Strecke soll sich entzündet haben. Dass die Brände aber von Funken aus dem Schornstein verursacht worden sein sollen, „ist definitiv falsch“, sagt der Geschäftsführer der BayernBahn, der in die Planung der Fotofahrt involviert war und am Montag mit in der Lok saß.
Donauwörther Polizei erhielt Meldung über Funkenflug vom Krisenmanager der Bahn
Im Dezember 1987 wurde die BayernBahn GmbH als Tochtergesellschaft des Bayerischen Eisenbahnmuseums gegründet. Das Unternehmen war zunächst nur für die Betriebsführung des historischen Zugverkehrs im Nördlinger Ries gedacht, entwickelte sich eigenen Angaben zufolge jedoch schnell zu einem der ersten privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen in Bayern.
Die Ursprungsmeldung mit der Brandursache Funkenflug stammt von der Donauwörther Polizei, die ihre Angaben wiederum von einem Krisenmanager der Deutschen Bahn bezogen hat. Der soll gesagt haben, dass man dieses Problem mit den brennenden Bahndämmen ja seit Jahrzehnten kenne. Früher sei das wohl auch hin und wieder so abgelaufen, auf den extra vorgesehenen Brandschutzstreifen entlang der Bahnlinie soll das aber nur selten weitreichende Konsequenzen gehabt haben. Was der DB-Mitarbeiter aber offenbar nicht weiß: Der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen hat vor Jahren eine Sicherheitsmaßnahme umgesetzt, um den Funkenflug zu vermeiden. Das zumindest schildert Geschäftsführer Braun. „In der Rauchkammer ist ein Funkenfänger drin, da kommt nichts raus.“ Braun sagt außerdem zur Ursache: „Es war einfach Pech. Ein Konglomerat mehrerer Probleme“.
Braun: Sorgfaltspflichten eingehalten
Pech, dass das Bahn-Personal ausgerechnet in den zurückliegenden Wochen Büsche zurückgeschnitten hat und an manchen Stellen noch das Gras mähte, schildert Braun. Das Gras blieb dort liegen und vertrocknete. Pech auch, dass sich das Wetter plötzlich geändert hat. „Wir schauen uns die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes an, den Grasland-Feuerindex, den Waldbrand-Gefahrenindex. Für das lange Wochenende hat es keine Warnstufe gegeben, wir haben unsere Sorgfaltspflichten schon eingehalten“, erklärt Braun. Aber: Es wurde wärmer als gedacht, entgegen den Prognosen sei der Himmel nicht bedeckt gewesen und dazu kam ein tückischer, leichter Wind. Braun will die Schuld nicht abwälzen. Es sei eine „schwierige Geschichte“ mit den Museumsbahn-Fahrten. Aber er geht auch davon aus, dass derjenige, der den Alarm abgegeben hat, womöglich etwas übertrieben haben könnte. Und im Smartphone-Zeitalter sei sowieso alles sofort in Bewegung und mit Bildern öffentlich. Er habe einmal eine Rechnung über 1500 Euro von der Feuerwehr bekommen, weil grundlos ein Einsatz ausgelöst wurde. Ein Passant habe den Rauch der Lok wohl für einen Brand gehalten.
Am zurückliegenden Wochenende war es jedoch anders. Braun sagt, dass untersucht werde, warum die Feuer ausgebrochen sind. Es gibt erste Vermutungen, dass die Aschkastenklappe nicht ganz geschlossen gewesen sein könnte. Wenn es wirklich so gewesen sein soll, könnte laut Braun ein Bedienungsfehler oder ein technischer Defekt vorliegen.
Rund 90 Feuerwehrleute waren am Montag im Einsatz: aus Harburg, Ebermergen, Wörnitzstein und Möttingen. Kreisbrandmeister Reiner Häfele sagte Anfang der Woche: „Wir hatten das jetzt schon ein paarmal, dass nach der Fahrt der Lok Brandherde am Gleis entstehen. Dieses Mal war es aber schon ein sehr aufwendiger Einsatz.“
Eine Flugstunde kostet rund 1200 Euro
Nachdem der Zug wieder in Nördlingen eingetroffen war und die Kleinfeuer gelöscht waren, flog ein Hubschrauber der Bundespolizei mit einer Wärmebildkamera über den entsprechenden Bereich, um nach verborgenen Glutnestern zu suchen. Der zweimotorige Mehrzweckhelikopter des Typs EC 135 kam mit drei Mann Besatzung von der Fliegerstaffel der Bundespolizei in Oberschleißheim; eine Flugstunde dieses Typs koste rund 1200 Euro, heißt es von Seiten der Behörde. Bahnangelegenheiten gehörten zu den Aufgaben der Bundespolizei, die Abwehr von Gefahrensituationen selbstverständlich auch. Überbewerten will man in Oberschleißheim den Einsatz nicht: „Böschungsbrände können auch beim normalen Zugverkehr entstehen, beispielsweise durch Funkenflug beim scharfen Bremsen. Das ist immer wieder ein Problem“, sagt eine Sprecherin.
Anschließend sei die Deutsche Bahn mit einem Personenzug die Strecke abgefahren, um die Sicherheit der Gleise zu kontrollieren, ergänzt Reiner Häfele. Ganz schön viel Aufwand für ein paar schöne Fotos. (mit rom)
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