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  3. Bundeswehr: Fehlende Ausstattung: Wo in der Kaserne der Schuh drückt

Bundeswehr
04.03.2018

Fehlende Ausstattung: Wo in der Kaserne der Schuh drückt

Fehlende Kleidung, Gewehre, die nicht treffsicher sind: Bei der Bundeswehr liegt vieles im Argen.
Foto: Stefan Sauer, dpa

Die Bundeswehr soll immer mehr leisten. Doch das kann sie nicht. Eine Geschichte über fehlende Splitterwesten, Standard-Stiefel und das Warten auf Taschenmesser.

Das Transportflugzeug der Bundeswehr, Typ Transall, hat gerade Süddeutschland überquert, als die Soldaten technische Schwierigkeiten feststellen. Eines von zwei Triebwerken der Maschine funktioniert nicht, die Männer funken den Tower in Erfurt an. Wenige Minuten später landen sie dort problemlos. Experten untersuchen die Transall, die ursprünglich für eine Mission der Vereinten Nationen in Mali im Einsatz war. Der Vorfall vom Donnerstag klingt auf Anhieb wenig spektakulär: Tatsächlich aber beschreibt diese kleine Geschichte, wie es um die Technik der Bundeswehr bestellt ist. Denn der Kampf um Material und Ausrüstung ist in der Truppe längst Alltag geworden.

München, Sicherheitskonferenz: Alle reden von den Krisen dieser Welt, von Syrien, der Ukraine oder Nordkorea. Auch die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Doch da ist noch ein Thema, das die CDU-Frau bewegt: Die Idee, in Europa eine Verteidigungsunion zu schaffen, bringt sie geradezu ins Schwärmen. Vor allem, weil die Bundeswehr dabei an vorderster Front sein soll.

Inzwischen dürfte die Euphorie der Ministerin verflogen sein. Denn wenige Tage nach der Konferenz hat ihr der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. In seinem Jahresbericht bemängelt er eine „Ausrüstungsmisere in allen Teilen der Truppe“. Die Rede ist von schwindender Einsatzbereitschaft der Waffensysteme, von vor sich hinrottenden Panzern, tauchunfähigen U-Booten und gefrusteten Soldaten. Und Bartels ist mit seiner Kritik nicht allein: Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, beklagt einen „Status der Mangelverwaltung, die für viele Soldaten kaum noch zu ertragen ist“. Und er stellt sogar „die Auflösung der Bundeswehr“ zur Debatte, sollte die Politik nicht den Willen aufbringen, die Lage zu verbessern.

Ein Oberfeldwebel spricht von „organisierter Verantwortungslosigkeit“

Ist das alles nur Panikmache? Oder ist die Einsatzfähigkeit der Truppe tatsächlich gefährdet? Und vor allem: Wie ist die Lage an den Bundeswehrstandorten in Bayern? Und speziell in den Kasernen in der Region? Statistiken zur Materiallage vor Ort gibt es nicht. Und auch kaum jemanden, der zur Ausrüstungsmisere Stellung bezieht.

Wer wissen will, wie es um die Bundeswehr im Freistaat steht, muss Gespräche außerhalb der Kasernen führen. Zum Beispiel mit dem Oberleutnant, dessen Zeit bei der Truppe nach über 25 Dienstjahren jetzt zu Ende gegangen ist. Er spricht von einem „beklagenswerten Zustand“ und davon, dass es bei den Streitkräften so etwas wie eine „organisierte Verantwortungslosigkeit“ gebe.

Es geht ja nicht nur um Eurofighter, Tornados und Kampfpanzer, von denen viel zu viele nicht einsatzbereit sind. Es sind vor allem Kleinigkeiten, die der Soldat bemängelt. Kleinigkeiten, die sich aber summieren: Da ist das dringend benötigte Taschenmesser für die Soldaten, dessen Beschaffung letztlich sechs Jahre dauert. Die angeblich wasserdichten Taschen, die dann doch mit Wasser volllaufen, aber eben keine Löcher haben, aus denen es abfließen kann. Die neuen Jacken, bestückt mit Metalldruckknöpfen, die allerdings nicht meerwasserfest sind. „Außenstehende würden niemals verstehen können, wie unfassbar kompliziert das Beschaffungswesen bei der Bundeswehr ist“, sagt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Soldaten, die in Auslandseinsatz gehen, zahlen ihre Kleidung selbst

Vieles hängt mit Reformen, Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen zusammen. 2002 etwa hat man die Kleiderkammer der Bundeswehr privatisiert. Es war der Versuch, Kosten zu sparen. Das Experiment scheiterte gründlich. Vor drei Jahren musste das Verteidigungsministerium die Firma, welche die Truppe mit Uniformen, Helmen und anderer Ausrüstung versorgt, vor der Insolvenz retten. Noch immer sei die Versorgung mit adäquater Kleidung eine Baustelle der Bundeswehr, sagt der Oberleutnant, der selbst in der Beschaffung arbeitete und später einige Jahre in Afghanistan Dienst tat. „Soldaten, die in den Auslandseinsatz geschickt werden, zahlen in der Regel zwischen 200 und 600 Euro für ihre Klamotten aus eigener Tasche – das ist doch ein Armutszeugnis“, erklärt er.

Gerhard Stärk ist im Bundeswehrverband Chef für Süddeutschland. Er kennt die Stimmung in der Truppe. Und er kennt die Situation in den Kasernen in Bayern und Baden-Württemberg. Auch bei ihm sitzt der Frust tief: „Trauerspiel“ und „Mangelverwaltung“, das sind Begriffe, die fallen, wenn man mit dem Stabsfeldwebel a.D. über die Ausrüstungsdefizite spricht. Und dafür nennt Stärk auch Beispiele: „Wer spezielle Stiefel benötigt, muss sie selber bezahlen. Bei der Bundeswehr gibt es nur ein Standardmodell – für Sommer und Winter. Bei extremen Wetterlagen ist das nicht zumutbar.“ Ähnlich laufe es bei Splitterwesten, für viele Soldaten insbesondere bei Auslandseinsätzen lebensrettende Ausrüstung. Oft müssten sie privat beschafft werden, sagt Stärk.

Von 44 Panzern sind maximal neun einsatzbereit

Und dann sind da die abenteuerlichen Geschichten, die Stärk an den Bundeswehr-Standorten in Bayern hört. Geschichten über die mangelnde Einsatzfähigkeit von teilweise nagelneuen Rüstungsgütern. Wie die 44 Exemplare des topmodernen Schützenpanzers Puma, über welche die Panzergrenadierbataillons im oberpfälzischen Oberviechtach und im niederbayerischen Regen gemeinsam verfügen. Doch die hochgerüsteten Wildkatzen sind kaum eine Verstärkung. „Nur sieben bis neun Pumas sind aktuell einsatzbereit. Das ist desaströs“, sagt er. Woran das liegt, ob an Fehlern des Herstellers oder an Extrawünschen der Bundeswehr, vermag nach den Erfahrungen Stärks kaum einer am Ende zu sagen.

Mit Sorge, ja mit Ärger beobachtet Stärk die Folgen des massiven Abbaus von Bundeswehrstandorten im Süden Deutschlands. Mancherorts sind die Streitkräfte verschwunden. Anderswo ist der Platz in den Kasernen knapp. „In einigen fehlen schlichtweg die Möglichkeiten, Rekruten und Pendler ordentlich unterzubringen“, sagt Stärk. „Als Notlösung bleiben dann oft nur Sechs-Bett-Stuben.“ Wie man mit diesem Angebot junge Leute überzeugen will, eine Laufbahn bei der Bundeswehr einzuschlagen?

Auch Paul Boos kennt solche Geschichten. Der einstige Hauptmann hat mit Reservisten aus Sonthofen die Aktion „Gelbe Schleife“ gegründet – ein Symbol für die Solidarität mit deutschen Soldaten im Auslandseinsatz. Umso weniger hat er Verständnis dafür, dass – wie vor einiger Zeit geschehen – Gebirgsjäger aus Bayern tagelang darauf warten müssen, von ihrem Einsatz in Mali in die Heimat geflogen zu werden. Ursache für die Verzögerung war, wie so oft, die logistische Dauerkrise der Bundeswehr: Dass die gute alte, in den 60er Jahren entwickelte Transall anfällig ist, kann nicht verwundern. Doch dass der nagelneue Airbus A400M öfter im Hangar als über den Wolken zu finden ist, kann Boos nicht verstehen: „Für mich sind das unmögliche Zustände.“

Was heißt das alles für von der Leyen? Bundeswehrverbandschef André Wüstner sagt: „Es ist unlauter, zu suggerieren, die schlechte Einsatzbereitschaftslage sei ausschließlich ein Ergebnis der Amtszeit von Frau von der Leyen.“ Viele in der Truppe rechnen der Ministerin an, dass sie erkannt hat, dass sich etwas ändern muss. Dass die Armee ein attraktiver, familienfreundlicher Arbeitgeber werden muss. Und dass sich junge Leute nicht mehr in Kasernen locken lassen, die noch immer den Charme von Jugendherbergen haben.

„Kein Fingerspitzengefühl“, das werfen sie von der Leyen vor

Letztlich aber hat dieser eine Satz Ursula von der Leyen unermesslich viel Kredit gekostet: „Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen!“ Gesagt hat sie ihn, nachdem der Fall Franco A. bekannt wurde – der Fall jenes Soldaten, der sich als syrischer Kriegsflüchtling ausgegeben hatte, Asyl beantragte und einen Anschlag plante, den er später eben jenem fiktiven Flüchtling in die Schuhe schieben wollte. Diese Verallgemeinerung hat man der Ministerin übel genommen. Paul Boos hat sich seinen Ärger in einem offenen Brief an die CDU-Politikerin von der Seele geschrieben: „Natürlich darf es keine Nazi-Symbole und rechtsextreme Netzwerke geben.“ Aber: Wer ein Bild von Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform abhänge, der habe „selbst leider kein Fingerspitzengefühl für echte innere Führung“. Viele in der Truppe formulieren die Kritik noch weit härter. Der Oberleutnant, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, spricht von einer „Gesamthaftung“ in die von der Leyen die Truppe genommen habe.

Und so kommt vieles zusammen: die Verbitterung über die Ministerin, der Frust über mangelhafte Ausrüstung und den Sparkurs. Eines aber will der Soldat noch loswerden: „Trotz der hausgemachten Defizite verfügt die Bundeswehr über so viele gute Jungs und Frauen, die in Notsituationen immer in der Lage sind, Probleme schnell und kreativ zu lösen. Da müssen wir uns vor keiner Armee verstecken.“

Von der Leyen bleibt nicht viel anderes übrig, als in dieser Lage Optimismus zu verbreiten. Schließlich wird sie in einer neuen Großen Koalition Verteidigungsministerin bleiben. Also sagt sie nun Sätze wie „Es geht Schritt für Schritt bergauf“ oder „Wir brauchen Geduld.“ Bei den Soldatinnen und Soldaten in Bayern ist der Geduldsfaden bereits straff gespannt.

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