
Trump, Johnson, Kalbitz: Die politischen Spalter des Jahres 2020


Spalter gab es in der Politik schon vorher. Dieses Jahr schwangen sie das Beil aber besonders wild. Die "Erfolge" blieben dabei nicht immer ohne Konsequenzen.
Das Jahr der Spalter, 2020? Dafür spricht einiges. Nicht, weil es 2019 an Politikern fehlte, die mit der Spaltaxt gesellschaftliches Wurzelholz teilten, sondern weil Männer wie US-Präsident Donald Trump oder der britische Premier Boris Johnson besonders wild das Beil schwangen.
Fangen wir ganz oben an. Die These, dass potenzielle Spalter immer dann mit besonderem Furor ans Werk gehen, wenn sie unter Druck geraten, bestätigte sich in Washington eindrucksvoll. Der noch amtierende US-Präsident streifte die Reste der bereits löchrigen Maske mit einer unwilligen Handbewegung vollends ab. Seine Tweets, oft eine Mixtur aus hasserfüllten Botschaften und dreisten Lügen, zeigten Wirkung. Zumal seine eigene Partei längst kein Korrektiv mehr ist. Die Angst ist dort auch in gemäßigten Kreisen größer als das Verantwortungsgefühl.
Das Ergebnis der Wahlen bestätigt die Diagnose: Die US-Bevölkerung fällt recht sauber auseinander in zwei vergleichbar große Gruppen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Aus Sicht des Spalters, heißt das: Gute Arbeit! Schönheitsfehler ist jedoch, dass Trump in Zukunft aus der zweiten Reihe weiterspalten muss.
Johnson spaltet zuhause zweifelhafte Erfolge herbei
Auf solch ein Zeugnis darf Boris Johnson für 2019 nicht hoffen. Sicher, er war „stets bemüht“, aber in Großbritannien dämmert auch konservativen Wählern, dass der Brexit eben nicht ein einziger beglückender Rausch aus Freude über die gesprengten Fesseln sein wird. Offen ist die Frage, ob Johnson den Weg einer harten Trennung von Festlandeuropa vollendet oder diesen Schritt, wenn es hart auf hart kommt, doch noch vermeidet. Immerhin konnte der wilde Boris an der Heimatfront zweifelhafte Erfolge herbeispalten: Seine Torys sind ähnlich zerstritten wie das ganze Land. Den Rest erledigt der große Macher mit seiner katastrophalen Corona-Politik.
Global gesehen ist Andreas Edwin Kalbitz natürlich eher ein Spalter im Westentaschenformat. Das macht seinen Fall nicht weniger interessant. Die Galionsfigur des rechtsextremistischen Flügels in der AfD spaltete offensichtlich nicht nur politisch, sondern bisweilen auch handgreiflich. Nach einem „freundschaftlichen Knuff“ ging ein Riss quer durch die Milz seines Parteifreundes und Konkurrenten Dennis Holoch. Kalbitz ist seit Mai offiziell nicht mehr Mitglied der AfD. Er spaltet nun vorerst von außen weiter.
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Spalter? Gibt er die wirklich? Nein. Die sprechen nur aus, machen deutlich wo etwas im Argen liegt. Das ist immer noch besser als Mißstände vertuschen und wegschweigen.
Kalbitz ist ein Nazi, eine Schande für Deutschland, ein Vogelschiss der Geschichte.Trump ein selbstsüchtiger Egomane, der sein Unwissen immer wieder gross rausposaunt. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen
Danke Boris Johnson du bist mit Abstand der Sieger der drei "Spalter" und zeigst eindeutig und zweifelsfrei die Probleme der EU in Brüssel schonungslos auf.
Die Probleme der EU liegen mindestens zu gleichen Teilen in den Hauptstädten der Mitgliedsstaaten.
Der irrlichternde Zausel in London konnte eines besonders gut - seinen arg zerfledderten Union Jack in den Wind halten. Bei seiner wundersamen Wandlung vom einst überzeugten Europäer zum Europa-Gegner schätzte er die Richtung jedoch ziemlich falsch ein. Zeitgleich schmierte auch noch sein Einflüsterer, die Windmaschine Donald aus den USA, zur Witzfigur mit erheblichem Dachschaden ab.
Sollte es seine Absicht sein, das United Kingdom in eine Zeit der Unsicherheit, auf den Weg in die Bedeutungslosigkeit zu führen und es in nie da gewesener Weise zu spalten, kann ihm zum großen Erfolg gratuliert werden . . .