Deutsche Soldaten können in einem Staat, der lieber mit Putin paktiert als mit Macron, nichts mehr bewirken. Zeit für einen geordneten Rückzug.
Militärische Auslandseinsätze sind selten populär. Insbesondere in Demokratien muss gut begründet werden, warum Söhne und Töchter in Krisengebiete geschickt werden. Ein Autokrat wie der russische Präsident Wladimir Putin, der alle rechtsstaatlichen Fesseln längst gesprengt hat, tut sich leicht, Söldner in das westafrikanische Mali zu schicken.
Unpopulär oder nicht. Es gibt durchaus gute Gründe, dass westliche Staaten versucht haben, das Land zu unterstützen. Und zwar nicht nur aus humanitären Gründen, sondern auch, weil man verhindern will, dass sich in der angrenzenden Sahelzone ein neues Terrorzentrum etabliert und Mali komplett im Chaos versinkt. Auch deswegen war es zwar unpopulär, aber richtig, dass Deutschland das Mandat der Franzosen mit bis zu 1400 Frauen und Männern unterstützt hat. Kritiker sehen Parallelen zu dem Einsatz einer westlichen Allianz in Afghanistan – leider haben sie nicht unrecht. Am Hindukusch war der Einsatz der Bundeswehr ohne die Präsenz der USA nicht denkbar, in Mali geht es nicht ohne die Franzosen.
Die Macht in Mali liegt in den Händen einer korrupten Militärregierung
Die Stellung Frankreichs in Mali war von vornherein belastet. Zwar sprechen die Männer und Frauen, die für die Trikolore in der Gluthitze Malis ihren Dienst verrichten, alle die Landessprache. Doch die koloniale Vergangenheit belastet das militärische Engagement stärker, als es der französische Präsident und Wahlkämpfer Emmanuel Macron wahrhaben will. Kurz gesagt: Der Hass auf die alte Kolonialmacht ist eine Emotion, die leicht zu schüren ist. Genau diese Karte spielt aktuell dem Chef der Militärregierung, Assimi Goita, in die Karten. Er hat Frankreich zuletzt mit dem Einsatz von russischen Söldnern offen provoziert.
Was bedeutet das für die deutsche Mission? Es fehlen derzeit alle Grundlagen, die für einen erfolgreichen Einsatz unverzichtbar sind. Die Hoffnung auf Befriedung und Stabilisierung Malis sowie einen effektiven Kampf gegen den Terrorismus in der Sahelzone ist zerstört. Der größte Auslandseinsatz der Bundeswehr muss beendet werden. Und zwar nicht, weil er von vornherein falsch war, sondern weil sich die Umstände in einer Dramatik verändert haben, die ein sinnvolles Engagement nicht mehr als sinnvoll erscheinen lässt.
Die Macht in Mali liegt in den Händen einer korrupten Militärregierung, die zudem nicht in der Lage ist, den islamistischen Terror in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig macht die Junta deutlich, dass sie nicht gewillt ist, die Kolonialmacht Frankreich zu akzeptieren. Lieber ist ihr offensichtlich, die semikriminelle russische Privateinheit Wagner ins Land zu holen. Wer glaubt, dass die Söldnertruppe ohne die Genehmigung des Kremls tätig ist, lebt im Märchenland. Klar dürfte sein, dass Russland gar nicht daran interessiert ist, eine gestaltende Rolle in Mali zu spielen. Es reicht Putin, für Destabilisierung in Afrika zu sorgen – alles, was dem Westen schadet, ist dem früheren Geheimdienstler recht.
Eine nicht koordinierte Flucht wie aus Afghanistan darf es aber nicht geben
Warnende Stimmen behaupten nun, ein Rückzug westlicher Streitkräfte würde das Chaos in Mali noch verschärfen und Terrorgruppen freie Hand geben. Das Argument hat man allerdings jahrelang auch über den Einsatz in Afghanistan gehört. Ohne dass sich die Lage verbessert hätte. Im Gegenteil.
Der Bevölkerung eines demokratischen Staates ist ein Einsatz nicht mehr zu vermitteln, in dem es weder seriöse Ansprechpartner noch erreichbare Ziele gibt.
Eine nicht koordinierte Flucht wie aus Afghanistan darf es aber nicht geben. Das ist Deutschland den deutschen Soldaten und den Ortskräften, die für unsere Streitkräfte tätig sind, schuldig.
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2013 schrieb das manager magazin unter der Überschrift: „Krieg in Mali – Frankreichs Sorge um Uran aus der Wüste“ den Text „Der Krieg in Mali ist eng verbunden mit der Rohstoffzufuhr für den Atomstaat Frankreich.“ (https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/a-879615.html)
Wieso lese ich nichts von dieser Sicht der Dinge im Artikel von Simon Kaminski?
Es gab sogar einige, und da zähle ich mich dazu, die nicht mal einen "Einzug" in Mali für sinnvoll hielten. Dann bräuchte man jetzt auch einen Rückzug. Bilanz: --
Ja, natürlich, die humanitären Gründe und die Terroristen. Kein Wort, dass Frankreich aus dieser Ecke sein Uran bezieht und einiges an Erdöl dort vermutet wird. Also haben wir keine Interessen, sondern sind nur die guten Menschenfreunde. Und das Putei-/Russenbashing darf natürlich auch nicht fehlen. Wenn man beobachten will, wie ein Krieg herbeigeschrieben wird, sollte Augen und Ohren offenhalten, was alles in unseren Medien publiziert wird.
Und dann sollte er/sie sich den Satz von Gabriele Krone-Schmalz auf der Zunge zergehen lassen, der da lautet:
Offenbar reicht bei vielen weder die Bildung noch die Fantasie aus, um sich die Schrecken des Krieges vorzustellen.