Die Allianz agiert angesichts des russischen Angriffskrieges und der Erweiterung im Norden Europas geschlossen wie lange nicht. Nur der Blick auf die USA bereitet Sorgen. Ein Kommentar.
Endlos, oft verschneit, viel Wald und nur spärlich besiedelt. So sieht die Gegend aus, in der von nun an Nato-Gebiet hart auf russisches Territorium stößt. Die Nordflanke der Allianz hat eine Länge von mehr als 1300 Kilometern. Die Aufnahme Finnlands in das westliche Militärbündnis könnte bereits Mitte der Woche beim Treffen der Außenminister der Mitgliedstaaten besiegelt werden. Für Aufregung sorgt dieser Schritt nicht mehr, dabei ist das Ende der finnischen Neutralität nicht nur eine politische Sensation, sondern auch ein strategisches Desaster für den Kriegsherrn Wladimir Putin.
Für Moskau wird es auf kurz oder lang noch schlimmer kommen. Denn auf Dauer wird die Türkei den Nato-Beitritt Schwedens, der wie im Nachbarland Finnland von einer großen Mehrheit der Bevölkerung befürwortet wird, nicht verhindern können. Schon nach den Wahlen am Bosporus am 14. Mai dürfte die türkische Blockade bröckeln.
Selbst Skeptiker sind über Grad der Geschlossenheit der Nato überrascht
Selbst Skeptiker attestieren der Nato, dass sie seit dem russischen Angriffskrieg einen Grad der Einigkeit und Entschlossenheit erreicht hat, mit dem die wenigsten gerechnet haben. Natürlich ist es tragisch, dass Leid und Tod in der Ukraine die Allianz wiederbelebt haben. Die Einschätzung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der dem Bündnis noch 2019 einen "Hirntod" attestierte, klingt heute wie eine Fehldiagnose aus längst vergangenen Zeiten. Doch vor vier Jahren hatte die bittere Bilanz Macrons durchaus ihre Berechtigung. Orientierungs- und mutlos reagierten führende Nato-Mitglieder auf die unverhohlene Drohung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump, der Allianz den Rücken zu kehren.
Dem Bündnis kommt in der derzeitigen Krise durch den russischen Überfall zugute, dass bereits 2010 Strukturen gestrafft wurden. Gleich mehrere Kommandobehörden wurden aufgelöst, um schneller und effektiver zu werden. Sanktionen gegen Russland wurden mit einer kaum für möglich gehaltenen Geschlossenheit ausgearbeitet und umgesetzt. Auch Umfang und die Konsequenz der militärischen Unterstützung Kiews dürften Putin überrascht haben.
Nato setzt auf Abschreckung und schmiedet neue Bündnisse
Gleichzeitig arbeitete die Nato-Führung ein neues strategisches Konzept aus, das die Version aus dem Jahr 2010 ersetzt. Heute ist von dem Ziel einer "echten strategischen Partnerschaft" mit Russland nicht mehr die Rede. Solange Putin an der Macht ist, ein aussichtsloses Unterfangen. Gleichzeitig hat das Bündnis immer klar gesagt, dass eine direkte Kriegsbeteiligung nicht infrage kommt und weiterhin Gesprächskanäle mit Moskau offengehalten werden sollen. Während Russland als derzeit "größte Bedrohung" für den Frieden klassifiziert wird, gilt China, das versucht, die Nato zu spalten, als eine Herausforderung für die Sicherheit und die Interessen der Allianz.
Militärisch setzt die Nato auf Abschreckung. Bündnisse werden neu geschmiedet oder intensiviert – so wie zuletzt mit asiatischen Staaten. Unbefriedigend ist in diesem Zusammenhang das fehlende Engagement einiger Mitglieder bei der Stärkung der Verteidigungsbereitschaft – nicht zuletzt Deutschland hinkt hinterher. Das Selbstbewusstsein im Brüsseler Nato-Hauptquartier ist dennoch groß wie lange nicht. Wenn da nur nicht die bange Frage wäre, ob in Washington nicht doch wieder destruktive Kräfte wie Trump die Oberhand gewinnen könnten. Denn eines hat sich nicht verändert in den letzten Jahren: ohne die USA keine schlagkräftige Nato.
Die Diskussion ist geschlossen.
Kann man nicht mal Ordnung in solche Einordnungen bringen:
Da wird in einem Artikel über das „neue Selbstbewusstsein der NATO“ geschrieben:
„ Sanktionen gegen Russland wurden mit einer kaum für möglich gehaltenen Geschlossenheit ausgearbeitet und umgesetzt.“
Die NATO hat keine Sanktionen erlassen!
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sanktionen_gegen_Russland_seit_dem_Überfall_auf_die_Ukraine
Dann kommt der Mutmacher-Spruch:
„Auch Umfang und die Konsequenz der militärischen Unterstützung Kiews dürften Putin überrascht haben.“
Es war nicht die NATO die geliefert hat, sondern einige Mitgliedstaaten ganz unabhängig vom Bündnis. Die deutsche Zauderei und das konsequente Handeln der Polen standen und stehen in einem diametralen Widerspruch.
Gleichzeitig wissen wir, dass sich die Munitionslager des Westens rapide leeren. Auch die Lieferung von ein paar Dutzend Kampfpanzern ist ungeeignet, um große strategische Operationen gegen die russische Mörderbande, genannt „Rote Armee“ durchzuführen. Diese Lieferung, in Umfang und fehlender Nachhaltigkeit verlängert nur das Elend.
Und das die NATO auf Abschreckung setzt, ist ja nun wirklich nichts Neues. Nur die nukleare Abschreckung in den 60/70/80er Jahren dämmte Russland Willen zur imperiale Aggression ein. Eine nichtnukleare Auseinandersetzung in Europa hätte ein schnelles Ende genommen.
Und nun mag man sich in BrüsseL wichtig fühlen, oder „neues Selbstbewusstsein“ demonstrieren. Ohne die Leistung der Partner ist die NATO nichts. Und wenn sich die USA weiter alleine gelassen fühlen, und aus diesem Grund einen Rückzieher machen, ist der Laden nach wie vor schnell dicht. Hauptgrund dafür ist der nach wie vor fehlende Wille Deutschlands, sich verteidigen zu wollen und zu können. G
>>„ Sanktionen gegen Russland wurden mit einer kaum für möglich gehaltenen Geschlossenheit ausgearbeitet und umgesetzt.“<<
In dem kommentierten Artikel findet sich dieser Satz nicht. Und was die NATO ausmacht ist Ihnen scheinbar nicht geläufig. Sie ist ein Bündnis von Staaten, welches der Ukraine militärische Unterstützung zugesagt hat. Die NATO hat aber auch klar gemacht, dass sie keine Kriegspartei ist, das wäre sie dann, wenn sie Truppen in den Kampf schicken würde. Wenn dann einzelne NATO-Staaten militärisches Gerät und Munition in die Ukraine schicken, dann geschieht das als Mitglied der NATO. Was ist daran so schwer zu verstehen?
Sicher hat der UA Krieg die NATO voran gepuscht und das Selbstbewusstsein des Bündnisses gestärkt. Selbst zu Problemen ausserhalb des NATO Gebietes wird man aktiv einschl des Verhältnisses zu China./Asien Natürlich wird es für einen Zeitraum von einer Generation sich die Frage einer Partnerschaft mit RU nicht stellen unabhängig von der Putin Nachfolge. Aber richtig wird erkannt, dass die NATO ohne die ständige aktive Rolle der USA ein machpolitischer Torso ist und bleibt- ein Nachteil eines riesigen Konglomerats von vielen Staaten mit unterschiedlichen Meinungen und historisch bedingten Divergenzen. Kritisch ist die innenpolitische Entwicklung in USA Richtung Weltpolizist, Schwerpunktverschiebung von Europa nach Asien oder auch Rückzug der Schwerpunktsetzung in Richtung innere Probleme.
Die NATO lebt doch wirklich nur durch die USA und vielleicht noch die Türkei, Frankreich und GB. Ein wenig auch noch Deutschland.
Warum droht Russland dann mit einem Weltkrieg bei jeder Ausweitung der Nato? Die Finnen werden ein zusätzlicher starker Partner sein. Und die Neuausrichtung der Nato beginnt erst. Putin ist wirklich ein großer Stratege. Er hat alles erreicht, was er eigentlich mit aller Macht verhindern wollte.
Ich habe nicht mitbekommen, daß Rußland mit einem WELTKRIEG droht. Und - zu einem Weltkrieg würden noch ein paar mehr als NATO und Rußland gehören.