Beim Kampf gegen Fluchtursachen kommt es auf Länder wie Jordanien an
Deutschland muss alles tun, was in der Krisenregion Nahost zu mehr Stabilität beiträgt – im eigenen Interesse. Daran sollten auch die Gipfelteilnehmer am Montag im Kanzleramt denken.
Israels Nachbarland Jordanien ist das beste Beispiel dafür, wie sehr es in der großen Weltpolitik auch auf die kleinen Staaten ankommt. Und dass Deutschland mit seiner Tradition der Entwicklungshilfe Verbindungen aufgebaut hat, die sich gerade in schwierigen Zeiten als unschätzbar wertvoll erweisen. In dieser Woche besucht Entwicklungsministerin Svenja Schulze Jordanien, geplant hatte sie ihre Reise lange vor dem verheerenden Terrorangriff der Hamas, die aus dem Gazastreifen heraus Israel überfiel, rund 1400 Menschen ermordete und viele weitere verletzte oder verschleppte. Doch im Angesicht der islamistischen Gräuel und der israelischen Gegenreaktion, die zahlreiche Todesopfer im Gazastreifen fordert, gewinnt der Besuch ganz neue Brisanz. So wird die pragmatische SPD-Politikerin nicht nur Projekte zur Entsalzung von Meerwasser oder in der Berufsbildung anstoßen, sondern hinter den Kulissen versuchen, Gesprächskanäle in die Krisenregion offen zu halten und deeskalierend zu wirken.
Schulze steht weniger im Rampenlicht, sucht es auch weniger als die grüne Außenministerin Annalena Baerbock. Doch ihre Bedeutung für die internationalen Beziehungen Deutschlands ist kaum zu unterschätzen. Denn ihre Aufgabe führt sie gerade in jene Länder, die im Normalfall nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, obwohl das, was dort geschieht, gravierende Auswirkungen auf die westliche Welt hat.
Enge Verbindung zwischen Deutschland und Jordanien
Jordanien etwa hat sich zu einer Art Stabilitätsanker im explosiven Nahen Osten entwickelt. Das Verhältnis des Königreichs zu Israel begann mit erbitterter Feindschaft, doch seit 1994 herrscht offiziell Frieden. Es ist kein Zufall, dass sich US-Außenminister Antony Blinken gerade in der Hauptstadt Amman mit Vertretern mehrerer arabischer Staaten trifft, um über Möglichkeiten einer Entschärfung des Konflikts zu sprechen. Auch und gerade zu Deutschland sind die Beziehungen eng. Bundeskanzler Olaf Scholz hat König Abdullah II. vor Kurzem in Berlin empfangen, die Bundesluftwaffe eben ein gemeinsames Wüsten-Manöver mit der jordanischen Airforce beendet. Deutschland wird als Partner geschätzt. Doch im Moment kochen auch in Jordanien antiisraelische und antiwestliche Ressentiments hoch. Rund die Hälfte der etwa zehn Millionen Einwohner hat einen palästinensischen Hintergrund.
Wenn sich die deutschen Länderchefs an diesem Montag mit Bundeskanzler Olaf Scholz über eine grundlegende Reform der deutschen Migrationspolitik beraten, sollten sie auch die Situation in Ländern wie Jordanien mitdenken. Mehr Ordnung und Steuerung der Zuwanderung ist nötig, und es mag Fehlanreize geben, die illegale Migration von Menschen ohne echten Schutzanspruch fördern und deshalb abgestellt werden sollten. Doch der deutschen Politik muss eines klar sein: Ob und in welcher Zahl sich Menschen auf die Flucht nach Europa machen, das entscheidet sich anderswo.
Die meisten Flüchtlinge bleiben in den Nachbarländern
Global gesehen führt Flucht in den allermeisten Fällen zunächst in Nachbarländer. Jordanien etwa hat neben Palästinensern auch in großer Zahl Iraker und zuletzt Syrer aufgenommen. Doch jetzt, wo in Nahost neue Flüchtlingswellen drohen, fühlt sich das Land an der Grenze seiner Aufnahmefähigkeit. Denn Jordanien kann vom märchenhaften, meist auf Öl- oder Erdgasvorkommen gegründeten Reichtum anderer arabischer Staaten nur träumen. Länder wie Jordanien zu stabilisieren, ist für Deutschland also von enormer Bedeutung – und liegt auch im Interesse Israels.
Die Diskussion ist geschlossen.
"Ob und in welcher Zahl sich Menschen auf die Flucht nach Europa machen, das entscheidet sich anderswo."
Das ist nur so lange richtig, solange der "Flüchtling" (bzw. dessen Schleuser) in der Lage ist, durch seine ungehinderte Einreise Tatsachen zu schaffen und Europa weder fähig noch willens ist, selbst zu entscheiden, wen und wieviele es als Flüchtlinge aufnimmt, und diese Entscheidung auch durchzusetzen.
Und es ist überfällig, diese Entscheidungsgewalt, die für soveräne Staaten selbstverständlich sein sollte, auch wieder wahrzunehmen.
Michael K., Gratulation ! Ihr Beitrag ist überragend, sowohl inhaltlich als auch sprachlich - im Gegensatz zu vielen anderen Meinungen,
wo nur mit Vorurteilen und Hass gearbeitet wird, nicht nur von Seiten des rechtsradikalen Wählerklientels, sondern bis weit hinein in
die Mitte der Gesellschaft.
"Deutschland muss alles tun, was in der Krisenregion Nahost zu mehr Stabilität beiträgt – im eigenen Interesse."
Zu allererst müssen in der Nahost-Region die Anreinerstaaten von Israel was tun (z.B. deeskalieren) und das sind:
- direkt: Ägypten, Libanon, Jordanien und Syrien
- indirekt: Saudi-Arabien, Irak,Türkei und weiter
Einige dieser Staaten (Gott-sei-Dank nicht alle) haben aktuell aber offenbar nichts besseres zu tun, als sich zum Anführer der weltweiten Muslime aufzuschwingen und mit vorgeschobener Heuchelei gegenüber den Palästinensern den Dschihad gegen Juden und weitere Andersgläubige auszurufen, die sich ihnen in den Weg stellen. Das ist Wasser auf die Mühlen der Islamisten weltweit. Wer Wind sät, wird Sturm ernten (Hosea, Kapitel 8, Vers 7).
Dieser Krieg ist längst nicht mehr einer zwischen Islamisten und Juden. Er betrifft alle (aus muslimischer Sicht) "Ungläubigen" und die freie, demokratische Welt. Die Demos in Essen, Berlin Düsseldorf, etc. (aber auch frühere antiisraelische Demos) waren nur ein kleiner Vorgeschmack, was uns in Europa noch blüht, wenn wir keine härtere Gangart gegenüber hiesigen Islamisten aufziehen, z.B. durch (das können wir tatsächlich für Israel tun - aber bei uns):
- Kappung der Finanzierung von Imamen und Koranschulen aus dem Ausland
- Kontrolle der Predigten von Imamen in Deutschland (über Whistleblower System)
- Dokumentierte Abfrage von Haltung zum Grundgesetz und zu Israel vor Einreise und Asyl-/Sozialleistungen
- Aberkennung des Aufentahltsrechts oder Asyl-/Sozialleistungen bei (ggf. wiederholter) Beteiligung an Straftaten wie Ausübung und Verbreitung von Antisemitismus
- Verbote weiterer islamistischer Vereinigungen, Fahnen, etc. in Deutschland und Überwachung durch den Verfassungsschutz
- Aufklärungsarbeit und Resozialisierungsprogramme an Schulen um bereits verbreiteten Antisemitismus (egal von welcher Ecke) wieder einzudämmen
- Haftbarmachung von sozialen Netzwerken wenn Hass und Antisemitismus verbreitet werden
- etc.
Ich finde Sie haben es in Ihrem Kommentar auf dem Punkt gebracht. Ein sehr gute Beschreibung. Bei den Demos die zur Zeit in Deutschland abgehalten werden ist für mich unerträglich. Man ist Auffassung in den Islamischen Ländern zu Leben und nicht in einen Freien Demokratischen Deutschland, dass muss sich dringend ändern. Wer hier sich nicht an unsere Werte hält ist kann doch gerne gehen. Aber jeder Mensch hat das recht in Frieden und Freiheit in Deutschland zu leben!
Die Grüne Schulze ist nicht die richtige Frau für diese Aufgabe.
Und Deutschland muß (!) keine bestimmten (!) Flüchtlinge aufnehmen.
Flüchtlinge, die nicht mit der Demokratie, den deutschen Gesetzen sowie der deutschen Staatsränson übereinstimmen, dürfen und müssen abgewiesen werden!
"Humanität" (also Aufnahme von Flüchtlingen) genießt keine Priorität gegenüber anderen Staatsinteressen, sondern muß insbesondere mit den obig genannten Interessen sowie der mit Finanz- und Wirtschaftsinteressen abgeglichen werden!
Korrektur Frau Maria:
Svenja Schulze ist von der SPD, aber ansonsten kann ich Ihnem Kommentar in allem zustimmen.