Bayern München blamiert sich beim FC Ingolstadt
Der nächste Dämpfer für den FC Bayern: Im Testspiel gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt war der deutsche Meister mit der 0:1-Niederlage noch gut bedient. Von Andreas Kornes
Ingolstadt Der Star des Abends ließ lange auf sich warten. Jürgen Klinsmann, Trainer des FC Bayern München, betrat erst im Schatten seiner Mannschaft kurz vor Spielbeginn den Rasen des Ingolstädter Tuja-Stadions. Blitzlichtgewitter. Ein schneller Handschlag mit FCI-Sportdirektor Harald Gärtner, dann nahm der ehemalige Bundesklinsi neben Uli Hoeneß auf der Bank Platz. Nach der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft verschwand er genauso wortlos wieder in der Kabine. Später war zu hören, dass er mit dem Engagement seiner Mannschaft zufrieden gewesen sei. Damit dürfte er gestern aber relativ alleine dagestanden haben.
Bayern-Manager Uli Hoeneß zumindest wies eine gefährlich wirkende Rötung des Gesichts auf, als er sich den Fragen der Reporter stellte. Ziel eines Freundschaftsspiels sei es nicht unbedingt, auf Ergebnis zu spielen, sagte er. Und weiter: Junge Spieler sollten sich bei solchen Gelegenheiten zeigen. Was er denn von der Leistung der gestandenen Spieler halte, wurde er dann gefragt. Aus dem zartrot wurde dunkelrot. "Da fragen Sie bitte den Trainer. Es ist nicht meine Aufgabe, Spieler zu kritisieren."
Es wäre wohl nicht allzu freundlich geworden, hätte Hoeneß sich doch noch zu einem Urteil durchgerungen. Zwar musste der Rekordmeister auf elf Nationalspieler verzichten, die am Wochenende für ihre Heimatländer im Einsatz sind. Doch beim Rekordmeister liest sich auch die vermeintliche B-Mannschaft noch wie eine kleine Weltauswahl. Vor allem Zé Roberto, derzeit bester Bayern-Akteur, hat seine Klasse in dieser Saison schon mehrfach bewiesen. Gestern allerdings blieb er diesen Beweis schuldig, und tat es damit seinen Kollegen gleich. An dieser Stelle nur einige Einzelkritiken:
Tim Borowski: Fehlanzeige.
Massimo Oddo: Nur körperlich anwesend.
Breno: Sah von Ingolstadts Sturmtalent Daniel Lemos meist nur die Hacken.
Es war der FC Ingolstadt, der gestern Abend positiv überraschte. Und das nicht nur mit dem 1:0-Sieg, der noch deutlich höher ausfallen hätte können. Vor allem Lemos brachte sich eindringlich in Erinnerung - allein ein Tor fehlte ihm zum perfekten Fußballabend.
Französischer Testspieler dabei
Einen solchen erlebte dafür Andreas Buchner. Fast fünf Monate lang hatte eine langwierige Beckenentzündung den Einsatz des Ingolstädter Aufstiegshelden verhindert. Gestern gab er sein Comeback. Angesichts des lauen Auftritts der Bayern war dieser Moment zumindest der gefühlte Höhepunkt des Abends (siehe Nachgefragt). Außerdem gab es beim Zweitliga-Aufsteiger auch noch ein komplett neues Gesicht zu sehen: Der Franzose Olivier Nsiabamfum absolviert derzeit ein Probetraining beim FCI und wurde in der zweiten Halbzeit für Malte Metzelder in der Innenverteidigung eingewechselt.
7element}Zunächst allerdings hatte er auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen und von dort aus einen selbstbewussten Zweitligisten gesehen. Hochkarätige Möglichkeiten blieben zunächst aber weitestgehend Mangelware - bis zur 39. Minute. Über die rechte Angriffsseite passierte das Spielgerät in einem schnellen Spielzug die Stationen Neuendorf und Schwarz und landete schließlich bei Lemos. Dieser verlud Bayern-Torwart Hans Jörg Butt und legte quer auf Steffen Wohlfarth. Der hatte wenig Mühe, ins leere Tor zu treffen.
Nur eine Minute später wäre nach dem gleichen Muster beinahe auch noch das 2:0 gefallen: Diesmal zog Wohlfarth ab, Butt parierte, Lemos drosch den Abpraller knapp am Pfosten vorbei. Plötzlich hatte Ingolstadt beste Chancen im Minutentakt, vergab aber fahrlässig.
Nach der Pause bot sich den rund 5000 Zuschauern ein unverändertes Bild. Ingolstadt erspielte sich Chance um Chance, während sich Bayern lustlos dem Abpfiff entgegen schleppte. Als dieser dann (endlich) ertönte, waren die Gäste in wenigen Sekunden vom Spielfeld verschwunden. Ingolstadt feierte sich selbst und genoss es für kurze Zeit, im an diesem Abend eher matten Glanz des Meisters zu stehen. "Ein schöner Abend", sagte FCI-Boss Peter Jackwerth im Schein des Flutlichts. Uli Hoeneß war zu diesem Zeitpunkt bereits verschwunden.
FC Ingolstadt: Lutz - Fink, Wenczel, Metzelder (58./Mvingani), Reinhard (67./Buchner) - Hagmann - Braganca, Schwarz (67./Buch) - Neuendorf (46./Dallevedove) - Wohlfarth (67./Schneider), Lemos (84./Demir).
FC Bayern München: Butt - Oddo, Ottl, Breno, Benede - Sosa, Borowski, Ze Roberto, Ekici - Müller (78./Nagorny), Enrico (32./Stier).
Tor: 1:0 Wohlfarth (39.).
Zuschauer: 5172.
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