Wettskandal: UEFA bestellt Verbände zum Rapport
Hamburg (dpa) - Die europäische Fußball-Union UEFA bestellt die in den Wettskandal verwickelten Nationalverbände zum Rapport: Am 25. November treffen sich am UEFA-Sitz in Nyon neun Länder zu einem Krisentreffen, darunter Deutschland.
Dann wollen die Verbände über die Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft sprechen. 200 Fußballspiele in neun Ländern stehen nach Angaben der Bochumer Behörde unter Manipulationsverdacht. Die Staatsanwaltschaft nannte Belgien, die Schweiz, Kroatien, Slowenien, Bosnien, die Türkei, Österreich, Ungarn und Deutschland, wo bereits 15 Verdächtige in Untersuchungshaft sitzen. DFB-Präsident Theo Zwanziger und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, wollten sich zuvor auf einer Pressekonferenz zum Wettskandal äußern.
Auch Italien hat seinen neuen Wettskandal, in den die Mafia verwickelt sein soll. Die Polizei nahm neun Verdächtige fest, darunter sind der Präsident des Drittligisten Potenza SC und ein bekannter Mafioso. Acht Fußballspiele sollen im Land des Weltmeisters manipuliert worden sein. Potenzas Antimafia-Staatsanwalt Francesco Basentini ermittelt gegen 20 Verdächtige. Ein Bezug zu den Drahtziehern im europäischen Wettskandal zeichnete sich bislang noch nicht ab.
Die ermittelnde Bochumer Staatsanwaltschaft nennt weiterhin keine Namen von möglichen Tätern oder verdächtigen Spielpaarungen. "Wir lassen uns nicht treiben, auch wenn jetzt Anwälte öffentlich aus Haftbefehlen zitieren", sagte Behördensprecher Bernd Bienioßek. Dass der Ligaverband DFL und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht in die Ermittlungen eingebunden wurden, sei keineswegs als Misstrauen gegen die Verbände zu werten, betonte der Sprecher.
"Bei verdeckten Ermittlungen muss der Kreis der Eingeweihten unbedingt klein gehalten werden. Sogar in unserer eigenen Behörde wussten das nur fünf bis sechs Leute." DFL-Chef Reinhard Rauball hatte die Informationspolitik der Staatsanwaltschaft kritisiert und bedauert, dass Liga und DFB nicht eingebunden worden seien. "Rauball ist doch Anwalt. Er weiß, wie das bei verdeckten Ermittlungen läuft", erwiderte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
In der Schweiz hat nach dem Zweitligisten FC Thun ein weiterer Verein Verwicklungen in Manipulationen öffentlich gemacht. Der Zweitligist FC Gossau suspendierte seinen Mittelfeldspieler Mario Bigoni. Das bestätigte Vereinspräsident Roland Gnägi am Montag in der Zeitung "Blick". Laut Gnägi hat der 25-jährige Bignoni zugegeben, "dass in der letzten Rückrunde bei einem Spiel nicht alles sauber gelaufen" sei. Bereits am Vortag hatte der FC Thun seinen Stürmer Omar Faye gesperrt. Der 22-Jährige war im Zusammenhang mit dem Wettskandal von der Polizei vernommen worden. In der Schweiz stehen 22 Partien der 2. Liga und 6 Vorbereitungsspiele unter Verdacht.
Österreich fordert für die Verantwortlichen Wettskandal "härteste Strafen". Es müsse ein klares Signal her, sagte der sozialdemokratische Sportminister Norbert Darabos nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Da zehntausende Menschen geschädigt wurden, seien höhere Strafen als für Doping-Vergehen angebracht. Die betroffenen Vereine müssten aus dem Spielbetrieb ausgeschlossen werden. In Österreich stehen elf Spiele in der Ersten und Zweiten Liga unter Manipulationsverdacht.
Franz Beckenbauer hat sich unterdessen gegen zu viele Variationsmöglichkeiten bei Fußball-Wetten ausgesprochen. "Ich wusste gar nicht, wie viel Wetten du machen kannst: Ich dachte immer Sieg, Niederlage, Unentschieden. Jetzt kannst du ja wetten, wer die ersten grauen Haare bekommt, wer den ersten Elfmeter macht, wer die erste Gelbe Karte bekommt. Damit machst du das Spiel ja manipulierbar. Solche Dinge würde ich abschaffen, nicht mehr erlauben", sagte der Präsident des FC Bayern München in der Sendung "Sky90" im Bezahlsender Sky.
Und auch der Sportartikelhersteller adidas will hart gegen Sportler oder Mannschaften durchgreifen, die von dem fränkischen Unternehmen ausgerüstet werden und in den Fußball-Wettskandal verwickelt sind. "Wir haben in unseren Verträgen mit Sportlern und Vereinen ganz klar drin, dass wir bei kriminellen Vergehen die Zusammenarbeit fristlos kündigen können", sagte adidas-Chef Herbert Hainer der "Süddeutschen Zeitung".
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