Auf Jagrs Spuren
Panther-Kapitän Patrick Köppchen startet heute in seine 16. DEL-Saison. Ans Aufhören denkt der 35-jährige Verteidiger aber noch lange nicht
Am Freitag (19.30 Uhr) beginnt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Saison 2015/2016. Der amtierende deutsche Vizemeister ERC Ingolstadt bekommt es dabei zunächst mit den Hamburg Freezers zu tun, ehe am Sonntag (16.30 Uhr) in der Saturn-Arena das Derby gegen die Augsburger Panther auf dem Programm steht. Wir sprachen mit dem Kapitän des ERCI, Patrick Köppchen.
Herr Köppchen, können Sie spontan sagen, in die wievielte DEL-Saison Sie persönlich starten?
Köppchen: Das ist eigentlich ganz einfach. Nachdem ich 2000/2001 mein erstes DEL-Match für die München Barons absolviert habe, müsste es mittlerweile meine 16. Spielzeit sein.
Richtig! Was bedeutet Ihnen diese Zahl? Erfüllt Sie die auch mit einer gewissen Portion Stolz?
Köppchen: Naja, sie sagt mir zunächst einmal, dass ich doch schon ein ganz schön alter Mann geworden bin (lacht).
Was hat sich in den vergangenen 15 Jahren seit Ihrem Debüt innerhalb der DEL beziehungsweise am Eishockey-Spiel selbst verändert?
Köppchen: Der größte Unterschied liegt wohl darin, dass alles athletischer und dynamischer geworden ist. Wir Älteren haben erst kürzlich untereinander wieder gesagt: Früher hattest du im Team zwei Spieler mit einem Körperfettgehalt von unter zehn Prozent. Heute ist es genau umgekehrt: Es gibt nur noch zwei Jungs in der Mannschaft, die mehr als zehn Prozent aufweisen. Daran sieht man schon, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt hat.
Welche Veränderungen gab es seitdem innerhalb der Liga?
Köppchen: Nun, im Laufe der Jahre sind immer mehr große Multifunktionshallen hinzugekommen. Natürlich ist es für uns Spieler sehr angenehm, dort zu spielen. Auf der anderen Seite macht es aber auch großen Spaß, in kleineren und lauten Stadien wie in Iserlohn, Augsburg oder Ingolstadt aufs Eis zu gehen. Diesbezüglich gibt es in der DEL eine sehr gute Mischung. Zu den einzelnen Klubs kann ich nicht wirklich viel sagen. Ich hatte von Anfang an das Glück, schon immer in sehr professionell geführten Organisationen zu spielen. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Sie haben sich ja selbst schon als „ganz schön alten Mann“ bezeichnet. Achten Sie mit Ihren 35 Jahren heute wesentlich intensiver auf Ihren Körper als noch vor einigen Jahren?
Köppchen: Ja, definitiv! Nachdem die jungen Spieler ja entsprechend nachrücken, darf man als älterer Akteur diesbezüglich nicht schlafen. Vor zehn oder zwölf Jahren habe ich definitiv weniger gemacht als heute. Dementsprechend kann ich aber auch sagen, dass ich aktuell wesentlich fitter bin als früher. Man lernt im Laufe der Jahre seinen Körper immer besser kennen und weiß, wann er eine Regenerationszeit braucht und wann nicht. Aber das dauert eben auch eine gewisse Zeit.
In den vergangenen beiden Jahren haben Sie mit dem ERC Ingolstadt zwei DEL-Finals sowie in diesem Jahr auch noch die Weltmeisterschaft in Tschechien absolviert. Wie viel Substanz und Kraft hat Sie diese doch sehr intensive Eishockey-Zeit gekostet?
Köppchen: (überlegt) Nun ja, das Ganze war sicherlich nicht „Ohne“. Dementsprechend ist bei mir in diesem Sommer auch ein Teil meiner ursprünglichen Vorbereitung auf die neue Saison weggefallen. Auf der anderen Seite absolvierst du als Eishockey-Profi natürlich lieber Spiele als „nur“ zu trainieren (lacht).
Inwiefern haben Sie dann Ihre persönliche Vorbereitung auf diese Situation angepasst?
Köppchen: Nach der Weltmeisterschaft habe ich schon zwei, drei Wochen gebraucht, um meinen Körper entsprechend runterzufahren beziehungsweise zu regenerieren. Normalerweise bereite ich mich zwölf Wochen auf die neue Spielzeit vor. Dieses Mal waren es aufgrund der Mehrfachbelastung nur acht.
Sie gehen nun in Ihre dritte Saison beim ERC Ingolstadt – und das bereits zum dritten Mal mit einem neuen Cheftrainer (Manny Viveiros)! Ist das einfach ein „Teil des Geschäfts“ oder wäre es Ihnen lieber, über einen längeren Zeitraum mit einem Headcoach zusammenzuarbeiten?
Köppchen: Klar würde ich Letzteres – gerade als erfahrener Spieler, der mit dem Trainer viel kommuniziert und ihn dadurch auch besser kennenlernt – bevorzugen, keine Frage. Wir sind in diesem Jahr aber in einer sehr guten Situation, da Manny ja bereits in der vergangenen Saison als Assistenzcoach gearbeitet hat und wir ihn dadurch bereits bestens kennen. Ansonsten ist es aber – wie Sie in Ihrer Frage schon angedeutet haben – eben leider ein Teil dieses Geschäfts.
Was in den vergangenen Wochen sowohl in den Test- als auch Champions-League-Partien auffällig war: Sie hatten mit Stephan Kronthaler und Fabio Wagner stets einen Youngster an Ihrer Verteidiger-Seite. Sehen Sie sich als eine Art Mentor für diese jungen Spieler?
Köppchen: Ich denke schon, dass man das so sagen kann. Ich habe das damals in Hannover auch schon so gemacht, als Andy Reiss und Nicolai Goc meine Partner waren. Beide sind damit wohl ganz gut zurechtgekommen (lacht). Aufgrund unserer momentanen personellen Lage habe ich mich angeboten, diese Aufgabe auch beim ERCI zu übernehmen. Ich kann nur sagen, dass sowohl ’Kroni’ als auch Fabio ihre Sache bislang ausgezeichnet machen.
Wenn Sie an Ihre Anfangszeit zurückdenken: Gab es damals auch den einen oder anderen Routinier, der Sie an die Hand genommen hat?
Köppchen: Ja, das war zu Beginn meiner Profi-Zeit Toni Rauball in Braunlage (2. Liga). Wir hatten die gleiche Eishockey-Philosophie, was dann natürlich auch sehr gut gepasst hat. Von ihm und auch Steffen Ziesche habe ich für meine weitere Karriere sehr viel gelernt und profitiert.
Wenn Ihr jetziger Vertrag beim ERC Ingolstadt 2018 ausläuft, sind Sie 38 Jahre. Könnten Sie sich vorstellen, in die „Fußstapfen“ eines Mirko Lüdemann (41/spielt noch in Köln) beziehungsweise Jaromir Jagr (43/Florida Panthers) zu treten oder wird das doch eher Ihr letzter Kontrakt sein?
Köppchen: Nachdem ich den Sport immer noch sehr liebe, hätte ich grundsätzlich nichts dagegen, wenn ich auch im Alter dieser beiden Herren noch Profi-Eishockey betreiben dürfte (lacht). Aber klar, letztlich hängt alles an der Gesundheit. Drei Jahre ist noch eine lange Zeit – darüber können wir uns gerne in zwei Jahren nochmals unterhalten. Wenn es jedoch nach mir ginge, dann wäre es noch nicht mein letzter Vertrag.
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