Hoher Zuschuss für jüdisches Andenken in Buttenwiesen
In Buttenwiesen soll ein Lernort für Schüler entstehen. Die nächsten Schritte sind schon geplant
Wie lebten die Juden in Buttenwiesen? Wie sah ihr Alltag aus? Antworten auf diese und weitere Fragen soll ein Lernort zum jüdischen Leben in Buttenwiesen vermitteln. Ziel des Pilotprojektes ist es, das Leben jüdischer Menschen in der Region für Schüler aller Alltagsstufen „erlebbar“ zu machen.
Damit diese Idee in die Realität umgesetzt werden kann, fließen 100000 Euro aus München nach Buttenwiesen. Die Summe wird in diesem Jahr im bayerischen Staatshaushalt bereitgestellt. Das berichten der CSU-Stimmkreisabgeordnete Georg Winter und der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler im Landtag, Fabian Mehring aus Meitingen übereinstimmend in ihren Pressemitteilungen.
Freie Wähler und CSU haben sich für das Buttenwiesener Pilotprojekt stark gemacht
Die Freien Wähler und die CSU hatten sich gemeinsam für das Pilotprojekt unter der Überschrift „Schulprofil Inklusion“ in Buttenwiesen stark gemacht. Laut Winter fließen 50000 Euro über die Freie Wähler-Fraktionsinitiative und 50000 Euro über die CSU-Fraktionsinitiative. Mit den Mitteln soll die Konzeption und Vorbereitung des angedachten „Lernorts“ im Rahmen einer Projektförderung unterstützt werden. Hierzu zählen unter anderem eine Bedarfs- und Machbarkeitsstudie, eine Pilotausstellung und weitere Veranstaltungen. Denkbar wäre dabei auch eine Beteiligung des Jüdischen Museums Augsburg-Schwaben – so die Angaben in dem Förderantrag.
Rückblick: Gemeinsam mit Oberstudiendirektor Bernhard Hof, dem ehemaligen Schulleiter des Gymnasiums in Wertingen und Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner macht Mehring sich seit geraumer Zeit dafür stark, das einzigartige Ensemble aus Synagoge, jüdischem Friedhof und Mikwe im Zusamtal zu einem Lernort im Hinblick auf das jüdische Leben in Bayern auszubauen. Geht es nach Mehring, soll dort das Leben jüdischer Menschen in der Region für Schüler aller Altersstufen „erlebbar“ gemacht werden.
Dillinger Akademie für Lehrerfortbildung meldete Interesse an Buttenwiesener Projekt an
Auch die Dillinger Akademie für Lehrerfortbildung hat laut Mehring bereits Interesse an diesem Projekt angemeldet und erwägt den Lernort in die landesweite Lehrerausbildung zu integrieren. „Weil uns leider immer weniger lebende Zeitzeugen des Holocaust aus erster Hand berichten können, ist es umso wichtiger, die Erinnerung auf andere Weise aufrecht zu erhalten. In Buttenwiesen soll es dabei nicht einzig um die Schrecken des Nationalsozialismus, sondern auch darum gehen, zu zeigen, wie jüdisches Leben über Jahrhunderte selbstverständlicher Bestandteil der Kultur in unserer Region gewesen ist“, so Mehring.
Der FW-Politiker freut sich, dass sich seiner Initiative auch die CSU im Landtag angeschlossen hat und als Mitantragsteller auftritt. „Ein schönes Zeichen der guten Zusammenarbeit unserer Bayernkoalition“, findet der Abgeordnete.
Winter erinnert daran, dass auf Anregung der Jungen Union, Daniel Uhl und Fabian Braun, gemeinsam mit Bürgermeister Hans Kaltner vergangenes Jahr in Buttenwiesen eine Gedenkveranstaltung mit Charlotte Knobloch, der ehemaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und amtierenden Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und dem bayerischen Antisemitismus-Beauftragten Dr. Ludwig Spaenle stattfand. Winter erklärt, dass es Gemeindearchivar Dr. Johannes Mordstein ein Anliegen sei, das Wirken der jüdischen Mitbürger in Buttenwiesen wieder sichtbar zu machen.
In Buttenwiesen wurde das jüdische Ensemble aus Friedhof, Synagoge und Mikwe besichtigt
Beim damaligen Termin wurde das jüdische Ensemble aus Friedhof, Synagoge und Mikwe besichtigt. Zudem enthüllte Knobloch damals die Gedenktafel für den Buttenwiesener Juden Louis Lamm, der Namensgeber für den neuen Louis-Lamm-Platz, ehemals Schulplatz, ist. Laut Winter sei diese Vorarbeit eine gute Grundlage gewesen, der sich die Freien Wähler angenommen hätten und ihrerseits bezugnehmend auf die Schulinklusion tätig wurden.
Übrigens: Buttenwiesen hat seit einigen Monaten einen Beauftragten für jüdisches Erbe und Erinnerungskultur. Es ist Bernhard Hof, der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums Wertingen, der nun mit seinem Schwager, dem Gemeindearchivar Dr. Johannes Mordstein zusammenarbeite. Hof hatte, als er den Ratsmitgliedern vorgestellt wurde, erklärt, dass er es bedauerlich finde, dass im Vergleich zu KZ-Gedenkstätten die Orte des jüdischen Lebens als Exkursionsorte für Schüler, aber auch für Erwachsene, nur eine untergeordnete Rolle spielen. „Für die ganze Gemeinde war dieses Zusammenleben und -arbeiten ein außerordentlicher Wert – für beide Teile, die jüdische und christliche Gemeinde.“ Vor allem wegen der Nachbarschaft von Synagoge, Mikwe, Friedhof, aber auch Synagoge und Kirche eigne sich Buttenwiesen gut als Lernort für jüdisches Leben.“ (mit pm, bkk)
Lesen Sie auch:
Die Diskussion ist geschlossen.