Vater und Tochter sterben – Verfahren eingestellt
Einen Autofahrer trifft nach Ansicht des Gerichts nur eine geringe Schuld am Tod zweier Menschen an der B300-Autobahnbrücke.
Der Tank ist leer, Vater und Tochter holen bei Dunkelheit Benzin, überqueren die B300 und bezahlen mit dem Leben. Ein 46-Jähriger aus Altomünster (Kreis Dachau) und seine 16-jährige Tochter werden überfahren und sterben. Der schreckliche Verkehrsunfall auf der Bundesstraße bei Dasing vor einem Jahr bewegt die Menschen im Wittelsbacher Land.
Verfahren wegen fahrlässiger Tötung
Der Autofahrer aus dem nördlichen Landkreis erleidet nach der dramatischen Kollision mit den beiden Fußgängern einen schweren Schock und ist lange Zeit nicht vernehmungsfähig. Das Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen den heute 53-Jährigen ist jetzt eingestellt worden. „Wegen geringen Verschuldens und ohne Auflagen“, teilt Matthias Nickolai, Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg, auf Anfrage unserer Zeitung mit. Das Strafverfahren sei mit Zustimmung des Amtsgerichts eingestellt worden, sagt Nickolai: „Der Grad der Fahrlässigkeit liegt an der untersten Grenze des strafbaren Verhaltens.“ Er spricht von einem „minimalen Verstoß gegen die Sorgfaltspflichten“. Die Übersetzung aus dem Juristendeutsch: Der Fahrer hätte den Unfall eigentlich nicht vermeiden können. Er war auch nicht zu schnell unterwegs.
Der Vater ist mit seinen beiden Töchtern (16 und 14) am Abend des letzten Novembersonntags mit seinem Kleintransporter auf der Autobahn in Richtung Stuttgart unterwegs. An der Anschlussstelle Dasing verlässt er die A8. Grund: Im Tank ist kein Benzin mehr. Der 46-Jährige stellt den Wagen auf den Seitenstreifen auf der Zufahrt zum nördlichen Kreisel (Krake) und sichert zuerst das Fahrzeug zuerst. Dannmacht sich der Vater mit seiner älteren Tochter zu Fuß auf den Weg zur nahe gelegenen Tankstelle am Autohof südlich der Autobahn, um dort Benzin zu holen. Die 14 Jahre alte Schwester wartet im liegengebliebenen Fahrzeug.
Vermutlich kaum zu sehen
Das Unglück passiert auf dem Rückweg der Fußgänger – gut 200 Meter vom Transporter entfernt. Vater und Tochter sind dunkel gekleidet – keiner trägt eine Warnweste oder etwas Vergleichbares. Angesichts der herrschenden Dunkelheit vermutlich kaum zu sehen, überqueren Vater und Tochter die Bundesstraße im Bereich der Autobahnbrücke. Dabei werden sie von einem herannahenden Auto, das in Richtung Aichach unterwegs ist, erfasst. Das 16-jährige Mädchen wird mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Augsburger Zentralklinikum gebracht, wo es am Abend stirbt. Der 46-Jährige erliegt noch am Unfallort seinen Verletzungen.
Ein aufwendiges Gutachten rekonstruiert den Unfall-Hergang und die Staatsanwaltschaft Augsburg lässt sich sehr viel Zeit für ihre Ermittlungen. Pressesprecher Mathias Nickolai: „Das ist ausführlich abgewogen worden.“ Mit dem Ergebnis, das Verfahren gegen den Autofahrer einzustellen.
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