Große Schäden: Unwetter im Augsburger Land trifft Obstbauern schwer
Starke Regenfälle und heftige Orkanböen suchen am Dienstag vor allem den westlichen Landkreis Augsburg heim. Dabei fällt nicht nur ein Kindergeburtstag in Wollishausen ins Wasser.
Dieser Kindergeburtstag ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Mutter, Kinder, Großeltern und Verwandte saßen am Dienstag gemütlich im Garten als sich der Himmel über Wollishausen schlagartig verfinsterte. "Wir haben es gerade noch geschafft, die Kaffeetafel abzuräumen", sagt die Mutter. "Dann ging es auch schon los." Ein solches Unwetter hätten weder sie noch ihre Großeltern jemals erlebt. "Wir hatten nur noch gehofft, dass es keinen Tornado so wie vor einigen Jahren in Affing gibt." Zwar blieb dieser aus, die Schäden, die Sturm und Regen vor allem im westlichen Landkreis angerichtet haben, sind teilweise enorm.
Besonders getroffen hat es beispielsweise den Obsthof von Ulrich Zott in Ustersbach. "Wir gehen von einem Schaden zwischen 30.000 und 40.000 Euro aus", sagt er. Beschädigt wurden auf seinen Feldern vor allem die etwa fünf Meter hohen Pfähle für die Schutzdächer der Kirschbäume. Glücklicherweise habe es aber keinen Hagel gegeben, von einer Katastrophe wolle er daher nicht reden. "Die Früchte sind zum Glück unversehrt geblieben, sodass es keine Ernteausfälle geben wird." Den finanziellen Schaden aber wird Zott wohl aus eigener Tasche zahlen müssen.
Obstpreise bleiben voraussichtlich stabil
"Bei Sturmschäden mit einer Windstärke von mehr als acht auf der Skala, zahlt die Versicherung in meinem speziellen Fall wegen höherer Gewalt nicht", sagt er. Zott ist daher froh, dass die Obstpreise in diesem Jahr aller Voraussicht nach stabil bleiben. "Normalerweise müssen wir mit der Konkurrenz aus den südlichen Ländern wie Italien, Spanien oder Südfrankreich mithalten, die ihr Obst immer wieder zu Dumping-Preisen anbieten." Dies sei aber heuer nicht der Fall, da auch in diesen sonst wettermäßigen stabilen Anbaugebieten das kalte Frühjahr rund 40 Prozent der Ernte vernichtet hätte und "Schleuderpreise" somit nicht möglich seien. Zott sagt daher, er sei "mit einem blauen Auge" davongekommen. Lediglich eine gute Woche zusätzliche Arbeit neben dem finanziellen Schaden hätte ihm das Unwetter beschert.
Arbeit genug hatten auch die Feuerwehren. "Es gab im Landkreis insgesamt rund 70 Feuerwehreinsätze, zudem wurden die Kräfte während eines Einsatzes mehrfach auf der Straße angesprochen und um Hilfe gebeten, wie es bei Unwetterlagen häufiger vorkommt", teilt das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Ein Baum stürzte über die Fahrbahn der Kreisstraße A2 zwischen Mödishofen und Häder. Der andere Baum lag quer über dem unbefestigten Radweg neben der Bahnlinie zwischen Diedorf und Gessertshausen.
Auch am Mittwoch werden immer noch Keller ausgepumpt
Das Auspumpen der Keller, die Reinigung der Straßen und das Wegräumen der umgeknickten Bäume von Fahrbahnen und Gehwegen wird stellenweise einen Tag später noch einige Stunden andauern. Besonders betroffen waren laut Landratsamt die Gemeinden Gessertshausen und Diedorf. Örtlich war es kurzfristig zu Stromausfall gekommen.
Ein ganz anderes Problem trat allerdings beim Kindergeburtstag in Wollishausen auf. "Wir hatten die Kinder gerade zum Spielen in den Keller verfrachtet, als es einen fürchterlichen Schlag tat", erzählt die Mutter. Zunächst habe sie gedacht, ein Kleiderschrank im Haus sei umgefallen. "Doch dann sah ich, dass das große Trampolin des Nachbarn gegen unser Haus geflogen war." Die äußere Scheibe des dreifach verglasten Fensters sei dabei zu Bruch gegangen, Sims und auch die Fassade hätten ebenfalls Schäden davon getragen. Auch die Linde am Dorfbrunnen in Wollishausen hat dem Unwetter nicht Stand halten können und ist umgeknickt. Der Stamm ist auf eine Sitzbank gekracht. Glücklicherweise aber hat sich zu dem Zeitpunkt an dem bei vielen Radfahrern und Fußgängern beliebten Rastplatz niemand aufgehalten.
Straßen wurden teilweise überschwemmt
Im Dienstbereich der Polizei Zusmarshausen kam es lediglich zu zwei kleinen Einsätzen. In Gessertshausen war die Ortsdurchfahrt vorübergehend überflutet. Auch die Kreisstraße A3 bei der Bahnunterführung in Gessertshausen in Richtung Deubach wurde überschwemmt. Bei Eintreffen der Polizeistreife war sie aber bereits wieder befahrbar. In Fischach soll der Regen in der Augsburger Straße einen Gully-Deckel ausgehoben und die Fahrbahn überflutet haben. Auch hier hatte sich offenbar die Lage vor einer Aufklärung durch die Polizei bereinigt.
Da die momentane Wetterlage noch ein paar Tage anhalten wird, empfiehlt das Landratsamt, das Haus während des Unwetters nicht zu verlassen und vor allem bewaldete Gebiete zu vermeiden. Wer bei Einbruch eines Gewitters draußen unterwegs ist, sollte keinesfalls Schutz unter Bäumen suchen. "Es ist auch ratsam, zuhause eine Taschenlampe im Falle von Stromausfällen bereit zu legen", empfiehlt das Landratsamt.
Ausführliche Informationen und Handlungsempfehlungen gibt es über die NINA-App, die zuverlässig über Unwetterwarnungen informiert.
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